Das Ende der Musikindustrie?
Archivmeldung vom 26.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittActs wie "Gnarls Barkley" und zuletzt "Koopa" machten es in England vor, nun stürmt in Deutschland ein Künstler ohne Unterstützung einer etablierten Plattenfirma die Charts. Mit seiner zum Frühlingsanfang exklusiv bei iTunes veröffentlichten Single "Spring" hebelte der Songwriter und Produzent Neethio gekonnt die renommierte Musikindustrie aus.
So schaffte er im iTunes Store
auf Anhieb den Sprung in die TOP 20 und ließ mit 'Monrose' und 'Roger
Cicero' sogar die Teilnehmer für den deutschen Vorentscheid zum
Eurovision Song Contest 2007 hinter sich. Dies gelang ihm durch eine
geschickte Kombination verschiedener Guerilla-Marketing-Aktionen. So
verschenkte er beispielsweise nach Live-Konzerten renommierter
Künstler über 20.000 Promo-CDs, auf denen seine Musik immer wieder
von der Werbebotschaft unterbrochen wird, dass die vollständigen
Songs online gekauft und heruntergeladen werden können.
Eine Kooperation mit einer großen Plattenfirma, bei der die
Künstler mit ein paar Prozenten vom Gewinn abgespeist werden, lehnt
er generell ab und schießt gezielt gegen ein System, das die großen
und mächtigen Labels prinzipiell begünstigt: "Kleine Online-Labels,
die aus finanziellen Gründen nicht in der Lage sind, ihr Repertoire
über den Einzelhandel zu vertreiben, können noch so viele Abverkäufe
in den Download-Portalen erzielen, sie erfüllen nicht die
Voraussetzung für die von Media Control ermittelten offiziellen
Single-Charts. Der große Erfolg bleibt somit aus, da die meisten
Radiosender ihr Programm nach den offiziellen Single-Charts
ausrichten. Bist du dort nicht vertreten, hast Du kaum eine Chance,
im Radio gespielt zu werden. Nur wer aber im Radio läuft, landet in
der Regel einen Hit, denn der Radio-Einsatz steigert die Bekanntheit
und kurbelt wiederum den Verkauf an. Das ist ein Teufelskreis, ein
System, das auf die mächtigen und großen Plattenfirmen zugeschnitten
ist."
Dass man im Gegensatz zu anderen Ländern in Deutschland nach wie
vor im Einzelhandel vertreten sein muss, um in die offiziellen Charts
einsteigen zu können, sei vielen Online-Labels ein Dorn im Auge und
so nicht mehr zeitgemäß. Dennoch gibt sich Neethio zuversichtlich:
"Vieles ändert sich gegenwärtig. Mit dem Siegeszug des Podcasts wird
das konventionelle Radio in den nächsten Jahren an Bedeutung
verlieren und mit ihm ein Teil der Macht der großen Plattenlabels."
Wenn auch von Media Control ausgeschlossen, so steht Neethio bei iTunes, wo die Single "Spring" momentan exklusiv vertrieben wird, als höchster Neueinstieg auf TOP 10 Kurs. Am 3. April kommt "Spring" nun in sämtliche Online-Stores Deutschlands. Aufgrund des bisherigen Erfolgs seiner Frühlings-Single dürften Angebote von physischen Vertrieben nicht lange auf sich warten lassen, wodurch einer Platzierung im Einzelhandel nichts mehr im Wege stünde. Die Veröffentlichung seines ersten Longplayers plant der Singer-Songwriter für den Sommer. "Ich möchte ein Zeichen setzen und jungen Künstlern in diesem Land Mut machen, eigene Wege zu gehen, eigene Labels zu gründen und nicht immer nur dem vermeintlich großen Plattenvertrag hinterher zu hecheln, denn am Ende ist dieser höchstens für die Gegenseite ein 'Big Deal'."
Quelle: Pressemitteilung Liquid Sound Solutions