Patriotischer Nachwuchs in der CDU: Eine „Geheimwaffe“ gegen AfD?
Archivmeldung vom 16.04.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie CDU will sich auf ihre konservativen Wurzeln besinnen. Ein glühender Verfechter davon ist Philipp Amthor, mit 25 Jahren der zweitjüngste Bundestagsabgeordnete. Medien nennen ihn eine „Geheimwaffe im Kampf gegen die AfD“. Er selbst sieht sich als Patriot, der die Leitkulturdebatte neu führen will. Dem politischen Islam sagt er den Kampf an.
Weiter schreibt Marcel Joppa bei Sputnik Deutschland: "Spätestens seit dem 23. Februar kennt ihn fast jeder, der sich in Deutschland für Politik interessiert. Selbstbewusst legte sich Philipp Amthor vom Rednerpult des Bundestages herab mit der AfD an und kanzelte sie für einen schlampig eingebrachten Burka-Verbotsantrag ab. In Berlin stellte sich Amthor an diesem Montag den Fragen der internationalen Presse.
Das Hauptthema: Wie umgehen mit der AfD? Für Amthor, der in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen ist, keine einfach zu beantwortende Frage:
„Wenn ich sehe, dass bei mir in Mecklenburg-Vorpommern und im Osten Deutschlands an vielen Stellen teilweise jeder Vierte die AfD gewählt hat, dann kann man nicht sagen: Das sind alles komische Menschen, die die gewählt haben. Sondern diese Wähler, die will ich wieder zurückhaben. Die wollen wir überzeugen, dass wir das besser können. Die AfD ist unser politischer Gegner, mit denen wir uns in der Sache hart auseinandersetzen.“
Einige Medien hatten in der Vergangenheit berichtet, die Union habe das Thema Heimat größtenteils der Alternative für Deutschland überlassen. Mit Blick auf die Landtagswahlen in Bayern im kommenden Herbst sei es deshalb vor allem der CSU wichtig gewesen, mit einem Heimatministerium gegenzusteuern. Heimat, das sei ein herausragendes Thema, so Amthor:
„Wir sind dafür, diesen Begriff positiv zu besetzen. Das neue Heimatministerium mit Horst Seehofer wird dafür einiges tun. Und uns geht es darum, Heimat nicht nur als Folklore und Erntedankfest zu verstehen. Sondern bei Heimat geht es auch um die Frage: Wie gleichwertig sind eigentlich unsere Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land? Und das gehen wir als Thema an.“
Doch wie ähnlich sind sich Union und AfD eigentlich? Brandenburgs CDU-Chef Ingo Senftleben hatte jüngst verkündet, er würde sogar Koalitionsgespräche mit der Alternative für Deutschland nicht ausschließen. Für Philipp Amthor ein Unding. Durch diese Einstellung würde man die Konkurrenz nur „hochreden“ und legitimieren. Vielmehr fordert er, wieder mehr über eigene Inhalte zu diskutieren:
„Ich mache gar keinen Hehl daraus: Sehr viele Positionen, die im Programm der AfD stehen, sind natürlich Positionen, die auch in der CDU mehrheitsfähig sind. Der Unterschied ist nur: Was steht auf dem Papier und was meint man tatsächlich? Weil jenseits von Inhalten ist es natürlich so, dass viele Führungsfiguren der AfD – wie Björn Höcke oder André Poggenburg – der NPD sehr viel näher stehen als der CDU. Deswegen stellt sich diese Frage der Koalition auf absehbare Zeit nicht.“
Zudem habe die AfD dem Vernehmen nach auch gar kein Interesse, mit den sogenannten Altparteien in einer Regierung zusammenzuarbeiten, so Amthor weiter. Ausgrenzen will der 25-Jährige die AfD aber nicht. Eine inhaltlich harte Auseinandersetzung sei allemal besser als gegenseitige Beschimpfungen.
CDU/CSU-Bundestagsfraktion / Bildunterschrift: Philipp Amthor in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag zum Thema Burka-Verbot.
