Roth beklagt "Katastrophe für demokratische Mitte"
Archivmeldung vom 02.09.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.09.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD), sieht in den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen eine "Katastrophe für die demokratische Mitte". Er warnte im "Tagesspiegel" zudem vor einer Zusammenarbeit mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).
"Dass Nationalisten und Populisten von links und rechts die Mehrheit
stellen könnten, ist ein Menetekel, eine Katastrophe für die
demokratische Mitte", sagte Roth der Zeitung. "Ich kann vor einem
Scheitern der Regierung nur warnen." Deutschland brauche "angesichts der
dramatischen Weltlage ein Minimum an Stabilität". Vor einer
Zusammenarbeit der CDU mit der "Wagenknecht-Truppe" könne er nur warnen.
"Sie ist eine demagogische Ein-Frau-Partei, durchdrungen von
Populismus."
Alle Ampelparteien müssten sich vorwerfen lassen, zu
dem für sie "verheerenden Ergebnis" beigetragen zu haben. SPD, Grüne
und FDP kämen sowohl in Sachsen als auch in Thüringen auf noch nicht mal
15 Prozent. "Das ist eine Niederlage mit Ansage", sagte Roth: "Aber
geschehen ist nichts. Der Streit ging weiter, Erfolge wurden komplett
verdeckt. Man sieht sich bereits als Auslaufmodell. Das war eine
Steilvorlage für AfD und die Wagenknechte."
Auch wenn die Frage
von Krieg und Frieden viele Menschen umgetrieben haben, habe das Thema
nicht im Vordergrund der Wahlentscheidung, sagte Roth. "Hier ist
besonders bitter, dass die SPD ihre Glaubwürdigkeit als Sozial- und
Arbeitnehmerpartei vorerst verloren hat. Es ist nicht allein damit
getan, seitens der Ampel besser zu kommunizieren. Bei den Themen
Migration oder Bürgerheld erwarte ich schwierige Debatten."
Der
frühere Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer sieht in den
Wahlergebnissen unterdessen "eine zusätzliche Delegitimierung der
Bundesregierung". "Die Ampel hat aus heutiger Sicht keine Chance, bei
der Bundestagswahl im Herbst 2025 bestätigt zu werden", sagte Bütikofer
dem "Tagesspiegel".
Die zerstrittenen Ampelparteien seien in
beiden Ländern gemeinsam nicht einmal auf 15 Prozent gekommen und auch
die CDU habe nur Erfolg gehabt, weil sie im Bund in der Opposition sei,
so Bütikofer. "Ein Weiter-so in Berlin, ob bei Ampel oder Union, wäre
verheerend", sagte der Grünen-Politiker, der zwischen 2002 und 2008 die
Partei geführt und bis Mai im Europaparlament gesessen hatte.
Quelle: dts Nachrichtenagentur