Bauministerin zweifelt an Abschaffung des Heizungsgesetzes
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hält wesentliche Änderungen am sogenannten Heizungsgesetz auch für die nächste Bundesregierung für unrealistisch. "Wer jetzt behauptet, man könnte einfach das Heizungsgesetz streichen und alles wieder rückgängig machen, macht den Leuten etwas vor", sagte Geywitz der "Welt am Sonntag".
"Ab 2027 wird der EU-Zertifikatehandel auf den Gebäudebereich
ausgeweitet, die CO2-Preise dürften dann noch einmal steigen." Dann
drohe fossiles Heizen "für jeden Einzelnen enorm teuer" zu werden, wenn
es keine flankierenden Gesetze und Förderung gebe.
"Es gibt
bereits jetzt lange Übergangsfristen für den Umstieg auf eine Heizung
mit 65 Prozent Erneuerbare-Energien-Anteil, es gibt eine sehr hohe
Förderung von bis zu 70 Prozent der Kosten", so die Ministerin weiter.
Allerdings herrsche "Konsens unter allen Beteiligten, dass das
Gebäudeenergiegesetz viel zu kleinteilig ist. Es muss grundsätzlich
überarbeitet werden, und es fokussiert zu sehr allein auf
Energieeffizienz."
Die Zuständigkeit für das
Gebäude-Energie-Gesetz, in dem Sanierungsvorschriften für den
Gebäudebestand enthalten sind, solle in der nächsten Legislatur
idealerweise vom Wirtschaftsministerium zum Bauministerium übergehen.
"Das wäre sinnvoll", so Geywitz. "Jetzt sind wir auch für die
Neubauförderung und die kommunale Wärmeplanung zuständig, und der
Haushalt hat sich verdoppelt. Da würden jetzt auch die
Sanierungsförderung und das ganze Gebäudeenergiegesetz sehr gut passen."
Bei
der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) schlägt Geywitz vor
dem Hintergrund der niedrigen Sanierungsquote eine Neuausrichtung vor:
"Denkbar wäre es, die Sanierungsförderung nach wirtschaftlicher
Leistungsfähigkeit zu staffeln", sagte die Ministerin. "Ein Vermieter,
der für fünf oder sechs Euro vermietet, ist stärker förderwürdig als
einer, der für 18 Euro pro Quadratmeter vermietet. Bei Selbstnutzern
ginge es um das Einkommen. Niemand soll sein Haus sanieren müssen, der
das nicht möchte, aber wir müssen die stärker unterstützen, die bisher
ihr Haus nicht sanieren konnten."
Beim Wohnungsneubau hält
Geywitz unter anderem die aktuell geforderten Ausgleichs- und
Ersatzmaßnahmen für neu versiegelte Flächen in den Kommunen für
"schwierig und teuer". Sie schlage einen überregionalen
Versiegelungs-Ausgleich vor: "Diesen Ausgleich sollte man vom direkten
Ort der Baumaßnahme entkoppeln. Es gibt Renaturierungspotenzial. Was
heute noch versiegelt ist, könnte man also entsiegeln, etwa bei großen
Industriebrachen. Man kann auch dadurch Flächen der Natur zurückgeben",
so Geywitz.
Auf die Frage, ob sie noch einmal für das Amt der
Bauministerin zur Verfügung stehe, sagte sie: "Das ist kein Amt, um das
man sich bewirbt. Man wird berufen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur