Rufe nach AfD-Verbotsverfahren stoßen in Union auf Unverständnis
Die Debatte über den Umgang mit der AfD belastet schon vor der Amtsübernahme der schwarz-roten Regierungskoalition das Verhältnis zwischen Union und SPD. In den Reihen der Sozialdemokraten gibt es Irritationen über die Forderung von CDU/CSU-Fraktionsvize Jens Spahn, der AfD Ausschuss-Führungen zu überlassen.
Seine Partei sei bei dieser Frage "absolut humorlos", sagte der
SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner der "Welt am Sonntag". Er
fordert, ein Parteiverbotsverfahren einzuleiten, wenn das Bundesamt für
Verfassungsschutz (BfV) die AfD als gesichert rechtsextremistisch
einordnen würde. "Wenn es zu einer Hochstufung durch den
Verfassungsschutz kommt, dann haben wir auch die Pflicht, auf die
Einleitung eines Parteiverbots hinzuwirken", so Stegner.
Diesen
Automatismus wiederum weist die Union zurück: "Aus einer Hochstufung
seitens des Verfassungsschutzes eine Pflicht zu einem Verbotsverfahren
abzuleiten, geht ganz offensichtlich an der Rechtslage vorbei", sagte
der rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Günter Krings, der
"Welt". "Die AfD muss von uns politisch bekämpft werden, indem wir ihren
Extremismus bloßstellen", plädierte er.
"Das beste Rezept gegen
die AfD sind konkrete Erfolge der neuen Bundesregierung, vor allem bei
Migration, Sicherheit und Wirtschaft." Von einer neuen Debatte um ein
AfD-Verbotsverfahren rät Krings dringend ab, weil damit "nur abgelenkt
würde vom viel entscheidenderen politischen Kampf gegen die AfD". Bei
einer neuen Verbotsdiskussion würde sich die AfD nur die Hände reiben
und "dies als kostenlose Unterstützung ihres Opfer-Mythos nutzen".
Auch
der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, von Haus aus
Verfassungsrechtler, hält ein AfD-Verbotsverfahren für das "wirklich
allerletzte Mittel". Nicht nur könne es "als Akt der Rat- und
Hilflosigkeit erscheinen", auch wäre sein Ausgang vollkommen offen,
warnte der Sozialdemokrat. "Ich würde meiner Partei nicht empfehlen,
sich darauf zu konzentrieren", so Kämpfer, der bei der
schleswig-holsteinischen Landtagswahl 2027 als Spitzenkandidat antreten
will.
Auch der Generalsekretär der aus dem Bundestag gewählten
FDP, Marco Buschmann, ist skeptisch, was ein AfD-Verbotsverfahren
angeht: "Wenn es scheitert, könnten die AfD-Populisten quasi mit einem
Persilschein durch die Gegend marschieren und sich als Opfer
inszenieren", warnte der ehemalige Bundesjustizminister.
Die
Linken-Abgeordnete Clara Bünger dagegen stellt sich klar hinter Stegners
Verbotsforderung: "Wenn eine Partei systematisch darauf hinarbeitet,
Menschenwürde, Gleichheit und Demokratie zu beseitigen, darf der
Rechtsstaat nicht schweigen", so die Juristin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur