ZDF-Politbarometer November I 2012 Mehrheit hält einen Kurs der Grünen Richtung Mitte langfristig für erfolgreich
Archivmeldung vom 16.11.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKurs der Grünen: Jetzt meinen 26 Prozent aller Befragten und 33 Prozent der Grünen-Anhänger, dass durch diese Wahl die Grünen offener für eine Regierungsbildung mit der CDU/CSU geworden sind, 60 Prozent von allen und 57 Prozent der Grünen-Anhänger hingegen sehen das nicht so (weiß nicht: 14 Prozent bzw. 10 Prozent). Ganz generell sind 54 Prozent aller Befragten der Meinung, dass die Grünen langfristig am erfolgreichsten sein werden, wenn sie sich zukünftig stärker Richtung Mitte orientieren. 8 Prozent halten einen Kurs mehr Richtung Links für zielführend, und 27 Prozent meinen, dass keine Kursänderung notwendig sei. Die Anhänger der Grünen sehen das praktisch genauso (Mitte: 52 Prozent; links: 13 Prozent; keine Änderung: 31 Prozent).
Koalitionspräferenzen: Trotz aller Spekulation um Schwarz-Grün ist eine Zusammenarbeit von CDU/CSU und SPD die einzige Parteienkombination, die von einer absoluten Mehrheit der Befragten (52 Prozent) positiv gesehen wird und nur von 28 Prozent negativ (egal: 18 Prozent). Lediglich Rot-Grün wird noch von mehr Befragten eher gut (44 Prozent) als schlecht (36 Prozent) bewertet. Alle anderen Koalitionsmodelle stoßen jeweils auf mehrheitliche Ablehnung: Schwarz/Grün: 32 Prozent gut und 41 Prozent schlecht; Schwarz/Gelb: 23 Prozent gut und 54 Prozent schlecht; Rot/Rot/Grün 19 Prozent gut und 64 Prozent schlecht; Rot/Grün/Gelb: 15 Prozent gut und 58 Prozent schlecht (Rest zu 100 Prozent jeweils "egal" bzw. "weiß nicht"). Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die Koalitionspräferenzen der Unions-Anhänger: Bei ihnen liegt die SPD auf Platz eins der bevorzugten Koalitionspartner (77 Prozent gut; 12 Prozent schlecht). Auf Platz zwei folgen die Grünen (53 Prozent gut; 23 Prozent schlecht) und erst dann kommt die FDP (46 Prozent gut; 34 Prozent schlecht).
Politbarometer-Projektion: Die zunehmende Thematisierung der Koalitionsfrage ist auch eine Folge der seit Januar eingeschränkten Koalitionsmöglichkeiten: Seither gibt es weder für die amtierende Regierungskoalition noch für eine Koalition aus SPD und Grünen eine Mehrheit. Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, erhielte die CDU/CSU 39 Prozent (unverändert), die SPD käme jetzt auf 30 Prozent (plus 1). Die FDP bliebe bei 4 Prozent, die Linke bei 6 Prozent, die Grünen bei 13 Prozent und die Piraten bei 4 Prozent. Die sonstigen Parteien lägen zusammen bei 4 Prozent (minus 1). Damit wären wieder nur vier Parteien im Bundestag vertreten. Neben einer großen Koalition wäre damit nur eine schwarz-grüne oder eine Koalition aus SPD, Linke und Grünen mehrheitsfähig.
K-Frage: Im direkten Vergleich hat sich der Vorsprung von Merkel gegenüber Steinbrück stabilisiert: Gefragt, wen die Deutschen lieber als Regierungschef/-in hätten, sprechen sich jetzt 53 Prozent (+1) für Angela Merkel und nur 38 Prozent (+1) für Peer Steinbrück aus (weiß nicht: 9 Prozent). Dabei ist der Rückhalt von Merkel bei den CDU/CSU-Anhängern mit inzwischen 93 Prozent weiterhin deutlich höher als der von Steinbrück bei den SPD-Anhängern (77 Prozent).
Kanzlerkandidaten-Profil: Bei den beiden abgefragten Eigenschaften "glaubwürdig" und "sympathisch" erhält jeweils Angela Merkel deutlich bessere Bewertungen (34 Prozent bzw. 38 Prozent) als Peer Steinbrück, den nur 16 Prozent für glaubwürdiger halten und 22 Prozent für sympathischer. Sehr viele sehen aber auch keine großen Unterschiede (45 Prozent bzw. 35 Prozent) zwischen der Amtsinhaberin und ihrem Herausforderer bei diesen beiden Eigenschaften. Wenn es um die Lösung der Euro-Krise geht, trauen 34 Prozent dabei Angela Merkel mehr zu und 17 Prozent Peer Steinbrück (kein Unterschied: 38 Prozent). Größere soziale Gerechtigkeit erwarten 32 Prozent eher von Peer Steinbrück und 18 Prozent eher von Angela Merkel, während 41 Prozent da keine großen Differenzen erkennen können.
Top Ten: Von den aktuell zehn wichtigsten Politikerinnen und Politikern erhält weiterhin Bundeskanzlerin Angela Merkel die beste Bewertung: Auf der Skala von +5 bis -5 kommt sie auf einen verbesserten Durchschnittswert von 2,0 (Okt. II: 1,8). Auf Platz zwei liegt Wolfgang Schäuble mit 1,4 (unverändert). Danach folgt jetzt Frank-Walter Steinmeier mit 1,3 (Okt. II: 1,1) vor Peer Steinbrück mit unveränderten 1,2. Ursula von der Leyen erreicht 0,7 (Okt. II: 0,5), Jürgen Trittin legt deutlich zu auf 0,5 (Okt. II: 0,1), Sigmar Gabriel kommt auf 0,3 (Okt. II: 0,1), während Horst Seehofer sich auf nur noch 0,2 (Okt. II: 0,5) verschlechtert. Im Negativbereich verbleiben Gregor Gysi mit minus 0,5 (unverändert) und Guido Westerwelle mit minus 0,6 (Okt. II: minus 0,7).
Griechenland: Zwar sprechen sich nur 42 Prozent aller Befragten dafür aus, den Griechen wegen der Nichteinhaltung der Sparziele jetzt die notwendigen Kredite zu verweigern und damit Griechenland bankrott gehen zu lassen, während 47 Prozent die Gewährung der Kredite befürworten (weiß nicht: 11 Prozent). Dennoch erwarten 79 Prozent aller Befragten, dass auch nach der Gewährung der Kredite und mehr Zeit für Griechenland die vereinbarten Sparziele nicht eingehalten werden. Lediglich 17 Prozent haben diese Hoffnung (weiß nicht: 4 Prozent).
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 13. bis 15. November 2012 bei 1262 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 43 Prozent, SPD: 34 Prozent, FDP: 2 Prozent, Linke: 4 Prozent, Grüne: 13 Prozent, Piraten: 2 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 30. November 2012.
Quelle: ZDF (ots)