BDA-Präsident Rainer Dulger fordert: Beim Impfen endlich vom Bummelzug in den ICE umsteigen
Archivmeldung vom 27.03.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićArbeitgeber-Präsident Rainer Dulger mahnt eine verlässliche Teststrategie und schnelle Corona-Impferfolge an. Der BDA-Präsident kritisierte im Interview mit der "Heilbronner Stimme" das deutsche Impftempo. Dulger sagte: "Wir müssen endlich vom Bummelzug in den ICE umsteigen."
Er fügte hinzu: "Worte und Versprechungen allein reichen nicht. Die Regierung muss dafür Sorge tragen, dass wir ganz schnell Impfstoffe in ausreichendem Maße bekommen und bis dahin eine tragfähige Brücke durch breites Testen bauen. Es gibt nur einen Weg, um schnell aus dieser Krise rauszukommen: Impfen, impfen, impfen!"
Nach Ansicht Dulgers läuft das Testen "bislang überhaupt nicht gut". Dabei ist eine verlässliche Teststrategie unerlässlich, um diesen Kampf zu gewinnen". Notwendig seien auch "kommunale, kreative Lösungen". Dulger sagte: "Wir brauchen mehr Flensburg und mehr Tübingen. Die Projekte zeigen, dass man Menschen so zumindest für einen gewissen Zeitraum ein Stück Freiheit zurückgeben und die Innenstädte wiederbeleben kann. Wir dürfen unsere Innenstädte nicht sterben lassen, sie sollten Orte der Begegnung bleiben." Dulger ergänzte: "Nur mit einem Dauer-Lockdown und einem sturen Alles-dicht-machen allein kommen wir nicht weiter." Vom Umgang dieser Städte mit der Pandemie "können sich die Bundesregierung und andere Landesregierungen wirklich etwas abschauen", erklärte Dulger. Er habe "großen Respekt vor den Bürgermeistern in Flensburg und Tübingen, die hier Verantwortung übernommen haben, und nun auch in anderen Städten Nachahmer finden".
Dulger kritisierte das staatliche Krisen-Management in der Corona-Pandemie: "Wir haben es jedenfalls geschafft, mit unserem Infektionsschutzgesetz fast ein Jahr lang das Parlament bei diesem Thema außer Kraft zu setzen. Das Land wird im Moment von einer Ministerpräsidentenkonferenz mit ihren Staatskanzleichefs, einer Kanzlerin und ein paar Virologen gesteuert." Manchmal denke er sich, dass ein bisschen Unternehmer-Denke der Politik gut tun würde. Da müsse man "innovativ denken und auch mal pragmatische Entscheidungen treffen".
Die Politik müsse den Menschen endlich mehr Perspektiven aufzeigen. Dazu sagte der BDA-Präsident: "Die Debatte ums Reisen zeigt doch nur: Die Menschen wollen endlich einmal wieder raus, sie wünschen sich einen Tapetenwechsel. Es geht um das verständliche Bedürfnis, dass sich alles wieder etwas normalisiert, hier muss die Politik Perspektiven aufzeigen. Es geht bei dieser Pandemie nicht nur um materielle Schäden - die emotionalen Verluste finden sich zwar nicht in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, sind aber nicht minder schwerwiegend für viele Menschen in diesem Land."
Quelle: Heilbronner Stimme (ots)