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Die wahre Ursache der Pocken: Dr. Oidtmann - Teil 6

Archivmeldung vom 01.09.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.09.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Impfkritik.de / Eigenes Werk
Bild: Impfkritik.de / Eigenes Werk

Teil 6: Trotz der fast vollständigen Durchimpfung der damaligen Bevölkerung kehrte die Geißel nach sechzig-jährigem Pockenfrieden im Jahre 1870 nach Deutsch-land zurück. Die offiziellen Schuldigen: die wenigen ungeimpften Säuglinge. Dr. Heinrich Oidtmann kam als einer der Wenigen zu ganz anderen Schlussfolgerungen. Nachfolgend der sechste Teil einer sehr interessanten Publikation aus dem Jahr 1882. Dies berichtet der Medizinjournalist Hans U. P. Tolzin auf "Impfkritk.de".

Weiter berichtet Tolzin: "Teil 1   Teil 2   Teil 3   Teil 4   Teil 5 finden sie jeweils hier.

[Zitat:]

Geschichte der Pocken bei Schaf und Mensch von 1800 bis 1860

Von der Tilgung der Pocken in der einheimischen Schafswolle (1800/16) bis zu Einfuhr überseeischer Kolonialwolle in Europa (1860/74). Das Sinken der Pockensterblichkeit; das Verschwinden der einheimischen Menschenpocken (der variola nostra) aus Europa.

Im Anfang des 19. Jahrhunderts, in dem einen Lande etwas früher, in dem anderen um einige Jahre später, sehen wir in allen Ländern Europas die Pockensterblichkeit ziemlich plötzlich auf der ganzen Linie sinken.

Fast gleichzeitig mit den Pocken tritt auch die Krätze zurück, eine Hautkrankheit, welche in früheren Jahrhunderten bei Reich und Arm eine große Rolle gespielt und unter dem Krankheitsnamen „Psora“ in den Köpfen und medizinischen Werken der alten Ärzte geheimnisvoll gespukt hatte.

Es ist kein Zufall, dass Pocken und Krätze, zwei engverwandte Sippen, welche beide ursprünglich wie die Motten vom Schafspelz stammen, in dem ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts ziemlich zu gleicher Zeit sich vor der fortschreitenden Volksgesittung, vor der Macht der Seife und vor gewissen veterinärpolizeilichen Landesgesetzen, welche wir sogleich kennen lernen, zurückzogen.

Wie 100 Jahre früher die Pest, so waren bei Beginn des 19. Jahrhunderts die Pocken den Menschen und ihren Ärzten abhandengekommen, ohne dass diese selbst es wussten, geschweige, dass sie es sich hätten erklären können. Da die Ärzte niemals eine Ahnung von dem natürlichen Entstehen der Menschenpocken gehabt hatten, so konnten sie von dem plötzlichen Verschwinden der Pocken die Ursache erst recht nicht finden.

Und doch musste zwischen dem bisherigen Hochstande und dem plötzlichen Tiefstande der Pockensterblichkeit, also unmittelbar vor ihrer Abfallkurve ein Pockendämpfer großartigen Maßstabes eingeschoben worden sein, ein Dämpfer, welcher nicht sowohl die fertigen Pocken als ihre Ursache, ihre Brutstätte, allenthalben auszurotten die Macht hatte.

Wenn sich nicht bestreiten lässt, dass bis dahin in der Kleiderwolle und in den geschorenen wie den pelzverbrämten Fellen pockiger Schafe die Keime der Pockenepidemien vorrätig versteckt lagen, dann haben wir die Erklärung für das Erlöschen der Pockenseuche im Anfange des 19. Jahrhunderts zunächst in solchen Dingen zu suchen, welche mit der Schafzucht und den Schafpocken, der Wollerzeugung und dem Wollhandel, den Wollindustrien und dem Lumpenverkehr zusammenhängen.

Der Hauptfaktor der Pockenlöschung im Anfange des 19. Jahrhunderts ist die Ausrottung des Pockengiftes aus der Wolle und den Fellen der Schafe um dieselbe Zeit.

Aus tierärztlichen und landwirtschaftlichen Büchern ersehen wir, dass im vorigen Jahrhundert die Felle und die Wolle der an den Pocken krepierten Schafe ebenso wie die der gesunden Schafe, also wirkliches Pockengift, zu tausenden von Zentnern unbeanstandet in den Handel gingen.

Bei B. Ludw. Hükels „Schafvieh“ (Stargardt 1745) steht S. 57 zu lesen, dass, wenn einem Bauer die Herde von der Seuche dezimiert worden war, er wenigstens die Felle und die Wolle noch rettete. Er verkaufte beides; erhielt für 100 Schafsfelle 12-15 Reichstaler, wofür er dann 15 tragende Schafe wieder beikaufte.

Prof. Sick schreibt 1804, dass die Bauern, wenn die Pocken unter den Schafen aufgeräumt hatten, die Felle zum Trocknen auf den Böden aufhingen.

Prof. Dr. Sacco in Italien erzählt, dass die Schafe, wenn sich die Pocken bei ihnen zeigten, massenhaft zu dem Metzger getrieben, hier geschlachtet und abgeledert wurden.

In Schweden wurde 1765 der Schäferstand, welcher nicht wenig zur Züchtung der Wollpocken beitrug, durch Reichstagsbeschluss aufgehoben.

Sehr interessant für das Studium der natürlichen Entwicklungsgeschichte der Pocken in früheren Zeiten ist in Preußen ein Publikandum [Bekanntmachung] vom 29. April 1772 über Scharfrichter und Abdecker. Hier werden die Befugnisse zum Abledern und zur Abnutzung der erkrankten und gefallenen Tiere aufgezählt. Nach Vorschrift der Edikte vom 18. März 1667, 23. Mai 1682, 22. April 1689, 11. Februar 1704, 11. Januar 1707 und 30. Januar 1721 hatten die Schafsbesitzer und die Schäfer ein verhängnisvolles Privilegium; sie waren von der allgemeinen Verpflichtung, das abgestandene Vieh an den Scharfrichter oder Abdecker des Distriktes abzuliefern, bezüglich der Schafe ausgenommen.

Diese Unsitte, die Kadaver pockiger Schafe den Besitzern zum Abledern und zur eigennützigen Verwertung zu überlassen, musste den Pocken zu einer wahrhaft verheerenden Verbreitung verhelfen.

Wie allgemein im vorigen Jahrhundert die Pocken unter den Schafen waren, und was aus den Fellen der abgelederten pockigen Schafe wurde, das vernehmen wir wiederum aus der Literatur der Tierheilkunde und der Landwirtschaft. Barbaret schreibt 1770:

„Man lederte das gefallene Vieh ab und behielt die Häute, - eine für den Landmann verderbliche Wirtschaft. Es sollte nicht erlaubt sein, dergleichen Häute aufzubehalten.“ (S. 57) „Die Schafpockenseuche war in der Welt so allgemein wie die Kinderpocken in den Jahren worin sie epidemisch sind.“ (S. 80).

„Die Ähnlichkeit der Schafpocken mit den Kinderpocken ist äußerst rührend. Man hat unterschiedliche von den genesenen Schafen gesehen, deren Haut an dem Kopfe ebenso verunstaltet und narbig gewesen, als das Gesicht eines Menschen, welcher die bösartigsten Menschenblattern gehabt hat.“

Samuel Oedmann, ein bekannter schwedischer Probst, beschreibt die Kostüme aus dem vorigen Jahrhundert und bemerkt dabei, dass man allerwärts die Hosen und Wamse aus getrockneten Schafsfellen (s‘ Kinnbuxor [Lederhosen]) fertigte.

Dr. H. Bloß in seinem Buche „Das Kind“, Stuttgart 1876) erzählt, dass in alter Zeit die kleinen Kinder in Säcken von getrockneten Schafsfellen getragen wurden.

Bei dem schwedischen Schriftsteller F. R. Hastfer (1752) lesen wir, dass die Bauersleute aus ungeschorenen, getrockneten Schafsfellen Bettdecken zusammennähten und sich im Winter damit deckten.

Sollte es Zufall sein, dass bei den Menschen im vorigen Jahrhundert auch die Pockenepidemien am ehesten und am verheerendsten unter den Schafbauern herrschte, während die Städter länger verschont blieben? Hastfer (1752) sagt in seiner Vorrede S. II über die schwedische Schafzucht:

„Die Schäfereien sind die Stütze der Fabriken. Jeder Landmann bereitet sich aus Schafwolle und Fellen selbst das zu, was er zu Kleidern braucht, so dass es unnötig sein wird, ausländische Wolle kommen zu lassen. Es können unsere Landleute ihrer Tücher und Zeuge selbst verfertigen, wie es bei den Engländern gebräuchlich ist.“

Ärztliche Schriftsteller aus dem vorigen Jahrhundert nennen eine bestimmte Sorte Pocken bei den Menschen geradezu Schafpocken (Rosenstein, Schulz, Murrah). „Die Bauern liebten in früherer Zeit die Schafe weit weniger ihrer Wolle, als der Pelze wegen; sie fanden das dicke Leder ihrer zottigen Landschafe für ihren Kleiderbedarf vorteilhaft.“ (J. G. Ribbe, „Schaf und Wolle“, Prag 1825).

