Lindner-Berater sieht Staatshilfe für Meyer Werft kritisch
Archivmeldung vom 24.08.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.08.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Lindner-Berater Lars Feld sieht die Staatshilfe für die Meyer Werft kritisch. "Die Meyer Werft ist zwar ein Spezialfall, ihre Probleme sind überwiegend Folgen der Corona- und Energie-Krisen. Trotzdem sehe ich nicht, warum es nicht in einem Restrukturierungsverfahren möglich sein soll, das Unternehmen zu erhalten", sagte Feld der "Rheinischen Post".
"Grundsätzlich bin ich bei Subventionen skeptisch. Oft führen sie dazu,
dass der Staat eine alte Industrie erhält und den Strukturwandel
behindert."
Vor dem Hintergrund der wahrscheinlichen Übernahme
der Meyer Werft durch den Staat richtet die Deutsche Umwelthilfe (DUH)
Forderungen an die Bundesregierung. DUH-Hauptgeschäftsführer Sascha
Müller-Kraenner sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Wenn der Staat
schon in den Kreuzfahrtschiffbau einsteigt, muss Bundeskanzler Olaf
Scholz dafür sorgen, dass die Gesellschaft auch etwas davon hat."
Müller-Kraenner
verwies auf Umweltbelastungen durch Kreuzfahrtschiffe sowie den
Werftstandort weit im Binnenland: "Papenburg an der Ems ist für den Bau
von Mega-Kreuzfahrtschiffen nicht geeignet. Der Staat muss durchsetzen,
dass hier künftig nur noch kleinere und klimafreundlichere Schiffe
gebaut werden." Das ergebe sich allein schon aus dem Grundgesetz, das
den Staat zum Umweltschutz verpflichte. "Der Standort Papenburg braucht
eine Obergrenze. Größere Schiffe müssen, wenn überhaupt, an den anderen
Standorten der Gruppe gebaut werden."
Die Meyer Werft steckt
aktuell in einer schweren wirtschaftlichen Krise. Am Donnerstag hatten
Bundeskanzler Olaf Scholz und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan
Weil (beide SPD) dem Unternehmen Unterstützung zugesagt. Der Staat wird
laut eines Rettungsplanes in die Werft einsteigen und mit bis zu 90
Prozent Mehrheitseigner an dem bislang familiengeführten Unternehmen.
DUH-Vertreter
Müller-Kraenner warf der Bundesregierung in diesem Zuge Doppelmoral
vor: Einerseits werde nun die Meyer Werft mit viel Steuergeld gerettet.
"Zugleich hat sich der Staat aber nicht für die zahlreichen und
wesentlich zukunftsträchtigeren Solar-Hersteller eingesetzt, die
insolvent gegangen sind." Hier würden die Prioritäten falsch gesetzt.
Feld
kritisierte unterdessen auch die Milliarden-Hilfe für die ostdeutschen
Chipfabriken: "Die Subventionen für TSMC und Intel sind falsch, weil
sich das Ziel nicht gut begründen lässt: Deutschland will damit bei
Chips unabhängiger von Taiwan werden, das von China bedroht wird.
Unabhängigkeit kann man anders erreichen, es gibt überall auf der Welt
Chip-Hersteller. Die Produktion müssen wir nicht in Deutschland
vorhalten", so Feld.
Scharf lehnt Feld die Staatshilfe von Bund
und Land NRW, die Thyssenkrupp für den grünen Umbau zwei Milliarden Euro
zahlen, ab: "Staatshilfe für Thyssenkrupp ist falsch. Der Konzern hat
mit Fehlinvestitionen in Brasilien einen milliardenschweren Fehler
gemacht und nun nicht mehr genug Geld für die Transformation. Es ist
nicht Aufgabe des Staates, das auszubügeln." Er sagte weiter: "Der Staat
weiß doch nicht, welche Technologie sich durchsetzt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur