SPD-Chef Klingbeil macht überstandene Krebserkrankung öffentlich - Bin überzeugter Transatlantiker

Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.
Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil hat erstmals öffentlich über eine überstandene Krebserkrankung im Jahr 2014 gesprochen. Gegenüber der "Zeit" schilderte er, wie er den Krebs vor rund elf Jahren selbst an sich bemerkt und anschließend ärztliche Hilfe gesucht habe. Dass er erfolgreich behandelt werden konnte, sei ein "sehr großes Glück" gewesen.
Seither habe er keinen Rückfall erlitten und gelte als geheilt, sagte
Klingbeil. Doch die Erfahrung präge ihn bis heute: "Ich glaube, dass man
ein Stück weit gelassener an Sachen rangeht." Dies sei ein Grund für
die ruhige Art, die ihm oft nachgesagt werde. "Man blickt schon anders
auf das Leben, wenn man einmal kurz vor der Klippe stand. Zungenkrebs
hat sehr wenig Chancen auf eine Heilung."
Klingbeil war nach
eigener Aussage jahrelang starker Raucher. Angefangen habe er erst spät,
"ich glaube mit 25, ziemlich bescheuert also". Doch zwischenzeitlich
habe sein Konsum "bei 40 Zigaretten am Tag" gelegen. Mittlerweile sei er
seit elf Jahren rauchfrei.
Sein Verhältnis zu CDU-Chef Friedrich
Merz beschrieb Klingbeil als belastbar. "Wir planen jetzt beide nicht,
Freunde zu werden. Darum geht es nicht. Wir wissen um die gemeinsame
Verantwortung, die wir für dieses Land tragen." Klingbeil bescheinigte
CSU-Chef Markus Söder "Respekt und Anerkennung" für dessen Fähigkeit, in
schwierigen Verhandlungssituationen "den Knoten durchgeschlagen" zu
haben. Merz und Söder hätten Kompromissbereitschaft gezeigt.
Klingbeil
hat die Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU nach der jüngsten
Bundestagswahl für die SPD maßgeblich geführt. Derzeit stimmt die
SPD-Basis über den Koalitionsvertrag ab. Zu Kritik aus Reihen der SPD
sagte Klingbeil, er könne sie "natürlich nachvollziehen". Mehrere
Juso-Landesverbände hatten unter anderem die Sozial- und
Migrationspolitik des Koalitionsvertrages kritisiert. Klingbeil sagte,
er wolle nicht "belehrend gegenüber den Jusos auftreten". Trotzdem fände
er eine Ablehnung der Koalition mit der Union falsch. Alternativen zu
ihr müsse man "klug für sich abwägen".
Klingbeil bezeichnete sich
als überzeugten Transatlantiker. Ein voreiliges Abwenden von den USA
lehne er ab. Eine Zusammenarbeit sei aktuell schwierig, dennoch sei er
dafür, "auch den Republikanern die Hand auszustrecken". Man solle nicht
mit dem Schlimmsten, aber mit allen Szenarien rechnen, sagte Klingbeil.
China
sei kein strategischer Partner, der die USA ersetzen könne: "Wir haben
gewisse Wertevorstellungen und die sollten wir jetzt nicht über den
Haufen werfen." Diesen Fehler habe man mit Russland gemacht. Es gebe
"eine ganze Reihe von Schnittmengen" mit China, aber letztlich müssten
beispielsweise Unternehmen, die in China tätig sind, dies auf eigene
Verantwortung tun. "Wenn es mit China schiefgeht", könne man Unternehmen
nicht wie im Falle Russlands retten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur