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Merkel will nicht mit "Frau Bundeskanzlerin" angesprochen werden

Archivmeldung vom 29.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Bundeskanzlerin Angela Merkel legt im Umgang mit einem engen Vertrauten keinen Wert auf eine förmliche Anrede: Ihr Regierungssprecher Ulrich Wilhelm berichtet in der ZEIT, wie Merkel ihn mit mildem Humor zur richtigen Form der Ansprache führte: "Ich komme aus einer Beamtentradition in Bayern, in der es selbstverständlich ist, den Inhaber eines öffentlichen Amtes mit seinem Titel anzusprechen.

Ich habe natürlich auch 'Frau Bundeskanzlerin' gesagt. Sie hat sich dann gewünscht, dass ich sie mit ihrem Namen anrede. Und wenn ich das nicht getan habe, hat sie anfangs ironisch mit 'Herr Staatssekretär' geantwortet. Das war nicht ohne Komik. Edmund Stoiber ist für mich übrigens bis heute der 'Herr Ministerpräsident'. Wilhelm war von 1998 bis 2003 Sprecher des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber.

Der ehemalige Regierungssprecher von Bundeskanzler Helmut Schmidt, Klaus Bölling, erinnert sich in dem gemeinsamen ZEIT-Interview mit Wilhelm an eine andere Form der Anrede seines damaligen Chefs. Bölling sagt, der damalige Kanzler Helmut Schmidt habe ihn im Gegensatz zum in der SPD üblichen Du immer mit "Sie und Klaus" angeredet. Er selbst habe aber immer "Herr Bundeskanzler" gesagt.

Wilhelm und Bölling sind sich einig, das Wichtigste für einen Regierungssprecher sei ein "stabiles" Vertrauensverhältnis zum Kanzler. Bölling: "Der Regierungssprecher ist nur begrenzt der Makler zwischen Exekutive und 'Vierter Gewalt'. Seine Loyalität gehört zuerst der Regierung." Einig waren sich Bölling und Wilhelm auch darin, dass ein Regierungssprecher nicht lügen dürfe. Glaubwürdigkeit sei ein so genanntes Essential. Wilhelm: "Wichtig ist, dass man die Grenzen seiner Aufgabe kennt und sich nicht selbst für einen Mächtigen hält, für jemand, der seine eigenen Vorstellungen durchsetzt, obwohl er nicht gewählt ist."

Quelle: DIE ZEIT

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