Union und AfD befürworten Führerscheinentzug bei Gewalttätern
Archivmeldung vom 23.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićUnion und AfD im Bundestag unterstützen die Forderung, Gewalttäter, die Einsatzkräfte attackieren, künftig mit Führerscheinentzug zu bestrafen. Zuvor hatte der Deutsche Beamtenbund Nordrhein-Westfalen eine entsprechende Verschärfung des Strafrechts ins Spiel gebracht.
Günter Krings, rechtspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, sagte
der "Welt" (Mittwochausgaben): "Wir sind grundsätzlich offen für eine
Ausweitung bei der Entziehung der Fahrerlaubnis. Eine solche Neuregelung
muss seriös diskutiert und systematisch aufgebaut werden." Allerdings
dürfe sich die Forderung nicht ausschließlich auf Straftaten gegenüber
öffentlich Beschäftigten beziehen, sondern müsse generell diskutiert
werden.
Die AfD-Fraktion teilte mit, den Vorschlag "ausdrücklich"
zu unterstützen. "Angriffe auf Vollstreckungsbeamte und Rettungskräfte
sind Angriffe auf unseren Staat. Ein auffälliges aggressives Verhalten
in der Öffentlichkeit ist geeignet, an der charakterlichen Eignung zur
Führung eines Kraftfahrzeugs zu zweifeln", sagte der
Bundestagsabgeordnete Christian Wirth.
In der Ampel-Koalition
trifft der Ruf nach einer gesetzlichen Verschärfung auf Ablehnung. Die
SPD-Fraktion im Bundestag verwies darauf, dass die Justiz die
"Strafgesetze gerade bei Angriffen auf Vollstreckungsbeamte und
Rettungskräfte konsequent zur Anwendung" bringe. Deren rechtspolitische
Sprecherin Sonja Eichwede teilte mit: "Dazu gehört auch, dass die
Gerichte ihren Handlungsspielraum bei der Entziehung der Fahrerlaubnis
nutzen, wenn sich aus der Tat eine mangelnde charakterliche Eignung
ergibt."
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Canan Bayram betonte,
"Angriffe auf Rettungskräfte sind aufs Schärfste zu verurteilen." Die
bestehende Rechtslage reiche jedoch aus. Die Gerichte könnten schon
heute die Entziehung der Fahrerlaubnis anordnen. "Insoweit sind bereits
jetzt Konstellationen denkbar, in denen bei der Behinderung von oder dem
Angriff auf Rettungskräfte diese Maßregel verhängt werden kann."
Auch
die FDP-Fraktion wies die Forderung des Beamtenbunds zurück. Ihr
innenpolitischer Sprecher Manuel Höferlin sagt: "Angriffe auf Polizisten
oder Rettungskräfte sind bereits heute Straftaten und werden als solche
verfolgt. Die aktuelle Forderung einzelner Mitglieder des Beamtenbundes
scheinen daher in Art und Tonalität eher dem Sommerloch geschuldet als
der Problemlösung zuträglich."
Die rechtspolitische Sprecherin
der Linke-Gruppe im Bundestag, Clara Bünger, erklärt die Forderung für
"zu kurz gedacht": "Dass Attacken auf öffentlich Beschäftigte zunehmen,
ist besorgniserregend. Wir haben aber ein funktionierendes Strafrecht,
das entsprechende Taten ahndet. Wenn als Nebenstrafe die Fahrerlaubnis
entzogen wird, ohne dass ein sachlicher Zusammenhang zur Tat besteht,
erzeugt das Rechtsunsicherheit." Außerdem besäßen nicht alle Menschen
einen Führerschein.
Quelle: dts Nachrichtenagentur