Trittin will Ministerien zwischen Bonn und Berlin neu aufteilen
Archivmeldung vom 28.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićZum 25. Jahrestag des Regierungsumzugs nach Berlin hat sich Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) dafür ausgesprochen, die Aufteilung der Bundesministerien zwischen Bonn und Berlin aufzugeben. "Sie ist nicht mehr praktikabel", sagte Trittin dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Künftig sollten die ministeriellen Aufgaben in Berlin konzentriert und
die Verwaltungsaufgaben in Bonn erledigt werden. Die Bonner
Ministerienteile könnten dann oberste Bundesbehörden werden."
Das
Bundesverteidigungsministerium könnte dann etwa ein Bundesamt für
Verteidigung in Bonn haben. Das Wehrressort ist eines von sechs
Ministerien, das nach dem Regierungsumzug von Bonn nach Berlin vor 25
Jahren seinen ersten Dienstsitz in Bonn behalten hat. Trittin sagte, in
die Aufteilung ließen sich dann auch andere Ministerien einbeziehen als
bisher. "Die Visakonsular-Abteilung des Auswärtigen Amtes könnte gut von
Bonn aus arbeiten."
Wichtig sei es, Bundesbehörden weiterhin
übers ganze Land zu verteilen und nicht in der Hauptstadt Berlin zu
konzentrieren, sagte Trittin weiter. "Das fördert die Identifikation mit
dem demokratischen Staat."
Der Ostdeutschland-Beauftragte der
Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), lehnte eine Aufhebung der
geltenden Ministeriumsregel dagegen ab. "Das ist nicht nötig", sagte er
dem RND. "Bei der Zusammenarbeit zwischen den Standorten in Berlin und
Bonn hat sich eine gute Praxis eingespielt. Und der Austausch läuft ganz
zackig."
Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne)
bezeichnete den Verbleib der Bundesministerien in Bonn als bedeutsam.
"Die Ministerien sind weiterhin sehr wichtig", sagte sie den Zeitungen.
"Es hängen mittelbar und unmittelbar eine Vielzahl von Arbeitsplätzen
daran. Und sie sind Ankerpunkte für die Cluster, als Ansprechpartner für
internationale Einrichtungen und Nicht-Regierungsorganisationen zum
Beispiel."
Inzwischen stehe ein Komplett-Umzug anders als vor 15
Jahren auch nicht mehr wirklich zur Debatte, fügte Dörner hinzu. "Es
gibt ein großes Einverständnis in die Notwendigkeit des Verbleibs der
Ministerien. Die Bundesregierung hat viel in die Cluster investiert. Es
wäre nicht unsinnig, dies jetzt in Frage zu stellen, indem man einen
Teil herausbricht", sagte sie. "Weil Videokonferenzen mittlerweile zum
Standard gehören, fällt der negative Effekt der Pendelei nicht mehr so
ins Gewicht. Inzwischen hat auch die Idee der Dezentralität wieder mehr
Freunde gewonnen."
Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU)
warnte vor einer erneuten Debatte über das Thema. "Nun erneut eine
Entscheidung erzwingen zu wollen, ist die sicherste Methode, den
natürlichen Ablauf der Dinge zu behindern", sagte er. "Es war von Beginn
an absehbar, dass sich die Festlegung nicht würde halten lassen, dass
die Mehrzahl der Ministeriumsmitarbeiter der Bonn-Ministerien am Rhein
bleibt."
Bundesregierung und Bundestag hatten am 1. September 1999 in Berlin ihre Arbeit aufgenommen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur