Grüne setzen im Wahlkampf auf günstigen Strom und Investitionsfonds
Bei der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar 2025 wollen die Grünen vor allem auf Maßnahmen für günstigeren Strom, eine App für Behördengänge und einen Fonds für Investitionen setzen.
"Wir haben in der letzten Legislaturperiode den Strom sauber gemacht und
das wird auch weiter so gehen. Jetzt machen wir ihn günstig, indem wir
die Stromsteuer herausnehmen aus dem Kosten und die Netzentgelte
reduzieren, sodass dann eine vierköpfige Familie ungefähr 400 Euro im
Jahr sparen wird durch günstigen Strom", sagte Grünen-Spitzenkandidat
Robert Habeck bei der Vorstellung des Programmentwurfs am Dienstag.
Durch
die Maßnahme soll auch die Nachfrage nach Technologien wie Wärmepumpen
und E-Autos gesteigert und die industrielle Wertschöpfung gestärkt
werden. "Und wir werden dadurch das Klima schützen. Drei Ziele mit einer
Maßnahme, das, denke ich, hat man selten, deswegen legen wir dort so
einen großen Schwerpunkt drauf", sagte Habeck.
Kernstück des
Programms ist ein Investitionsfonds für Bund, Länder und Kommunen. "Die
Brücken, die bröseln, die Bahn, die verspätet ist, die Schulen, die
Kitas, die nicht saniert sind. All das soll sich ändern durch den
Deutschlandintegrationsfonds, den wir auflegen wollen", versprach
Habeck. Der Fonds soll zudem zur Stabilisierung der Renten genutzt
werden und Startup-Unternehmen unterstützen.
"Im Unterschied zum
politischen Mitbewerber sind unsere Vorschläge gegenfinanziert -
jedenfalls haben wir die Quellen, aus denen Geld kommen kann, benannt",
sagte der Grünen-Politiker in einer Spitze gegen das Wahlprogramm der
Union, dem das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW
Köln) ungedeckte Mehrkosten in Höhe von 89 Milliarden Euro bescheinigt.
Anders als die Union bekennen sich die Grünen zu einer Reform der
Schuldenbremse. Weitere Mittel sollen aus der von den G20-Staaten
anvisierten Milliardärssteuer und weniger Steuer-Ausnahmen kommen.
"Wir
schließen die Steuerschlupflöcher, wo sie noch vorhanden sind, von der
Schwarzarbeit im einzelnen Gewerbe bis zu großen Steuersparmodellen wie
den Share Deals bei Immobiliengesellschaften", sagte der
Wirtschaftsminister. "Zweitens: Ja, wir wollen, dass die Superreichen,
die Milliardäre dieses Landes, stärker an der Finanzierung der Kosten
beteiligen, vor allem im Bildungsbereich." Er verstehe nicht, "wie man
wieder den Fehler machen kann, der auch schon bei der letzten
Agenda-politik gemacht wurde, das Land auf Kosten der Schwächsten zu
sanieren". Das würden die Grünen nicht tun. "Und drittens: Ja, die
großen Infrastrukturausgaben, also Generationenprojekte, Stromnetze,
Wasserstoffnetze, der Erhalt der Infrastruktur, der sich nicht in einer
Legislatur rechnet, der soll dann auch über die Legislaturen, also über
die Generation finanziert werden durch einen Kredit", sagte Habeck. "Das
setzt eine Reform der Schuldenbremse voraus."
Das
Grünen-Programm sieht einige Punkte vor, die ihrem Spitzenkandidaten
zufolge "nicht klassisch grüne Wahlprogrammatik sind". So soll der
Führerschein für Azubis bezuschusst werden. "Unser Vorschlag ist, dass,
wenn der Arbeitgeber, also der ausbildende Betrieb 500 Euro drauflegt,
der Staat 1.000 Euro drauflegt, so dass die Leute, die lange Pendelwege
im ländlichen Raum haben, den Führerschein, der ziemlich teuer geworden
ist, günstig machen können", sagte er.
Habeck will zudem der
sogenannten "Clankriminalität" erklärtermaßen den Kampf ansagen und
dafür die Zahl der Personalstellen bei Bundespolizei um 1.000 erhöhen.
Im Wohnbereich ist eine Prämie für Eigennutz geplant, um insbesondere
junge Menschen beim Hauskauf zu unterstützen. Außerdem kündigte der
Grünen-Kandidat an, die Werbekostenpauschale auf 1.500 Euro erhöhen zu
wollen, "so dass ungefähr die Hälfte aller Steuerpflichtigen keine
Belege mehr einreichen müssen, und eine Entlastungswirkung gibt es
außerdem noch dazu".
Habeck erklärte, Deutschland müsse sich
aktuell noch einmal neu erfinden. "Die Stabilität der deutschen
Demokratie beruht auf der Sozialen Marktwirtschaft. Soziale
Marktwirtschaft wiederum beruht auf einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft
und die Voraussetzungen dieser Wettbewerbsfähigkeit sind in den letzten
Jahren unter die Räder geraten", sagte der Grünen-Spitzenkandidat.
Quelle: dts Nachrichtenagentur