Beckenbauer-Vertrauter Fedor Radmann war Emissär zwischen Schröder und Stoiber - Nach der Wahl 2005 Große Koalition ohne Merkel vorgeschlagen
Archivmeldung vom 06.12.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer renommierte Sport-Lobbyist Fedor Radmann, engster Weggefährte des Fußball-Idols Franz Beckenbauer, war nach Recherchen des Hamburger Magazins stern der Emissär des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, der dem CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber drei Tage nach der Bundestagswahl 2005 den Eintritt in eine Große Koalition ohne die CDU-Vorsitzende Angela Merkel vorschlug.
Der
stern beruft sich dabei in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe
auf "zwei exzellent informierte, hochrangige Gesprächspartner, die
nichts miteinander zu tun haben".
Der 62jährige Radmann war neben Beckenbauer maßgeblich dafür verantwortlich, dass Deutschland den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 erhalten hatte. Er war Koordinator des DFB-Bewerbungskomitees, später Vizepräsident des Organisationskomitees und schließlich Kunst- und Kulturbeauftragter der Weltmeisterschaft sowie Berater des Präsidiums. In diesen Funktionen hatte der gebürtige Berchtesgadener und Träger des Bayerischen Verdienstordens, der Beckenbauer auf dessen weltweiter Werbetour für die WM und bei den späteren WM-Spielen in Deutschland begleitete, auch engen Kontakt zu Schröder und dessen für Sport zuständigen Innenminister Otto Schily gefunden. Beckenbauer ist als Präsident von Bayern München auch eng mit Stoiber verbunden, der dem Verwaltungsrat des Clubs angehört. Radmann wirbt heute gemeinsam mit Beckenbauer für die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2014 an Salzburg.
Der Emissär hatte Stoiber, wie der stern bereits zuvor berichtet
hatte, bei einem Gespräch am 21. September 2005 in München
vorgeschlagen, er solle als "erster Mann der Union" in ein Kabinett
Schröder eintreten, während sich die CDU einen neuen Vorsitzenden
wählen solle. Stoiber hatte das jedoch nach stern-Informationen mit
dem Hinweis abgelehnt, Merkel bleibe die Kanzlerkandidatin der Union.
Der stern zitiert nun einen vertrauenswürdigen Gesprächspartner
Radmanns mit den Worten, Schily habe dem Sport-Lobbyisten damals
gesagt, er, Schily, könne unter Stoiber dienen, niemals aber unter
Merkel.
Radmann wollte seine Mittlerrolle gegenüber dem stern weder bestätigen noch dementieren. "Ich habe nicht die Absicht, meine persönlichen langjährigen Kontakte und Gespräche mit dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder, dem früheren Innenminister Otto Schily und dem Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber näher zu kommentieren", erklärte er dem stern schriftlich. Zu den detaillierten Fragen des stern werde er "keinen Beitrag leisten". Auch Martin Neumeyer, der engste Mitarbeiter Stoibers, wollte die stern-Recherche weder bestätigen noch dementieren. "Zu Namensspekulationen sage ich gar nichts", antwortete er dem stern. Schröder hatte bereits früher pauschal bestritten, einen Emissär zu Stoiber geschickt zu haben, was aus dessen engstem Umfeld jedoch ausdrücklich bestätigt worden war. Auch Schily verneinte gegenüber dem stern, dass er den Mittelsmann kenne.
Quelle: Pressemitteilung stern