Patienten werden amerikanischen Kapitalgesellschaften ausgeliefert – Ärzte wegrationalisiert!
Archivmeldung vom 30.11.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit den letzten Änderungen im 5. Sozialgesetzbuch hat die Bundesregierung es den Krankenkassen ermöglicht, mit Kapitalgesellschaften Verträge zur Organisation der ambulanten und stationären Patientenversorgung abzuschließen. So hat bereits vor 2 Jahren die AOK Bayern mit der Ventario GmbH einen Vertrag zur Behandlung von herzkranken Patienten abgeschlossen.
Die Leistung dieser Gesellschaft bestand im
Wesentlichen darin, den eingeschriebenen Patienten eine
Personenwaage zur Verfügung zu stellen, und deren Gewicht zu
kontrollieren. Im Falle einer Gewichtszunahme sollte das CallCenter
der Gesellschaft den Hausarzt über die Gewichtszunahme seines
Patienten informieren. Für diese Leistung sollte nach unserer
Information, die Gesellschaft von der AOK pro Jahr für jeden
eingeschriebenen Patienten € 600,00 und der Hausarzt € 60,00 erhalten.
Die Hausärzte Bayerns weigerten sich damals, an dieser Milliarden Verschwendung
zu Lasten der Versichertengelder und zu Gunsten
dieser Managementgesellschaft mitzuwirken.
Nun hat die DAK vor wenigen Tagen mit der amerikanischen
Aktiengesellschaft Healthways einen Vertrag zur Betreuung chronisch
Kranker in Bayern und BadenWürttemberg
abgeschlossen. Diese
Betreuung soll offensichtlich ebenfalls durch mit Krankenschwestern
besetze CallCenter geschehen. Protegiert wird dieser Vertrag
erstaunlicherweise von dem Vorstandsvorsitzenden der
Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Dr. Axel Munte, über dessen
Nähe zu der Managementgesellschaft Ventario und der
Unternehmensberatung McKinsey in Ärztekreisen voll Sorge um die
Zukunft des niedergelassen Arztes diskutiert wird.
Der Verband der Ersatzkassen hat zeitgleich mit dem DAK Vertrag einen
ersten Versuchsballon gestartet. Er schrieb die gesamte ambulante
Versorgung seiner Versicherten der Stadt und des Landkreises Kassel
öffentlich aus.
An dieser Ausschreibung konnte sich jede Managementgesellschaft
beteiligen.
Was wir hier erleben ist der Einstieg in ein amerikanisches
Gesundheitssystem, das als das unsozialste der westlichen Welt gilt.
Wer den Film SICKO von Michael Moore gesehen hat, kann sich
vorstellen was auf uns zukommt!
In einem ersten Schritt hin zu diesem Systemwechsel soll nach unserer
Meinung der Hausarzt, der Hüter unserer Daten und unsere
Vertrauensperson, zielgerichtet wegrationalisiert werden. An seine Stelle
sollen CaseManager,
CareManager
und ChronicalCareManager
treten.
Unsere intimsten Patientendaten werden auf einer elektronischen
Patientenakte gespeichert. Diese Daten werden in zentralen
Datenspeichern gelagert. Die Lücken in diesem Datensystem wurden
uns von Spezialisten bereits aufgezeigt. Es stellt sich die Frage, sind
diese Lücken eingeplant? Denn unsere Patientendaten sind für die
Industrie sehr wertvoll!
Wir halten es für eine Veruntreuung der Versichertengelder, wenn
gewinnorientierte Kapital – und Aktiengesellschaften unserem
Gesundheitssystem durch Verträge mit den Krankenkassen horrende
Summen entziehen können. Diese Finanzmittel vertrauen wir Bürger und
Versicherte den Kassen an, um im Krankheitsfall die erforderliche Hilfe
zu bekommen. Diese sehen wir aber nicht darin, dass wir täglich von
CallCentern
angerufen und kontrolliert werden. Wer kontrolliert die
Kassen Manager
beim Abschluss dieser Verträge? Wer kontrolliert
endlich unsere Politiker? Man könnte den Eindruck gewinnen, die
Lobbyisten dieser Gesellschaften haben den Politikern beim
Gesetzgebungsverfahren die Hand geführt.
Quelle: Pressemitteilung patient-informiert-sich.de