Ehemann von Außenministerin Baerbock wird Angestellter bei Lobby-Agentur
Archivmeldung vom 29.04.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIm Juli 2021 beendete Daniel Holefleisch seinen PR-Berater-Job für einen großen deutschen Logistikkonzern, um mögliche Irritationen für seine Ehefrau, die damalige Kanzlerkandidatin zu vermeiden. Nun kehrt Holefleisch ins Berufsleben zurück, jedoch bei einer reinen Lobby-Agentur. Dies stößt auf Kritik. Dies berichtet das Magazin "RT DE".
Weiter berichtet RT DE: "Daniel Holefleisch, der Ehemann von Außenministerin Baerbock, hat sich entschieden, wieder einen Job anzutreten. Der 49-Jährige arbeitet künftig als Partner in der Kommunikationsagentur MSL. Der Verein Lobbycontrol befürchtet Interessenskonflikte.
Holefleisch ist seit 2007 mit Annalena Baerbock verheiratet und arbeitete lange für die Partei Bündnis 90/Die Grünen, unter anderem im Bereich der Unternehmenskontakte. Von Oktober 2004 bis Februar 2017 war Holefleisch sogenannter "Head of Division Corporate Contacts/Fundraising" und damit vor allem für die Kontakte zwischen Unternehmen und dem Vorstand der Grünen verantwortlich. Im Februar 2017 wechselte er dann zur Deutschen Post und war bis zu seinem Ausscheiden in der DHL Group, dem weltweit führenden Anbieter für Logistik, als "Senior Expert Corporate Affairs" tätig. Im Dezember 2021 lte Tobias Ender, Sprecher des Unternehmens, den Medien mit, dass "Daniel Holefleisch seit Juli 2021 nicht mehr für die Deutsche Post DHL Group aktiv ist".
Vor der Bundestagswahl 2021 kamen Diskussionen darüber auf, ob sich künftige mögliche Ämter Baerbocks in einer Regierungsposition mit dem Beruf des Ehemanns vertragen würden – Stichwort: Lobbyinteressen. Die Deutsche Post DHL Group ist ein börsennotiertes Logistik- und Postunternehmen, das am 1. Januar 1995 aus der früheren Behörde Deutsche Bundespost hervorging, also dem Bund unterstellt ist.
Die Boulevard-Illustrierte Bunte schrieb im Januar 2022 zu seiner "neuen Rolle" des fürsorglichen Familienvaters:
"Holefleisch ist jetzt Vollzeit-Vater. Er steckt seine beruflichen Ambitionen für ihre Karriere zurück. (...) Der Topmanager hat seine Frau seit Anbeginn ihrer Karriere beraten und unterstützt – auch wenn er dafür jobmäßig zurückstecken muss. Sein Leben wird sich jetzt noch stärker auf seine Frau und die beiden gemeinsamen Töchter (6 und 10) ausrichten müssen."
Nun teilte das Unternehmen MSL Germany auf Twitter folgende Information mit:
Vom 1. Mai an verstärkt Daniel Holefleisch als Partner unser MSL-Team. Er wird Kunden mit einem Fokus auf #PublicAffairs beraten und ist auf politische Analysen spezialisiert. ⁰Willkommen an Bord, lieber Daniel! 🙌Mehr Infos beim @prreport_de 👇👇👇https://t.co/mY4yRW6Ztm
— MSL Germany (@MSL_Germany) April 28, 2022
In der Firmenauskunft des Unternehmens heißt es:
"Auf internationaler Ebene ist MSL das globale Netzwerk für Public & Influencer Relations und für strategische Kommunikation der an der Pariser Börse notierten Publicis Groupe S.A..
Weltweit zählt die MSL-GROUP an mehr als 100 Standorten in über 40 Ländern rund 2.500 Mitarbeiter, die Kunden bei ihrer nachhaltigen Kommunikation mit Zielgruppen, Mittlern und Stakeholdern beraten und operativ unterstützen."
Genau diese Informationen zur Firmenphilosophie erzeugen erste Kritik an der Neueinstellung von Holefleisch. Der Verein "LobbyControl" kritisiert laut t-online "den Schritt Holefleischs zurück in die PR-Welt". Dieser sei "aus mehreren Gründen problematisch", da die Agentur "dank der Nähe zur deutschen Außenministerin nun neue Kunden gewinnen" könne. Im Beitrag heißt es weiter:
"Zudem habe 'MSL' auch ausländische Regierungen zu ihren Auftraggebern gezählt, darunter Saudi-Arabien. Laut dem Lobbyregister des Bundestages investiert die Agentur jährlich etwa 1,5 Millionen Euro in die Interessensvertretung in Deutschland. Internationale Konzerne wie Facebook, Coca-Cola und Airbnb gehören ebenfalls zu den vertretenen Unternehmen."
Die Seite PR-Report berichtet darüber, dass "eine Ansprache der Leitungsebene des Auswärtigen Amts oder von Außenministerin Baerbock im Rahmen von Holefleischs Tätigkeit bei MSL vertraglich ausgeschlossen" sei, so Angaben seitens der Agentur. Wigan Salazar, Deutschland-Chef von MSL, wird mit den Worten zitiert:
"Daniel wird nicht nur unseren Kunden in komplexen Situationen Orientierung bieten können, sondern auch unserem Team Inspirationen und neue Impulse geben. Daher ist es klasse, dass er sich für uns entschieden hat und uns von Mai an in Teilzeit fest unterstützt."
Holefleisch erklärt in dem Beitrag seine persönliche Motivation hinsichtlich des künftigen Teilzeit-Jobs:
"Agenturen waren eigentlich nicht Teil meiner Lebensplanung, aber ich kenne einige der führenden Köpfe bei MSL seit Jahren und wurde vor einigen Wochen angesprochen. Was sie mir über die Agentur erzählt haben, klang auf Anhieb spannend. Der entscheidende Punkt war für mich die ungewöhnliche Unternehmenstreue in der Führungsebene von MSL. Der Großteil des Managements ist seit über 15 Jahren dabei – das hat mich überzeugt."
Im Dezember 2021 hieß es beim Magazin Der Spiegel zu der damaligen Konstellation im Hause Baerbock: "Ehemann von Außenministerin Baerbock - Daniel Holefleisch hat Lobby-Job bei Deutscher Post beendet. Sie ist Mitglied der Bundesregierung, er Lobbyist eines Staatskonzerns – diese heikle Konstellation wollten Annalena Baerbock und ihr Ehemann offenbar vermeiden." Diesbezügliche Irritationen oder Befürchtungen scheinen beim Ehepaar Holefleisch-Baerbock nun nicht mehr zu existieren."
Quelle: RT DE