Scholz wirft Merz Destabilisierung der Brandmauer vor
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wirft Oppositionschef Friedrich Merz (CDU) vor, Zweifel an der Abgrenzung der Union zur AfD zu wecken. "Bisher habe ich dem Oppositionsführer alles abgenommen, was er im Hinblick auf eine Brandmauer gesagt hat und dass er nicht mit der AfD gemeinsam arbeiten will", sagte Scholz dem "Handelsblatt". "Aber nach seiner jüngsten Ankündigung bin ich wirklich besorgt."
Zuvor hatte Merz angedeutet, bei einer Bundestagsabstimmung über einen
Antrag für eine schärfere Migrationspolitik die Unterstützung der AfD in
Kauf zu nehmen. "Wir werden nächste Woche in den Deutschen Bundestag
Anträge einbringen, die ausschließlich unserer Überzeugung sind", sagte
Merz. "Und wir werden sie einbringen, unabhängig davon, wer ihnen
zustimmt."
Die SPD stuft die Merz-Vorschläge als rechtlich
unmöglich bis schwierig ein und wirft der Union ein Ablenkungsmanöver
vor. Die Union argumentiert dagegen, dass Kanzler Scholz nach dem
Messeranschlag in Aschaffenburg selbst gesagt hatte, dass es
Konsequenzen geben müsse. "Wer diesen Anträgen zustimmen will, der soll
zustimmen", sagte Merz am Freitag. "Ich gucke nicht rechts und nicht
links, ich gucke in diesen Fragen nur geradeaus."
Kritik kam auch
vom SPD-Bundestagsabgeordneten Ralf Stegner. Er sagte am Freitag dem
TV-Sender "Welt": "Wenn Herr Merz jetzt sagt, ihm seien alle Stimmen
willkommen, kann ich nur sagen: Dann ist aus der Brandmauer gegen
Rechtsaußen eine Zeltplane geworden." Merz führe sich auf, als hätte er
die Wahl schon gewonnen und könnte hier Bedingungen stellen und
Ultimaten. "Das funktioniert so nicht. Wir sollten zusammenarbeiten und
das nicht missbrauchen für einen Wettbewerb, von dem in der Tat die
Rechtsaußenparteien profitieren, wenn wir so verantwortungslos agieren,
wie das Friedrich Merz hier gerade tut." Man tue auch "den Angehörigen
nichts Gutes, wenn man das so billig missbraucht, um damit Wahlkampf zu
machen, weil man hofft, dass man auf den letzten Metern noch ein paar
Stimmen holt", so Stegner.
Die Sicherheitsgesetze der Ampel lägen
"seit Wochen im Bundesrat", so Stegner. "Blockiert wird das von
Friedrich Merz, von Herrn Söder und von den Unionsleuten." Stegner
erneuerte das Angebot an CDU und CSU, den Ampel-Gesetzen zuzustimmen:
"Die Union kann mitmachen bei den Sicherheitsgesetzen, die liegen vor,
und bei allem anderen kann man darüber reden. Aber jetzt eben mal
schnell im Bundestag was auf den Tisch legen, was nicht geht und was als
Einladung zu bezeichnen, was in Wirklichkeit eine Verbeugung nach
rechtsaußen ist, das wird mit demokratischer Mehrheit nicht passieren."
Quelle: dts Nachrichtenagentur