SPD weist Linnemann-Vorstoß zum Ausweisungsrecht zurück
In der SPD stößt der Vorstoß von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nach drastischen Verschärfungen des Ausweisungsrechts auf Ablehnung. "Der Aufschlag ist ein klassischer Linnemann - viel Populismus, wenig Problemlösung", sagte SPD-Innenpolitiker Helge Lindh der "Welt".
Die SPD habe gemeinsam mit der Union und auch in der Ampel-Regierung das
Ausweisungsrecht verschärft, nun gehe es nicht darum, "immer weitere
Ausweisungstatbestände zu definieren, sondern die bestehenden
anzuwenden", so der Sozialdemokrat. "Denn wir haben kein
Gesetzesdefizit, sondern ein Vollzugsdefizit. Mehr als 60 Prozent der
Abschiebungsversuche scheitern, aber Linnemann und Merz wollen den
Leuten weismachen, mit Ausweisungsverschärfungen würden die
Abschiebungen plötzlich in die Höhe schießen."
Er werfe
"Linnemann aber nicht nur falschen Gesetzgebungsaktivismus vor, sondern
den Versuch, Wähler zu gewinnen, indem Ausländer und Kriminalität
pauschal verknüpft werden", sagte Lindh.
In der FDP möchte man
sich die Unionsforderungen nicht zu eigen machen, man stehe aber einer
Diskussion offen gegenüber, heißt es. Innenpolitiker Konstantin Kuhle
sagte der "Welt": "Die FDP hat sich in den vergangenen Jahren immer
wieder dafür eingesetzt, dass die Regeln zur Abschiebung von Intensiv-
und Wiederholungstätern ohne deutschen Pass verschärft werden."
Die
zuletzt mit dem Rückführungsverbesserungsgesetz verschärften Regeln
müssten von den Ländern nun flächendeckend angewandt werden. "Stellt
sich heraus, dass die neuen Regeln nicht ausreichen, sollte man die
Regeln zur Ausweisung und Abschiebung von Intensiv- und
Wiederholungstätern weiter verschärfen", so der FDP-Fraktionsvize.
Linnemann
hatte angekündigt, eine unionsgeführte Bundesregierung wolle viel mehr
straffällige Ausländer ausweisen. Wer zu einer Freiheitsstrafe
verurteilt werde, müsse in Zukunft zwingend sein Aufenthaltsrecht
verlieren. Zudem solle auch bei geringeren Straftaten nach einem
"Warnschuss" künftig "bei der zweiten vorsätzlichen Straftat das
Aufenthaltsrecht zwingend erlöschen", sagte Linnemann der "Bild".
Die
AfD begrüßt die Unionsforderungen nach mehr Ausweisungen, forderte aber
noch strengere Maßnahmen. Der innenpolitische Sprecher Gottfried Curio
sagte der "Welt": "Nicht nur ausländische Straftäter müssen ihr
Aufenthaltsrecht verlieren, sondern auch solche, die schwere Straftaten
angekündigt beziehungsweise angedroht haben." Die Ausweisung müsse auch
für Fälle wie den späteren Magdeburg-Attentäter greifen.
Anders
sieht es die Flüchtlingspolitikexpertin der Linken-Gruppe im Bundestag,
Clara Bünger. Sie hält die CDU-Vorschläge für "weder praktikabel noch
zielführend". Die Union versuche am rechten Rand zu fischen, ohne
tatsächlich Lösungen anzubieten, so Bünger. "Das bestehende
Ausweisungsrecht sieht bereits eine sorgfältige Abwägung zwischen dem
Ausweisungsinteresse des Staates und dem Bleibeinteresse der Betroffenen
vor."
Quelle: dts Nachrichtenagentur