Haldenwang will nicht Innenminister werden
Thomas Haldenwang, bis vergangene Woche Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz und demnächst Bundestagskandidat der CDU, will sich im Fall eines Parlamentseinzugs für eine andere Migrationspolitik und mehr Befugnisse für Sicherheitsbehörden engagieren.
"Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Versäumnisse bei der Inneren
Sicherheit schnellstmöglich aufgearbeitet werden", sagte Haldenwang der
"taz" (Montagsausgabe).
"Die Sicherheitsbehörden brauchen
dringend mehr digitale Befugnisse, um effektive Arbeit leisten zu können
- eine Speicherung von IP-Adressen oder die Erlaubnis, digitale
Datenträger kopieren zu dürfen", sagte er. Auch sei es "dringend Zeit",
das Thema Migration in Deutschland "neu zu regeln und hier klare
Strukturen zu schaffen".
Ein Amt als Bundesinnenminister unter
einem möglichen CDU-Kanzler Friedrich Merz schloss Haldenwang aus. "Mir
geht es tatsächlich um parlamentarische Arbeit. Ich strebe kein höheres
Amt mehr an", so Haldenwang. "Sonst hätte ich auch
Verfassungsschutzpräsident bleiben können."
Am Dienstag war
bekannt geworden, dass Haldenwang sein Amt als Präsident des Bundesamts
für Verfassungsschutz niederlegt und in seiner Heimatstadt Wuppertal für
die CDU für den kommenden Bundestag kandidieren will. Die AfD hatte
Haldenwang darauf vorgeworfen, die Verfassungsschutzeinstufung der
Partei als rechtsextremer Verdachtsfall sei politisch motiviert gewesen.
Haldenwang
wies den Vorwurf zurück. "Bei der Einstufung der AfD habe ich
ausschließlich nach Recht und Gesetz gehandelt", sagte er der "taz". Es
sei der Auftrag des Verfassungsschutzes, verfassungsfeindliche
Bestrebungen zu beobachten und die Öffentlichkeit darüber zu
unterrichten. "In dem Moment, in dem der Verfassungsschutz solche
Bestrebungen feststellt, gibt es gar kein Ermessen mehr - da muss das
Amt tätig werden. Ich habe mir nichts vorzuwerfen." Auch hätten Gerichte
die Einstufungen für rechtmäßig erklärt. "Der Reputationsschaden
entsteht jetzt durch die Berichterstattung und dadurch, dass viele
Menschen über das Stöckchen der AfD springen", so Haldenwang. "Es gab
und gibt keine Interessenkollision."
Haldenwang sagte, dass die
Entscheidung für die Kandidatur kurzfristig gefallen sei. Er sei von der
CDU Wuppertal erst Mitte Oktober angesprochen worden. Sollte der
Bundestagseinzug gelingen, werde er sich auch dort mit der AfD
auseinandersetzen, kündigte er an. "Dann wäre die AfD für mich nicht nur
eine zu beobachtende Organisation, die in Teilen rechtsextrem ist,
sondern auch der politische Gegner, mit dem man sich mit Argumenten
auseinanderzusetzen hat", so Haldenwang. "Und da glaube ich, sind wir
gut beraten, wenn wir uns viel intensiver mit den Zielen und der Politik
der AfD beschäftigen und auf diese Art und Weise dafür sorgen, dass der
Einfluss begrenzt wird."
Quelle: dts Nachrichtenagentur