Koalitionsvertrag steht - Schwarz-Rot plant "Rückführungsoffensive"
Union und SPD haben sich in den Koalitionsverhandlungen auf einen "neuen Kurs" in der Migrationspolitik geeinigt. Das kündigte CDU-Chef Friedrich Merz am Mittwochnachmittag bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags in Berlin an. "Die künftige Koalition wird reformieren und investieren, um Deutschland stabil zu halten, sicherer zu machen und wirtschaftlich wieder stärker zu machen", sagte der designierte Kanzler. "Und auch Europa kann sich auf Deutschland verlassen."
"Wir werden besser ordnen und steuern und die irreguläre Migration
weitgehend beenden", so Merz. Es werde Kontrollen an den Staatsgrenzen
geben und auch Zurückweisungen gegenüber Asylsuchenden. Zudem werde man
eine "Rückführungsoffensive" starten. Darüber hinaus will Schwarz-Rot
freiwillige Aufnahmeprogramme beenden, den Familiennachzug aussetzen und
die Zahl der sicheren Herkunftsstaaten "deutlich vergrößern". Die
sogenannte "Turboeinbürgerung" nach drei Jahren soll laut Merz zudem
nicht mehr stattfinden.
Weitere Punkte, die Merz ansprach,
betreffen eine schrittweise Senkung der Körperschaftsteuer, eine
Verbesserung des sogenannten Optionsmodells für die
Personengesellschaften sowie eine Reduzierung der Stromsteuer auf das
europäische Mindestmaß. Die Netzentgelte wollen Union und SPD ebenfalls
deutlich reduzieren, die Gas-Umlage abschaffen und einen
Industriestrompreis einführen.
Das Deutschlandticket soll laut
Koalitionsvertrag über 2025 hinaus fortgesetzt werden. Dabei soll der
Anteil der Nutzerfinanzierung ab 2029 "schrittweise und
sozialverträglich" erhöht werden. Die Kosten sollen "nach einem festen
Schlüssel aufgeteilt" werden. Die Pendlerpauschale wollen die künftigen
Koalitionäre zudem zum 01.01.2026 auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer
dauerhaft erhöhen.
Auch die Ressortverteilung haben die Parteien
geklärt. Sieben Ministerien gehen an die CDU, an die SPD ebenfalls
sieben und an die CSU drei. Die Sozialdemokraten erhalten dabei konkret
das Finanz- und das Verteidigungsministerium sowie die Ressorts "Justiz
und Verbraucherschutz", "Wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung", "Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare
Sicherheit", "Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen" sowie "Arbeit und
Soziale".
Die CSU erhält neben der Verantwortung für das
Innenministerium auch die Ressorts "Forschung, Technologie und
Raumfahrt" sowie "Ernährung, Landwirtschaft und Heimat". Für die CDU
gibt es neben dem Kanzleramt die Ressorts Auswärtiges, "Wirtschaft und
Energie", Gesundheit, Verkehr, "Bildung, Familie, Senioren, Frauen und
Jugend" sowie die Verantwortung für das neue Ministerium für
Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Konkrete Personalien wurden
zunächst noch nicht genannt.
Nach der Einigung der drei Parteien
müssen die jeweils zuständigen Gremien den Koalitionsvertrag allerdings
noch absegnen. Das dürfte dem Vernehmen nach kein Selbstläufer werden,
da bei der SPD ein Mitgliedervotum geplant ist. Sollte alles klappen,
dann wird die Kanzlerwahl voraussichtlich am 7. Mai stattfinden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur