Deutsche überzeugt: Grüner Höhenflug nicht von Dauer
Archivmeldung vom 22.10.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Aufschwung der Grünen ist derzeit immer noch ungebrochen, das belegt das aktuelle RTL/n-tv-Trendbarometer. Ihr Umfragewert steigt nach der Wahl in Bayern im Vergleich zur Vorwoche um 2 Prozentpunkte auf jetzt 21 Prozent. Damit liegen die Grünen 7 Prozentpunkte über der SPD, 6 Prozentpunkte über der AfD und nur noch 6 Prozentpunkte unter der CDU/CSU.
Wenn in dieser Woche der Bundestag gewählt würde, wäre eine schwarz-grüne Koalition möglich. Die aktuelle Stimmverteilung: CDU/CSU 27 Prozent (Bundestagswahl 32,9%), SPD 14 Prozent (20,5%), FDP 9 Prozent (10,7%), Grüne 21 Prozent (8,9%), Linke 9 Prozent (9,2%), AfD 15 Prozent (12,6%). 5 Prozent würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden (5,2%). 26 Prozent aller Wahlberechtigten sind derzeit unentschlossen oder würden nicht wählen (Nichtwähler 2017: 23,8%).
Der wachsende Zuspruch für die Grünen zeigt sich auch bei der Frage nach der politischen Kompetenz der Parteien. 10 Prozent der Bundesbürger - und damit so viele wie noch nie - trauen derzeit den Grünen zu, "mit den Problemen in Deutschland am besten fertig zu werden". Der SPD trauen das nur 4 Prozent zu, der CDU/CSU 18 Prozent und einer der übrigen Parteien 13 Prozent. 55 Prozent trauen das gar keiner Partei zu. Die Deutschen sind allerdings skeptisch, dass der Höhenflug der Grünen von Dauer sein könnte. Ein Drittel der Befragten (34%) ist der Auffassung, dass die Grünen die SPD dauerhaft als neue Volkspartei ablösen würden - die Mehrheit dagegen ist überzeugt, dass "der Höhenflug der Grünen bald wieder zu Ende sein wird" (52%). Nur die Anhänger der Grünen sind sich mehrheitlich sicher, dass der Erfolg "ihrer" Partei anhalten wird (76%).
Berlin nicht verantwortlich für CSU-Pleite
Die Verluste der CSU bei der bayerischen Landtagswahl sind hausgemacht: Über die Hälfte der Deutschen (57%) ist im RTL/n-tv-Trendbarometer überzeugt, dass die CSU selbst und ihr Parteichef Horst Seehofer für das schlechte Wahlergebnis verantwortlich sind. Das steht auch für 77 Prozent der CSU-Anhänger fest. Nur ein Drittel der Bundesbürger (34%) und 21 Prozent der CSU-Anhänger sehen die Schuld in der Arbeit der Großen Koalition in Berlin. Lediglich die Anhänger der AfD machen die Bundespolitik für den Einbruch der CSU verantwortlich (90%). Fast zwei Drittel der Deutschen (64%) sind der Auffassung, Horst Seehofer solle nach dem schlechten Abschneiden seiner Partei Konsequenzen ziehen und sowohl als CSU-Chef als auch als Innenminister zurücktreten. Das erwarten auch 62 Prozent der Bayern und 67 Prozent der CSU-Anhänger. Nur die AfD-Anhänger sind in ihrer Mehrheit dagegen (75%).
forsa-Chef Prof. Manfred Güllner gegenüber der Mediengruppe RTL: "Viele Kommentatoren werten Landtagswahlen gern als Stimmungstest für die Bundespolitik. Die Mehrheit der Bundesbürger hält diese Einschätzung, mit Ausnahme der AfD-Anhänger, für falsch. Entscheidend bei der Stimmabgabe ist vor allem die Landespolitik. Insofern halten die Bürger auch nicht die Bundesregierung und Angela Merkel sondern die CSU und ihren Vorsitzenden für das Wahldebakel der CSU verantwortlich."
Schlechte Noten für Nahles - aber keine Alternative in Sicht´
35 Prozent der Bundesbürger sind im aktuellen RTL/n-tv-Trendbarometer der Auffassung, die Sozialdemokraten sollten die Große Koalition verlassen und sich in der Opposition erneuern. Doch dass die SPD sich als Oppositionspartei tatsächlich erneuern und verloren gegangene Wähler wieder zurückgewinnen könnte, glauben mehrheitlich nur die Anhänger der SPD (60%) und der Linken (52%). 51 Prozent aller Bundesbürger aber glauben das nicht. Dabei können viele Bundesbürger (38%) mit dem Begriff der "Erneuerung" gar nichts anfangen. Am ehesten denken die Befragten dabei noch an personelle Veränderungen oder eine Verjüngung (36%), an "mehr Bürgernähe" (26%) oder an eine Überprüfung der Parteiprogramme (24%). Nur 9 Prozent verstehen unter "Erneuerung" eine "Rückbesinnung auf alte Werte" (also eine Radikalisierung der Parteien).
Für das immer weiter sinkende Vertrauen in die SPD dürfte auch die Parteichefin Andrea Nahles mit verantwortlich sein. Nur 19 Prozent der Bundesbürger sind mit ihrer Arbeit zufrieden, die große Mehrheit (69%) ist unzufrieden. Sogar die SPD-Anhänger bewerten Nahles negativ (62%). Auf die Frage, wen die Deutschen ins Kanzleramt wählen würden, sinkt der Wert von Nahles um 2 Prozentpunkte auf nur noch 10 Prozent ab. Das ist der schlechteste Wert, der im letzten Vierteljahrhundert im RTL/n-tv-Trendbarometer für einen potentiellen Kanzlerkandidaten gemessen wurde. Für Merkel statt Nahles würden sich derzeit immerhin noch 43 Prozent entscheiden.
Aber wer könnte es besser machen als Nahles? Trotz ihres schlechten Ansehens sehen 47 Prozent niemanden in der SPD, der für den SPD-Vorsitz geeignet wäre. Von den 29 Prozent der Befragten, die sich eine Alternative zu Nahles vorstellen können, nennen die meisten Olaf Scholz (9%). Außerdem auf der Wunschliste: Kevin Kühnert (5%), Martin Schulz und Sigmar Gabriel (je 3%) sowie Heiko Maas, Katharina Barley und Stephan Weil (je 2%).
AfD-Erfolg: Mehr geht nicht
Die meisten Deutschen (56%) sind überzeugt, dass die AfD den Gipfel ihres Erfolgs erreicht und ihr Wählerpotential weitgehend ausgeschöpft hat. Nur ein Drittel der Bundesbürger (33%) erwartet, dass die AfD noch weitere Wähler hinzugewinnen kann. Die Anhänger der AfD bewerten die Aussichten ihrer Partei völlig anders: 88 Prozent von ihnen glauben, dass es mit der AfD noch weiter aufwärts gehen könnte.
Die Meinungen zu den Parteien nach der Bayern-Wahl wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa am 17. und 18. 10. im Auftrag der Mediengruppe RTL ermittelt. Datenbasis: 1.503 Befragte, davon 501 in Bayern. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.
Die Daten zur Parteien- und Kanzlerpräferenz sowie zur politischen Kompetenz der Parteien wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa vom 15. - 19. 10. 2018 im Auftrag der Mediengruppe RTL erhoben. Datenbasis: 2.502 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte.
Quelle: Mediengruppe RTL Deutschland - RTL/n-tv-Trendbarometer (ots)