Auto-Experte fordert Verkaufsquote für Elektro-Autos
Archivmeldung vom 21.06.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWegen des schleppenden Absatzes von Elektro-Autos fordert Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer (CAR-Institut) gegenüber "bild.de" eine Verkaufs-Quote für alternative Antriebe. "Die EU-Kommission könnte etwa Vorgaben machen, dass jeder Hersteller bis zum Jahr 2015 in Europa 3 Prozent seiner verkauften Autos als E-Autos verkaufen muss", schlägt der Auto-Experte vor. Ansonsten würden Geldstrafen fällig werden. Eine Quoten-Regelung würde die Bundesregierung keinen Cent kosten und dem Elektro-Auto zum Durchbruch verhelfen.
Dudenhöffer weiter: "In Deutschland und Europa verpassen wir den Trend zum Elektroauto, wenn wir so weitermachen wie bisher. Das Elektroauto verschwindet schneller als uns lieb ist, wenn sich die Politiker nicht endlich um das Thema kümmern."
Plattform Elektromobilität: Deutschlands Autoindustrie gut gerüstet
Der NPE-Vorsitzende Henning Kagermann zieht trotz Schwierigkeiten eine positive Zwischenbilanz nach zwei Jahren Nationaler Plattform Elektromobilität (NPE). Gestern Nachmittag übergab er der Bundesregierung in Berlin den dritten Zwischenbericht. "Elektromobilität wird kommen. Deswegen muss Deutschland als wichtiger Autohersteller dabei eine führende Rolle spielen da hängen Wertschöpfung und viele Arbeitsplätze dran", sagte der ehemalige Kagermann dem "Handelsblatt". Für den ehemaligen Chef des SAP-Konzerns ist das "kein Grund zur Panik, aber Anlass, frühzeitig klug zu investieren".
Die Bundesregierung startete die Initiative im Jahr 2010. In sieben Fachgruppen erarbeiten Experten konkrete Empfehlungen für den Weg in das Zeitalter der Elektromobilität Allerdings dürfte die Regierung ihr selbst gestecktes Ziel verfehlen, bis 2020 eine Million elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf deutschen Straßen fahren zu lassen. "Nach unseren derzeitigen Schätzungen kommen wir mit den im Regierungsprogramm angekündigten monetären Anreizen bis 2020 lediglich auf etwa 600 000 Elektrofahrzeuge in Deutschland", sagte Kagermann Noch ist es aus Sicht des NPE-Chefs aber zu früh für eine endgültige Einschätzung. "2014 endet die Phase der Marktvorbereitung. Dann werden wir kritisch Stellung beziehen zu dem bis dahin Erreichten", so Kagermann. "Wir haben dann die Daten aus den Schaufensterregionen und kennen die Reaktion der Käufer auf die ersten deutschen Modelle. Dann können wir eine verlässliche Prognose abgeben, ob wir mit den bis dahin realisierten Fortschritten, Initiativen und Anreizen ans Ziel kommen."
Im Gegensatz zu einigen Ländern geht Deutschland aus Sicht des ehemaligen SAP-Chefs systemisch vor und drücke keine Autos mit Subventionen auf den Markt, bevor das Produkt wirklich massentauglich und die Infrastruktur ausreichend sei. "Wir wollen keinen Subventionswettlauf. Wir wollen faire Bedingungen für die deutschen Anbieter. Würden noch heute alle Kaufprämien international ab geschafft, dann würde das die deutschen Anbieter am wenigsten treffen", sagte Kagermann. In den nächsten zwei Jahren bringen die deutschen Hersteller mehr als 15 elektrifizierte Modelle auf den Markt.
Deutsche Umwelthilfe kritisiert Förderungsstrategie der Regierung für Elektromobilität
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, hat die Strategie der Bundesregierung zur Förderung der Elektromobilität kritisiert und eine Kurskorrektur gefordert. Es sei "völlig egal, ob bis 2020 ein Prozent oder nur 0,5 Prozent der Autos elektrisch fahren, wenn Deutschland gleichzeitig bei den anderen 99 Prozent darauf verzichtet, höhere Effizienzstandards durchzusetzen", sagte Resch der "Saarbrücker Zeitung".
Hintergrund ist der am Mittwoch vorgelegte "dritte Fortschrittsbericht" der Nationalen Plattform Elektromobilität, der davon ausgeht, dass das Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen bis 2020 möglicherweise um 400.000 verfehlt werde. Notwendig sei es, "technikneutral" Fahrzeuge zu fördern, die sehr wenig CO2 ausstoßen, sagte Resch. Dazu seien direkte Kaufzuschüsse erforderlich, auch für Hybrid-Autos, mit denen für Umwelt und Verbrauch viel schnellere Erfolge zu erzielen seien als mit reinen Elektroantrieben. Deren Hauptproblem bleibe noch auf längere Zeit die mangelnde Reichweite. Resch: "Auch die 600.000 Elektroautos wird es 2020 nicht geben." Das Geld solle sich der Staat durch eine höhere Steuer auf große Spritschlucker wieder hereinholen, forderte der DUH-Bundesgeschäftsführer.
Quelle: dts Nachrichtenagentur