Berlin: Große Koalition findet keine Mehrheit
Archivmeldung vom 12.09.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Woche vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus zeichnet sich in Berlin ein deutlicher Trend ab: Wäre heute Wahltag, würde die Regierungskoalition aus CDU und SPD abgewählt werden. Dies geht aus Umfragen der Berliner Meinungsforscher von Civey im Auftrag des Tagesspiegels hervor.
Demnach bleibt die SPD mit 21,4 Prozent stärkste Partei. Sie verliert aber gegenüber der Abgeordnetenhauswahl 2011 fast sieben Prozentpunkte. Damals kam die Partei auf 28,3 Prozent. Die CDU rutscht um 5,9 Prozentpunkte auf 17,4 Prozent ab. Damit liegt sie in den Umfragen hinter den Bündnis90/Die Grünen, die in den Umfragen starke 18,8 Prozent holen. Die Linken kommen auf 16,0 Prozent und gewinnen damit über vier Prozentpunkte gegenüber 2011 hinzu. Die AfD schafft es aus dem Stand auf 13,0 Prozent. Ihr würde am nächsten Wahlsonntag der Einzug in das 10. Landesparlament bevorstehen. Die Piraten dagegen werden wohl das Landesparlament verlassen.
“Die Wählerinnen und Wähler sind unzufrieden und strafen die Regierungsparteien CDU und SPD ab. Fast alle anderen Parteien legen hingegen kräftig zu”, fasst Civey-Geschäftsführer Gerrit Richter die Ergebnisse zusammen. “Wir sehen die FDP dieses Jahr in das Abgeordnetenhaus einziehen.”
Die Unzufriedenheit mit der großen Koalition zeige sich, so Richter, auch bei der Frage nach der Wunschkoalition. Mit 9,4 Prozent ist eine schwarz-rote Regierung eine der unbeliebtesten Konstellationen. Der Koalitionswunsch der Wähler_innen ist mit 24,2% ein rot-rot-grünes Bündnis. Unterstützt wird das insbesondere von Linken- (56,0%) und Grünen-Anhänger_innen (41,5%). Bei den CDU-Anhänger_innen spricht sich mit 43,1 Prozent ein Großteil für eine schwarz-grüne Regierung aus. Doch diese hat bei den Anhänger_innen der Grünen wenig Rückhalt (8,5%).
Kein Amtsbonus für den Regierenden Bürgermeister - Henkel punktet bei AfD-Anhänger_innen
Geht es um die Beliebtheit, liegt der Regierende Bürgermeister Michael Müller mit knapp 31 Prozent vor seinen Konkurrent_innen Frank Henkel von der CDU (12,3%), der Grünen Ramona Pop (11,4%) und dem Linken Klaus Lederer (9,8%). Die größte Gruppe der Befragten (35,7%) hält keinen der Spitzenkandidat_innen für geeignet.
Müller hat die höchste Zustimmung bei den 18-29-Jährigen (40,5%) sowie bei den Wähler_innen der SPD (87,6%).
Auf deutlich weniger Zustimmung bei den Anhänger_innen der eigenen Partei kommt Frank Henkel (60,4%). Mit 18,4 Prozent ist er unter den AfD-Wähler_innen der beliebteste Kandidat unter den Genannten.
Männer und Frauen bewerten Wahl-Themen stark unterschiedlich
Den Berliner_innen sind mit Sozialer Gerechtigkeit (24,8%) und Zuwanderung (23,4%) insbesondere zwei bundespolitische Themen wichtig für ihre Wahlentscheidung. An dritter Stelle nannten sie das Berliner Dauerbrenner-Thema Mieten (19,2%). Das Wahlkampf-Thema der CDU, innere Sicherheit, liegt hingegen auf dem letzten Platz, kann aber bei den CDU-Anhänger_innen punkten (41,1%).
Bei den wichtigsten Themen zur Berlin-Wahl zeigen sich starke Geschlechterunterschiede: Während Frauen mit 33,3 Prozent Soziale Gerechtigkeit als wichtigstes Thema angaben, bewerteten Männer vor allem Zuwanderung (23,8%) und Mieten (21,9%) als die wichtigsten Themen zur Abgeordnetenhauswahl.
Das ist das Ergebnis von Civey-Umfragen im Auftrag des Tagesspiegel. Hierbei handelt es sich um laufende Befragungen. Umfragen, Ergebnisqualität und Anzahl der Teilnehmer_innen finden Sie unter:
Sonntagsfrage: https://civey.com/umfragen/sonntagsfrage-berlin/
Koalition: https://civey.com/umfragen/was-waere-die-beste-koalition-fuer-berlin/
Regierender Bürgermeister: https://civey.com/umfragen/wer-kann-regieren/
Quelle: Civey - Demokratie in Echtzeit