Zahlreiche Autobahnprojekte gestoppt
Wegen klammer Kassen werden zahlreiche Autobahnprojekte in Deutschland vorläufig nicht umgesetzt. "Bis auf wenige Ausnahmen wird es mit der aktuellen Finanzierung keinen Aus- und Neubau bei den Autobahnen geben", sagte Bernd Reuther, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, der "Welt am Sonntag".
"Die Autobahn GmbH wird das eingeplante Geld fast ausschließlich für die
Sanierung von Brücken und andere Instandhaltungsarbeiten brauchen."
Die
Geschäftsführung der Autobahn GmbH habe diese Woche im
Verkehrsausschuss des Bundestages "erstmals ehrlich und schonungslos
berichtet, wie unterfinanziert sie ist", sagte Reuther weiter. Es
fehlten demnach im Etat für 2025 rund 1,5 Milliarden Euro. "Das war uns
in dieser Dramatik bislang nicht bekannt", sagte Reuther.
Das
Verkehrsministerium habe immer suggeriert, die Autobahnen wären
auskömmlich finanziert. Noch am 23. September beteuerte das
Verkehrsministerium in einem Schreiben an die zuständigen
Haushaltsberichterstatter der Ampel-Koalition, dass man sich keine
Sorgen machen müsse: "Trotz der angespannten Haushaltssituation im
Bundesfernstraßenbereich lässt sich angesichts der Dotierung der Ansätze
festhalten, dass Investitionen in die Bauwerkserhaltung ohne
Einschränkung getätigt werden können", heißt es in dem Schreiben, über
das die "Welt am Sonntag" berichtet.
Und: "Für
Bedarfsplanmaßnahmen ist die Finanzierung der laufenden Maßnahmen für
2025 grundsätzlich gesichert." Das Verkehrsministerium dementierte
gegenüber der Zeitung nun den zwischenzeitlichen Stopp vieler Projekte
nicht. "Aufgrund der aktuellen Gesamtsituation prüft die Autobahn GmbH
aktuell die geplanten Bauprojekte. Aussagen zu Einzelprojekten sind
möglich, sobald die Prüfungen abgeschlossen sind", teilte das
Ministerium mit. Man könne zu Fragen des künftigen Haushalts derzeit
"keine belastbaren Aussagen" machen.
Die Autobahn GmbH verwies
auf Anfrage zum Sachstand an das Ministerium. Grund für das Dilemma ist
aus Sicht von FDP-Politikern die einseitige Schwerpunktsetzung des
gerade erst aus der FDP ausgetretenen Verkehrsministers Volker Wissing.
"Für Verkehrsminister Wissing hatte die Bahn-Sanierung immer Priorität",
sagte Reuther. Laut Haushaltspolitiker Frank Schäffler hätte Wissing
die Mittel anders verteilen können, ohne dass ein Transportweg leidet.
"Eine Streckung der Korridorsanierung bei der Bahn und eine Umschichtung
zur Straße wäre problemlos möglich, würde Mitnahmeeffekte bei der Bahn
verhindern und Kostensteigerungen bei der Straße auffangen", sagte
Schäffler.
Die Baubranche appellierte an die Politik, rasch dafür
zu sorgen, dass die gestoppten Projekte umgesetzt werden können. "Wenn
diese wichtigen Autobahnprojekte verzögert werden und wir unsere
Infrastruktur weiter auf Verschleiß fahren, bedeutet das Tempolimits und
verengte Fahrspuren auf zahlreichen Autobahnabschnitten", sagte
Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen
Bauwirtschaft. Das führe zu noch mehr Staus und noch mehr COâ'-Ausstoß.
Quelle: dts Nachrichtenagentur