Steinmeier überreicht Scholz Entlassungsurkunde
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Dienstag Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seinen Kabinettsmitgliedern ihre Entlassungsurkunden überreicht. Die Verfassung regele den Übergang zwischen zwei Legislaturperioden "schnörkellos und klar", sagte Steinmeier am Nachmittag in Schloss Bellevue.
"Mit der Konstituierung des 21. Deutschen Bundestages am heutigen Tag
endet nach Artikel 69 Absatz 2 des Grundgesetzes Ihre Regierungszeit.
Und ebenso klar steht im nächsten Absatz, dass der Bundeskanzler auf
Ersuchen des Bundespräsidenten bis zur Ernennung seines Nachfolgers im
Amt bleibt und seinerseits sein Kabinett darum ersucht."
Das
Ziel, welches die Väter und Mütter des Grundgesetzes mit Artikel 69
verfolgten, sei eindeutig, dass das Land zu jeder Zeit, auch in Phasen
des Übergangs, handlungsfähig sein solle. Deshalb habe er Scholz bereits
am Vormittag gebeten, die Amtsgeschäfte bis zur Ernennung einer neuen
Bundesregierung weiterzuführen.
Steinmeier zog zugleich eine
Bilanz der Arbeit der abgewählten Regierung. Diese sei "voller
Zuversicht und Zukunftsvorhaben" gestartet, dann sei aber der
Ukraine-Krieg gestartet. "Seitdem ist die Welt eine andere. Seitdem
sterben und fliehen Menschen in einem furchtbaren Krieg." Der Krieg habe
die europäische Friedensordnung, wie man sie kannte, zerschlagen.
Die
gesamte Regierung habe es dennoch vermocht, parteiübergreifend
Allianzen zu schmieden, um mithilfe eines Sondervermögens die
Verteidigungsfähigkeit mittelfristig zu sichern und zu verbessern. Sie
habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Energieversorgung im ersten
Winter des Krieges sicherzustellen. "Und Sie haben, gemeinsam mit
Ländern und Kommunen, dafür gesorgt, dass wir die vielen Menschen, die
vor dem Krieg geflüchtet sind, gut und sicher aufnehmen konnten, auch
wenn die Belastung uns an Grenzen brachte und bringt." Diese Leistung
der Bundesregierung verdiene Respekt, so Steinmeier.
Es gehöre
aber zur Geschichte der Koalition, dass das Bündnis vor der Zeit
zerbrochen sei. "Die unterschiedlichen Auffassungen, wie beides
vereinbar ist, die Schuldengrenze zu wahren und gleichzeitig angemessen
auf die Krisen zu reagieren, sie haben am Ende zu unüberbrückbaren
Differenzen in Ihrer Regierung geführt." Für die kommenden Jahre liege
es nicht allein bei der neuen Regierungsmehrheit, sondern in der
Verantwortung aller Fraktionen im Bundestag, respektvoll und konstruktiv
miteinander zu streiten und Lösungen zu finden, die allen Menschen im
Land dienen. "Darum muss es jetzt gehen", so das Staatsoberhaupt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur