M. Cullen fordert die SPD-Mitglieder auf, für die Offenhaltung des Flughafens Tempelhof einzutreten
Archivmeldung vom 21.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Interessengemeinschaft Berlin Tempelhof (ICAT e. V.) ist eine Bürgerinitiative, die sich seit 1995 für den Weiterbetrieb des Flughafens Tempelhof einsetzt. Der Verein besteht aus 1.250 Mitgliedern aus allen Schichten und Berufsgruppen, nicht wenige davon wohnen im direkten Umfeld des Flughafens.
Ein Konsensbeschluss des Berliner Senats hat im Jahr 1995 den Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau Schönefelds frei gegeben. Auch die ICAT befürwortet den Bau des Berlin-Brandenburg International. Die im Planfeststellungsbeschluss vorgesehene Schließung Tempelhofs halten sie hingegen für unnötig und nicht durchdacht. Die Entscheidung zur Stilllegung wurde offenbar aus kurzsichtigem politischem Kalkül gefällt. Seit über zehn Jahren machen sie den Senat und die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, dass für Tempelhof ein angemessenes Nutzungskonzept gefunden werden muss. Doch im Gegensatz zur Bevölkerung ignoriert der Senat das Problem.
Die ICAT meint, dass eine Schließung die schlechteste, weil
unwirtschaftlichste und für die Stadt nachteiligste Lösung ist. Mit
Fachleuten und Luftfahrtexperten hat die ICAT deshalb ein umfassendes
Konzept für einen erfolgreichen Weiterbetrieb Tempelhofs
entwickelt. Auch andere interessante Ideen haben sie in den letzten
Jahren vorgestellt.
Wegen der große Zustimmung in den Umfragen sind sie überzeugt, dass sie
mit ihrer Bürgerinitiative ICAT die Interessen der meisten Berliner
vertreten: den Flughafen zu erhalten und die Tempelhof-Vorteile zu
nutzen.
Michael S. Cullen fordert mit diesem Aufruf die SPD-Mitglieder auf, für die Offenhaltung des Flughafens Tempelhof einzutreten:
Am 09.01.2008 habe ich im Radioprogramm des Offenen Kanals Berlin dafür plädiert, dass so viele Berliner wie möglich zu den Bürgerämtern gehen sollen, um ihre Unterschrift für das Volksbegehren zu leisten, das das Ziel hat, den Flughafen Tempelhof offen zu halten. Ich bat die Berliner Bevölkerung also, sich gegen den erklärten, aber nicht begründeten Willen des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit auszusprechen!
Ich möchte heute noch einen Schritt weiter gehen und diejenigen, die wie ich der SPD angehören, dazu auffordern, so vernehmlich wie nur irgend möglich – und also nicht nur mit Unterschrift für das Volksbegehren – auf die Politiker unserer Partei einzuwirken, mit dem Ziel, dass sie ihre trotzige Haltung in Sachen THF überdenken.
Um etwaige Missverständnisse von vornherein auszuräumen möchte ich betonen, dass es mir einzig und allein um Berlin, um Berlin heute, um Berlins Vergangenheit und um Berlins Zukunft geht! Als einseitige Stellungnahme z.B. zu Gunsten der Berliner CDU sind meine Ausführungen selbstverständlich nicht zu deuten - sie wären in dieser Lesart auch nicht glaubwürdig. Mir geht es also tatsächlich allein um das Sachthema Flughafen Tempelhof!
Der Tagesspiegel, bisher zur Frage der Stilllegung relativ unterkühlt, berichtete vom Engpass in Tegel. Der Flughafen sei für 5 Millionen Passagiere konzipiert worden; jetzt sind es jährlich 13 Millionen; Platz für wartende Flugzeuge gibt es nicht. Sie fliegen nach Tempelhof und parken dort, bis sie benötigt werden. Auf dem Boden und bei den Starts kommt es zu Verzögerungen: Zu wenig Platz für Passagiere in der Halle, zu wenig Parkraum für die wartenden Flugzeuge! Der Senat riskiert mit der bewussten Überlastung von Tegel einen gefährlichen Engpass, der vermeidbar wäre, wenn man den Flughafen Tempelhof als aktiven Airport und nicht als Parkplatz für überflüssige Jets nutzen würde.
Auch der Tagesspiegel empfiehlt Wowereit, dass er auf die Berliner hört – was jetzt zu sehen ist, sei “angewandte Sturheit”!
Nicht einmal die Flughafen-Holding ist konsequent. Am 14. Januar erklärte sie, wie stolz sie sei, dass es ab diesem Tage Direktflüge von Tegel zum Londoner-City-Flughafen gäbe – und listete die vielen Vorteile des Londoner City-Flughafens auf. Die Berliner Flughafengesellschaft will nun Berlins funktionierenden City-Flughafen Tempelhof im Zusammenwirken mit dem Berliner Senat bereits im Oktober 2008 schließen, während Berlin den 60. Jahrestag der Luftbrücke feiert. Mit der Gründung des Flughafens Tempelhof wurde der Stadt eine innovative Infrastruktur gegeben, die jetzt nicht verloren gehen darf.
Alle SPD-Mitglieder, die meiner Meinung sind, bitte ich, unserem Freund und Regierenden Bürgermeister deutlich kundzutun, dass die Offenhaltung des Flughafens Tempelhof für Berlin von einer zentralen Bedeutung ist.
Herzlichst,
Michael S. Cullen
Michael S. Cullen wurde 1939 in New York geboren, lebt seit 1964 in Berlin, ist Bauhistoriker. Berlin verdankt seiner Initiative die Verhüllung des Reichstags 1995.
Das Volksbegehren geht weiter - schon fast 150 000 Berliner haben unterschrieben.
Quelle: Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof e.V.