Kritik aus SPD-Fraktion an Regierungssprecher und Kanzler
Archivmeldung vom 31.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIn der SPD-Bundestagsfraktion gibt es angesichts des Erscheinungsbilds von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Kritik an Regierungssprecher Steffen Hebestreit und dem von ihm geleiteten Bundespresseamt (BPA).
"Olaf Scholz wirkt leider zu oft zu defensiv
und er wird auch nicht richtig in Szene gesetzt, obwohl es dafür ein
eigenes Amt in der Regierung gibt", heißt es in einem Analysepapier für
eine Klausurtagung der 207 Bundestagsabgeordneten, über die die
"Süddeutsche Zeitung" (Samstagausgabe) berichtet.
Intern wird von
SPD-Politikern kritisiert, dass es nach dem mutmaßlich islamistischen
Terroranschlag von Solingen so gewirkt habe, als sei Friedrich Merz
(CDU) der Bundeskanzler. Der CDU-Chef habe mit seinen Auftritten den Ton
gesetzt und den Druck für schnelle Verschärfungen auf Scholz und die
Ampelkoalition erhöht. In dem Papier heißt es, es gebe insgesamt eine
Schieflage bei der Bewertung der Ampelkoalition. "Die fleißigste
Regierung wird als schlechteste angesehen und ein tatkräftiger
Bundeskanzler wird nicht an seinen Taten gemessen. Diese Kritik ist oft
völlig maßlos, auch in den Medien", heißt es darin weiter.
Als
besonders kritisch auch für Scholz wird von Bundes- und Landespolitikern
die Landtagswahl am 22. September in Brandenburg angesehen, sollte die
SPD von Ministerpräsident Dietmar Woidke die Macht verlieren - die SPD
regiert hier schon seit 1990. Dann könne auch die erneute
Kanzlerkandidatur von Scholz von einigen in Frage gestellt werden,
sagten mehrere SPD-Politiker der Zeitung. Allerdings hat der immer
wieder als Ersatzkandidat gehandelte Boris Pistorius immer noch nicht
entschieden, ob er sich 2025 überhaupt um ein Bundestagsmandat bewerben
will.
In dem Papier für die Klausurtagung der SPD-Fraktion am 5.
und 6. September in Nauen wird von Scholz mehr Führung gefordert, um den
Dauerstreit in der Koalition zu beenden. "Viele in unseren Reihen
glauben nicht mehr, dass sich bis zur Bundestagswahl dieses Bild noch
ändert - doch es muss sich ändern." Man müsse zudem vor allem ein Rezept
gegen die AfD finden. Die SPD müsse die realen Probleme erkennen und
auch benennen, an die die AfD anknüpfe und sich "der bitteren Wahrheit
bewusst sein, dass Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft nicht
vergehen wird", heißt es in dem Papier weiter. "Beherzigen wir Kurt
Tucholskys Mahnung aus der Weimarer Republik: 'Die Linke redete richtig,
aber von Sachen. Die Rechte redete falsch, aber zu den Menschen.'"
Quelle: dts Nachrichtenagentur