Deutsche Diabetes Gesellschaft: Diabetes genauso erfassen wie Covid-Fälle
Archivmeldung vom 27.04.2021
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Freigeschaltet durch Anja SchmittAuf den Krankenhausstationen leidet fast jeder Fünfte an Diabetes. Allerdings wird nur ein geringer Teil der Patienten auch wegen der Hauptdiagnose Diabetes eingeliefert, und als Nebendiagnose schlägt sie sich nicht in der RKI-Berichterstattung nieder. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert ein Umdenken und eine Erfassung analog zu Covid-19, berichtet das russische online Magazin „SNA News“ .
Weiter ist auf deren deutschen Webseite dazu folgendes geschrieben: "Fast jeder fünfte Krankenhauspatient in Deutschland leidet unter Diabetes. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Ulm – und liefert damit zum ersten Mal umfassende Daten zu einer Volkskrankheit, die großen Grund zur Sorge bietet.
Besorgniserregend ist auch eine Feststellung, die nicht nur im Zusammenhang mit Covid-19 gilt, nämlich eine erhöhte Sterblichkeit solcher Patienten:
„Auffällig war, dass die Verweildauer und Sterblichkeit unter den Krankenhausfällen mit Diabetes höher lag als bei denjenigen ohne Diabetes“, erklärt Reinhard Holl in einer Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Auch sei die Zahl der Diabetespatienten in Krankenhäusern doppelt so hoch im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Das zeigt aus Sicht des Mediziners, dass die Sterblichkeit bei Diabetes – auch an anderen Erkrankungen – deutlich erhöht ist, ebenso, wie der Bedarf an stationärer Versorgung.
Meist „nur“ eine Nebendiagnose mit unterschätzten Auswirkungen
Diabetes ist dabei laut der DRG-Statistik des Statistischen Bundesamts eine der häufigsten Nebendiagnosen bei hospitalisierten Patienten, neben Herzinsuffizienz oder Vorhofflimmern. „In vielen bisher publizierten Statistiken zum Thema wird lediglich die Hauptdiagnose Diabetes aufgeführt, aber das spiegelt das reale Bild nicht wider“, betont Andreas Fritsche, Diabetologe und Sprecher der Kommission Epidemiologie und Versorgungsforschung der DDG.
„Die Gesamtzahl der stationären Diabetespatienten wird erheblich unterschätzt, denn Patienten mit Nebendiagnose Diabetes werden in den veröffentlichten Daten oft nicht mit einbezogen. Die aktuelle Ulmer Studie zeigt, dass die reale Zahl der stationären Diabetespatienten fünfzehnmal höher liegt als in manchen Publikationen zu hospitalisierten Diabetespatienten in Deutschland. Ihre Versorgung im Krankenhaus ist aber genauso aufwendig, sie brauchen ebenso, wie Patienten mit Hauptdiagnose Diabetes, eine qualifizierte Therapie“, so Fritsche.
Die Forscher stellen sich die Frage, warum Diabetespatienten nicht genauso gezählt werden, wie Covid-19-Patienten. Denn hier erfasse das Robert-Koch-Institut (RKI) jeden im Krankenhaus PCR-positiv getesteten Patienten als Covid-Fall, obwohl „ein nicht unerheblicher Teil dieser Patienten wegen einer anderen Hauptdiagnose ins Krankenhaus eingeliefert worden“ ist.
„Bisher berichtet das RKI bei den stationären Diabeteszahlen nur von Patienten mit einer Hauptdiagnose – dies ergibt aber ein einseitiges Bild. Ich bitte deshalb das RKI, die Berichterstattung nach den gleichen Kriterien durchzuführen, um die tatsächliche Belastung der Krankenhäuser durch stationäre Diabetespatienten zu erfassen“, so Andreas Fritsche, Diabetologe.
Die Studie hat sich mit Fallzahlen von Diabetes im Zeitraum 2015 bis 2017 befasst. Es wurden Patienten ab 20 Jahren in sie eingeschlossen. Dabei hat sich gezeigt, dass 18 Prozent der 16,5 Millionen stationärer Fälle aus den drei Jahren Diabetes als Haupt- oder Nebendiagnose hatten. Die überwiegende Mehrzahl litt dabei am an Diabetes Typ 2, bei dem der Körper zwar weiterhin Insulin produziert, dieses aber nicht mehr richtig im Körper wirkt."
Quelle: SNA News (Deutschland)