Amthor vertritt die CDU auch im Innenausschuss und im Europaausschuss des Bundestages. Dass die AfD dort bisher gute Argumente vorgebracht hätte, kann der Nachwuchspolitiker laut eigenen Aussagen bisher nicht erkennen. Sollte dies aber vorkommen, müsse man sich dem stellen:
„Inhaltliche Auseinandersetzung jederzeit. Die Alternative wäre nur eine ideologische Auseinandersetzung oder zu sagen: Mit denen reden wir gar nicht erst, und deren Argumente sind schlecht, weil sie von der AfD sind. Wenn ein AfD-Politiker sagt, der Himmel ist blau, dann kann ich natürlich nicht sagen: Auf gar keinen Fall, der Himmel ist grün. Wenn zwei zu demselben Ergebnis kommen, kann das daran liegen, dass sie voneinander abgeschrieben haben, oder dass sie beide Recht haben.“
Wichtig ist dem gelernten Juristen vor allem das Thema innere Sicherheit. Hier sieht Amthor eine gefährliche Schere zwischen Realität und öffentlicher Wahrnehmung. Während die Sicherheit laut Zahlen und Fakten in Deutschland zwar steige, sei das Gefühl in der Bevölkerung jedoch laut Umfragen genau umgekehrt. Deshalb müsse seine Partei wieder mehr Bürgernähe beweisen:
„Ich mache das an einem Beispiel deutlich: Bei mir an der deutsch-polnischen Grenze wurde bei Landwirten teilweise drei- oder viermal auf dem Hof eingebrochen. Da könnte ich natürlich jetzt hingehen, so jemandem die Statistik vorhalten und sagen: Also statistisch leben Sie hier aber ganz sicher. Das interessiert den nicht. Sondern der möchte, dass ich das ernst nehme und dass ich auch sage: Wir stellen das ab.“
Philipp Amthor gehört zum vieldiskutierten Nachwuchs innerhalb der Union. An einer Personaldebatte um die Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel will er sich jedoch nicht beteiligen. Jetzt gehe es um politische Inhalte und nicht darum, die nächsten dreieinhalb Jahre nur über neue Köpfe zu sprechen. Wichtig ist für den CDUler dabei vor allem, sich auf die konservativen Wurzeln seiner Partei zu besinnen. Als Volkspartei habe die Union den Anspruch, auch die demokratische Rechte mit abzudecken, so Amthor:
„Und deswegen gibt es nicht die eine CDU, sondern wir haben als Volkspartei den Anspruch, drei Wurzeln zu haben: Eine christlich-soziale, eine wirtschaftlich-liberale und eine wertekonservative Wurzel. Und wenn wir uns die CDU anschauen, dann haben wir derzeit ein sehr starkes Bedürfnis nach dieser wertekonservativen Wurzel. An der Parteibasis besteht das Bedürfnis, diese Wurzel wieder zu stärken.“
Amthor macht auch kein Geheimnis daraus, in vielen inhaltlichen Fragen auf einer Linie mit seinen Fraktionskollegen Jens Spahn oder Alexander Dobrinth zu stehen. Vor allem bei den Themen Integration und Einwanderung. Laut Amthor werde der Begriff „Integration“ vor allem im linken politischen Spektrum falsch benutzt. Für ihn gehe es erst einmal darum, zu definieren, in was für eine Gesellschaft hinein integriert werden soll. Deshalb müsse auch der Begriff der Leitkultur neu diskutiert werden.
„Die Frage der Leitkultur, der Wertekultur, das ist eine entscheidende Frage, die auf uns in den nächsten Jahren zukommt. Und das ist eine große Chance für die Konservativen, diese Werte zu benennen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Werte einer deutschen Wertekultur vor allem das christliche Abendland, die Aufklärung und der Humanismus sind und beispielsweise nicht der politische Islam.“
Amthor, der am Kragen seines Jacketts meist einen Anstecker in den Farben der Deutschlandfahne trägt, sieht sich selbst als Patrioten. Europa sei für ihn aber trotzdem sehr wichtig. Ein starkes Europa und ein starker Nationalstaat gehen für den CDU-Politiker Hand in Hand.
Philipp Amthor ist seit Ende letzten Jahres Bundestagsabgeordneter, und schon jetzt zieht er den Fokus der medialen Öffentlichkeit gekonnt in seine Richtung. Beobachter sind sich einig, dass er bei der künftigen Ausrichtung der Union durchaus eine Rolle spielen wird. Nicht nur, wenn es darum geht, von der AfD Wähler zurückzugewinnen. Ob er aber tatsächlich die neue „Geheimwaffe“ der Kanzlerin ist – das muss der 25-Jährige in dieser Legislaturperiode erst noch unter Beweis stellen.
Der Bericht zum Nachhören
Quelle: Sputnik (Deutschland)