SPD und Grüne werben um Zustimmung für Kritis-Dachgesetz
Archivmeldung vom 05.12.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Fraktionen von SPD und Grünen werben um Mehrheiten zum Kritis-Dachgesetz und zum Gesetz für eine Stiftung für ein NSU-Dokumentationszentrum im Bundestag. Beide Gesetze werden am Donnerstag in erster Lesung im Parlament eingebracht, SPD und Grünen fehlt eine eigene Mehrheit, sie hoffen auf Stimmen von der Union, Linken, FDP oder des BSW.
SPD-Innenexperte Sebastian Hartmann sagte der "taz", dass das
Kritis-Dachgesetz zwingend nötig sei. "Deutschland befindet sich seit
einiger Zeit in einer dauerhaften Lage der Bedrohung auch durch
ausländische Mächte mit Angriffen auf unsere Infrastruktur. Der von der
FDP verschuldete Bruch der Regierung hindert uns nicht, unser Land und
seine kritischen Infrastrukturen stärker und resilienter aufzustellen",
so Hartmann. "Wir müssen unsere Daseinsvorsorge und unser tägliches
Leben sichern und dazu brauchen wir dieses Gesetz."
Auch Irene
Mihalic, Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, warb darum, dass
Union und FDP dem Kritis-Dachgesetz noch in der Restlegislatur
zustimmen. "Fast täglich gibt es Sabotage-Meldungen. Kritische
Infrastrukturen wie Krankenhäuser oder die Strom- und Wasserversorgung
sind die Lebensadern unserer Gesellschaft", sagte Mihalic der "taz".
"Ihr Schutz ist so relevant wie nie zuvor und darf keinen
parteipolitischen Spielchen zum Opfer fallen."
Das
Kritis-Dachgesetz hatte die Ampelkoalition in ihrem Koalitionsvertrag
von 2021 versprochen. Damit sollen erstmals Mindestvorgaben für den
physischen Schutz der kritischen Infrastruktur in Deutschland festgelegt
werden. Das Ampel-Kabinett hatte den Gesetzentwurf am 6. November
beschlossen - wenige Stunden vor dem Platzen der Koalition.
Zugleich
werben SPD und Grüne auch um Stimmen der anderen Fraktionen für die
Errichtung eines NSU-Dokumentationszentrums. Dieser Gesetzentwurf ging
erst vor einer Woche durch das Kabinett der Minderheitsregierung von SPD
und Grünen. Das Zentrum soll in Berlin entstehen und an den Terror und
die Opfer des rechtsextremen "Nationalsozialistischen Untergrunds"
erinnern.
Mihalic sagte, ein NSU-Dokumentationszentrum sei "mehr
als 13 Jahre nach Bekanntwerden der Terrortaten und der schrecklichen
Morde längst überfällig". Die erste Lesung zu dem Gesetz sei "ein erster
wichtiger Schritt". Dabei dürfe es aber nicht bleiben. "Wir appellieren
an FDP und Union, das würdige Gedenken an die Opfer nicht länger zu
verschleppen und den Gesetzentwurf gemeinsam mit allen demokratischen
Fraktionen noch in dieser Wahlperiode abzuschließen", so Mihalic zur
"taz".
Auch SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese sagte der "taz", dass
das NSU-Dokumentationszentrum ein "breit getragenes Anliegen in unserer
Gesellschaft" sei und "unbedingt vor der Bundestagswahl beschlossen
werden" sollte. Wiese hofft ebenfalls auf Stimmen anderer Fraktionen.
"Ich kann nur an die Union appellieren, hier keine taktischen
Parteispielchen zu spielen und den Weg für dieses wichtige Vorhaben
freizumachen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur