AfD-Mitglieder wollen Bundestagswahlprogramm ändern
In den Reihen der AfD gibt es Rufe nach Änderungen im Bundestagswahlprogramm. Das berichtet die "Welt". In der Nacht auf Donnerstag endete demnach eine Befragung der Mitglieder zu fünf Einzelfragen. Das Programm wird auf dem Bundesparteitag Mitte Januar beschlossen, dem Parteitag liegt ein Entwurf der Bundesprogrammkommission vor.
Wie die Zeitung schreibt, stört sich die Mehrheit der teilnehmenden
Mitglieder an mehreren Stellen des Entwurfs. So sprechen sich 71,5
Prozent dafür aus, im Programm die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht zu
fordern. Die Programmkommission hatte die Forderung zuvor gestrichen.
Für die Streichung hatte auch Parteichef Tino Chrupalla gestimmt, in der
"Welt" hatte er dies damit begründet, dass aktuell der Eindruck
entstehe, "man wolle die Wehrpflicht einführen, um die jungen Leute an
die Front des Ukraine-Kriegs zu schicken".
Die Einladung zur
Befragung war an alle 47.981 Parteimitglieder gesandt worden. Diese
könnten zwischen dem 13. und 18. Dezember online abstimmen. 7.548
Mitglieder, also 15,7 Prozent, schlossen die Teilnahme ab, wie aus einer
Auswertung des Stabsbereichs Grundsatz, Strategie und Programmatik der
AfD-Bundesgeschäftsstelle hervorgeht.
"Diese Befragung fließt
empfehlend in den letzten Teil des Programmprozesses ein", heißt es in
der Einladungsmail, über welche die "Welt" berichtet. Die
Programmkommission kann die Ergebnisse der Mitglieder also in ihren
Leitantrag einbeziehen.
Die Mitglieder wünschen außerdem, die
explizite Forderung nach einem Austritt Deutschlands aus der
Europäischen Union aus dem Wahlprogramm zu streichen. Im Entwurf der
Programmkommission heißt es: "Wir halten einen Austritt Deutschlands aus
der Europäischen Union und die Gründung einer neuen europäischen
Gemeinschaft für notwendig. Wir wollen die Europäische Union samt ihren
Bürokratien und Institutionen durch eine Wirtschafts- und
Interessengemeinschaft ersetzen."
Nur 46,2 Prozent der
teilnehmenden Mitglieder stimmten für diese Formulierung. 52,6 Prozent
favorisieren hingegen einen Vorschlag, in dem es lediglich heißt: "Wir
streben einen 'Bund europäischer Nationen' an, eine neu zu gründende
europäische Wirtschafts- und Interessengemeinschaft, in der die
Souveränität der Mitgliedstaaten gewahrt ist." Die Europäische Union
wolle man durch diesen Staatenbund "ersetzen", heißt es auch in dieser
Formulierung.
Die Mitglieder plädieren zudem dafür, den Satz "Die
Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft" zu ergänzen: Die Familie
bestehe aus "Vater, Mutter und Kindern". 76,6 Prozent der Teilnehmer
stimmten für diese Ergänzung. Die Bundesprogrammkommission hatte sich
zuvor dafür entschieden, den Satz aufzugeben - auch, um der
Spitzenkandidatin Alice Weidel, die mit ihrer Frau und Kindern
zusammenlebt, unangenehme Fragen im Wahlkampf zu ersparen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur