Lauterbach erwägt Obergrenze für Pflegekosten
Archivmeldung vom 12.07.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.07.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićBundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Kosten in der Langzeitpflege für Angehörige und Pflegebedürftige senken. "Wir müssen dazu kommen, dass wir vielleicht mit einer Obergrenze für den Eigenanteil arbeiten", sagte er dem ARD-Hauptstadtstudio am Donnerstag. "Das prüfen wir derzeit."
Zudem werde geprüft, wie die Investitionskosten stärker durch die Länder
getragen werden können. "Die Länder machen da zu wenig", kritisierte
der Gesundheitsminister. "Das fällt so auf die Füße der Versicherten,
der zu Pflegenden."
Eine Einigung erwartet Lauterbach noch in
diesem Jahr. "Für neue Pflegebedürftige, die zum Teil nur ein oder zwei
Jahre in der Pflege leben, ist das natürlich eine starke Belastung. Da
werden wir im Herbst mit einer Regelung kommen", so Lauterbach. Details,
etwa bei welcher Höhe eine generelle Obergrenze bei der
Eigenbeteiligung zur Pflege seiner Meinung nach liegen sollte, ließ der
Minister offen. Er verweist darauf, dass die Eigenanteile sinken, wenn
Pflegebedürftige mehrere Jahre stationär gepflegt werden. "Aber dann
bleibt noch immer viel übrig."
Nach Angaben der Ersatzkassen
zahlen die zu Pflegenden im Bundesdurchschnitt zum Stichtag 1. Juli
monatlich einen Eigenanteil von 2.871 Euro während des ersten Jahres im
Pflegeheim. Das sind 211 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Im zweiten
Aufenthaltsjahr beträgt die monatliche Eigenbeteiligung aktuell 2.620
Euro, ein Plus von 233 Euro. Im dritten Jahr müssen 2.284 Euro zugezahlt
werden - 169 Euro mehr als im Vorjahr. Ab dem vierten Aufenthaltsjahr
beträgt die Eigenbeteiligung aktuell monatlich 1.865 Euro. Das
entspricht einem Anstieg von 91 Euro.
Gründe für die höheren
Kosten sind unter anderem die gestiegenen Energie- und
Lebensmittelkosten. Aber auch die höheren Löhne der Pflegekräfte. Sie
müssen seit September 2022 nach Tarif bezahlt werden. Die höheren Kosten
werden an die Pflegebedürftigen weitergegeben.
Sozialverbände
fordern eine schnelle Lösung. Viele Pflegebedürftige seien finanziell
extrem belastet, weil sie überhaupt keine Rücklagen hätten, sagte Verena
Bentele vom Sozialverband VdK Deutschland. "Und dann bleibt am Ende
natürlich nur noch die Hilfe zur Pflege, also die Sozialhilfe", sagte
Bentele. "Gerade für insbesondere die Menschen, die keine Rücklagen
haben, braucht es dringend eine Entlastung."
Patientenschützer
mahnen, auch die Menschen, die zu Hause gepflegt werden, nicht zu
vergessen. "Der allergrößte Teil der Menschen wird zu Hause gepflegt,
auch ergänzt durch ambulante Pflegedienste", sagte Eugen Brysch von der
Deutschen Stiftung Patientenschutz. "Auch hier explodieren die Kosten in
gleicher Weise."
Quelle: dts Nachrichtenagentur