Biermann wirft Deutschland Feigheit gegenüber radikalen Moslems vor
Archivmeldung vom 26.10.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Schriftsteller Wolf Biermann hat Deutschland Feigheit gegenüber radikalen Moslems im Nahen Osten vorgeworfen. In der ZEIT erinnert er an die Todesdrohungen der iranischen Führung gegen Israel:
"Auch den Deutschen sind diese Fakten bekannt, und
trotzdem stecken sie den Kopf in den Sand, sie kuschen vor radikalen
Moslems mit vorauseilender Feigheit. Sie wollen sich durch
Wohlverhalten die Exportmärkte erhalten, die Rohstoffquellen sichern
und sich die Terroristen im eigenen Lande vom Halse halten. Es gibt
in Deutschland einen spöttischen Spruch über den Schutzpatron der
Feuerwehr: 'O heiliger Sankt Florian! / verschon mein Haus, zünd
andre an!' "
"Das nahöstliche Israel ist der bedrohteste Teil der fernwestlichen Zivilisation", schreibt Biermann in der ZEIT. Leider wolle die Welt und insbesondere Deutschland die tragische Situation, in der sich Israel befinde, nicht wahrhaben. "In bezug auf die globalen Konflikte, etwa den Krieg zwischen Israel und seinen Todfeinden, sitzen die Deutschen tatenarm auf dem Schaukelpferd der Weltgeschichte." Solche Tatenlosigkeit sei aber folgenschweres Lassen.
"In Deutschland lieben es die Meinungsmacher, den Zaun, mit dem
sich Israel schützt, in Erinnerung an das geteilte Deutschland
gehässig eine Mauer zu nennen", schreibt Biermann. "Ich lebte lange
genug hinter der Berliner Mauer und weiß, wie zynisch diese
Gleichsetzung ist." Dennoch bleibe das Dilemma: Diesen Zaun zu bauen,
ist falsch, aber den Zaun nicht zu bauen noch falscher. Angesichts
der Bedrohung Israels durch radikale Moslems führe jeder Weg in die
Katastrophe: "Den Gaza-Streifen besetzen ist falsch, den
Gaza-Streifen räumen ist falsch."
Unterdessen werde in Deutschland der Refrain eines alten Liedes geplärrt: "Die Juden sind an allem schuld!" Auf den Antisemitismusvorwurf, so Biermann, antworten unsere modernen Judenhasser: "Man wird Freunde doch kritisieren dürfen!" Statt für Israel Partei zu ergreifen, sympathisiere Deutschland mit radikalen Moslems. Allerdings beruhe diese Sympathie auf einer vormundschaftlichen Verachtung des Fremdländischen. "Sie halten Araber für affige Wilde ... an die man noch keine aufklärerisch-humanen Maßstäbe anlegen darf."
Quelle: Pressemitteilung DIE ZEIT