Gauland beleidigt Boateng in Interview
Archivmeldung vom 30.05.2016
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer stellvertretende AfD-Vorsitzende Alexander Gauland hat den deutschen Fußballnationalspieler Jérôme Boateng beleidigt. So werde der in Berlin geborene und aufgewachsene Fußballspieler, der einen ghanaischen Vater und eine deutsche Mutter hat, zwar als Spieler in der deutschen Nationalmannschaft geschätzt, doch das bedeute nicht, dass er nicht als fremd empfunden werde. Der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte Gauland: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben".
DFB-Präsident Reinhard Grindel reagierte scharf auf die Äußerung Gaulands. Es sei "einfach geschmacklos", die Popularität Boatengs und der Nationalmannschaft "für politische Parolen zu missbrauchen." Millionen Menschen liebten die Nationalmannschaft, "weil sie so ist, wie sie ist", sagte Grindel der F.A.S. Boateng sei "ein herausragender Spieler und ein wunderbarer Mensch, der sich übrigens auch gesellschaftlich stark engagiert und für viele Jugendliche ein Vorbild ist".
Auch der Manager der deutschen Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, wandte sich gegen Gaulands Äußerung. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir mit solchen Aussagen konfrontiert werden. Sie bedürfen keiner weiteren Kommentierung, die Personen diskreditieren sich von alleine", sagte Bierhoff der F.A.S.
Gauland: Habe Boateng nie beleidigt
AfD-Vize Alexander Gauland hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng rassistisch beleidigt: "Ich habe nie, wie die FAS insinuiert, Herrn Boateng beleidigt", erklärte Gauland am Sonntag.
"Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten. Ich habe in dem vertraulichen Hintergrundgespräch die Einstellung mancher Menschen beschrieben, aber mich an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt sind", so der AfD-Politiker. "Selbstverständlich können wir stolz auf unsere Nationalmannschaft sein. Ich wünsche allen Spielern viel Glück für die Europameisterschaft."
AfD-Chef Meuthen springt Gauland bei
Nach seiner umstrittenen Äußerung zum Fußballer Jérôme Boateng erhält der AfD-Vizevorsitzende Alexander Gauland Rückendeckung aus der Parteispitze. "Alexander Gauland ist von der Frankfurter Allgemeinen - ob willentlich oder nicht - komplett falsch verstanden worden und hat das inzwischen richtiggestellt. Damit sollte die Sache erledigt sein", sagte Jörg Meuthen, Bundessprecher der AFD, dem "Handelsblatt".
Zugleich betonte Meuthen, dass AfD mit der deutschen Nationalmannschaft mitfiebere und stolz auf alle Spieler sei, "die unser Land repräsentieren, egal welche Religion oder Hautfarbe sie haben". "Wenn Herr Boateng sich eines Tages dazu entschließen sollte, in meine Nachbarschaft zu ziehen, würde ich mich über ihn als neuen Nachbarn freuen", sagte Meuthen.
Gabriel: Gaulands AfD ist deutschfeindlich
Mit heftiger Kritik hat Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) auf die Beleidigung von Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng durch den stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland reagiert: "Gaulands AfD ist auch deutschfeindlich", sagte Gabriel der "Bild".
Viele empörten sich über Gaulands abfällige Bemerkung über Boateng und bezeichneten diese als fremdenfeindlich. "Boateng ist aber kein `Fremder`, sondern Deutscher", betonte Gabriel. "Das zeigt, Gauland ist nicht nur gegen Fremde, sondern auch gegen das Gute an Deutschland: Modernität, Weltoffenheit und Liberalität."
AfD-Chefin Petry entschuldigt sich bei Boateng
Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry, hat sich bei Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng für die Äußerung ihres Stellvertreters Alexander Gauland entschuldigt. "Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat", sagte Petry der "Bild". "Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der entstanden ist."
De Maizière nimmt Boateng in Schutz
Nach der Äußerung des stellvertretenden Vorsitzenden der AfD, Alexander Gauland, über Nationalspieler Jérôme Boateng hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) den Fußballer in Schutz genommen. Der "Bild" sagte de Maizière, der auch für den Sport zuständig ist, dass jeder Deutsche sich glücklich schätzen könne, dass Boateng für Deutschland Fußball spiele.
"Jérôme Boateng ist eine herausragende Stütze unserer Nationalmannschaft und ein absoluter Musterprofi. Jeder Deutsche kann sich glücklich schätzen, solche Leute zu haben, als Teamgefährte, deutscher Staatsbürger und als Nachbar", so der Innenminister. "Mit seinem vielfältigen sozialen Engagement neben dem Platz setzt er wichtige Impulse für den Zusammenhalt in unserem Land. Anders als die AfD."
Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Armin Laschet warf Gauland Rassismus vor. "Die Gauland-Attacke auf den Nationalspieler Boateng, der Christ ist, zeigt, dass es der AfD nicht um Zuwanderung, Integration oder Islam geht, sondern um Ausgrenzung und Rassismus", sagte Laschet dem "Tagesspiegel". "Auf dem Katholikentag hätte Gauland wahrscheinlich afrikanische Kardinäle oder indische Ordensschwestern beschimpft."
Alexander Gauland stellt sich hinter Björn Höcke
Im AfD-internen Streit um den Umgang mit Pegida hat sich Parteivize Alexander Gauland hinter den Thüringer Björn Höcke gestellt. Höcke will einen Beschluss des Parteivorstandes ignorieren, der vorgibt, Pegida zu meiden.
Gauland sagte dazu der "Bild am Sonntag": "Herr Höcke hat mit seinen Demonstrationen viele Menschen an die AfD gebunden und leistet enorm viel für die Partei. Er hat deshalb ein gutes Recht, auch mal von einem Vorstandsbeschluss abzuweichen."
Gauland, der sich in der Abstimmung zum Vorstandbeschlusses enthalten hatte, betonte, er habe zu Höcke ein "hervorragendes Verhältnis".
Quelle: dts Nachrichtenagentur