Um ein Schreckensbild von den Gefahren der Verwendung pockiger Schafsfelle in alter Zeit zu gewinnen, muss man in den Hebammenbüchern aus dem 17. Und 18. Jahrhundert über die Kinderpflege lesen. Man findet da beschrieben, dass damals, als die Pocken bei den Schafen eine alltägliche Herdenkrankheit war, den Säuglingen in den Wiegen getrocknete Schafsfelle und ungeschorene Lämmerpelze als Bettnässunterlage untergelegt wurden.

Und da zerbrechen heute die ärztlichen Gelehrten sich noch den Kopf über das Rätsel, dass im vorigen Jahrhundert die Pocken größtenteils eine Krankheit der Wiegenkinder waren! Dr. Spinola schreibt in seinem Handbuch der Pathologie für Tierärzte:

„Am meisten von allen unseren Haustieren leidet von den Pocken das Schaf. Als Seuche aufgefasst, kommen die Pocken nur bei Schafen in Betracht und unstreitig gehören sie zur verderblichsten Seuchenkrankheit. Was sie nicht an Toten fordern, bringen sie durch Nachkrankheiten und an der Wolle zu Schaden.

Mit Recht galten die Pocken früher für die mörderischste Krankheit der Schafe“ (daher die Bezeichnung „Schafspest“), „welche in kürzester Zeit Tod und Verderben über die Schafherden brachten.

Es bedarf nur des Lesens der Seuchenberichte aus früheren Zeiten, um sich von der Wahrheit zu überzeugen. So berechnet Salmuth in der Preisschrift über die Schafpocken, (Berlin 1804) den Verlust an Schafen in einem Zeitraum von 6 Jahren auf den achten Teil.

Liebold gibt den jährlichen Verlust in Ungarn auf 150.000 Stück an, bei einem Schafstande von 8 Millionen; Heintl veranschlagt ihn auf 400.000 Stück alljährlich für den österreichischen Staat, dessen Gesamtschafbestand 16 Millionen betrug.“

Die Erkrankungsfälle an Pocken bei den Schafen zählten jährlich nach Millionen. Spinola schreibt hierüber weiter:

„Die Anlage zu den Pocken ist bei den Schafen so groß, dass nur wenige, etwa 2 %, verschont bleiben, wenn die Krankheit in der Herde einmal ausgebrochen ist.

Das Schafpockenkontagium kann seine Keimkraft lange bewahren. An Wolle u.s.w. haftend, bleibt es länger keimfähig. Die Aufnahme des Kontagiums erfolgt durchs Blut. Dies beweisen die Versuche, wonach Schafe, die man an der Ohrspitze geimpft hatte, und denen 6 Stunden nach der Impfung die Ohren abgeschnitten worden, dennoch die Pocken bekamen.“

Bezüglich der Übertragung der Pocken vom Schaf auf den Menschen, - trotz der rückhaltenden Kraft der Wolle, - teilt Spinola folgenden Fall von Ansteckung mit:

„Ein mir befreundeter Tierarzt, welcher mit Impfen der Schafe beschäftigt gewesen, nahm bei seiner Nachhausekunft sein Kind auf den Arm und tändelte mit ihm. Das Kind bekam einen Pustelausschlag mit dem gewöhnlichen Verlauf der Pocken.“

Ist es zu verwundern, dass den Ausbrüchen der Schafpocken im vorigen Jahrhundert die Menschenpocken stets wie ein Schatten auf dem Fuße folgten? Der ursächliche Zusammenhang zwischen den Pocken des Menschen und den Pocken des Wollträgers liegt so nahe, wie der zwischen Trichinose des Schweines und Trichinosis des Menschen.

Und wenn Spinola weiter sagt:„Gegenwärtig grassieren indessen die Pocken bei den Schafen so mörderisch nichtmehr, wie ehedem,“ so haben wir in diesem Zeugnisse einer Autorität der Tierheilkunde die Erklärung, warum auch bei den Menschen die Pocken nicht mehr so mörderisch grassieren wie ehedem. Im vorigen Jahrhundert war eben kein Mensch, ob reich oder arm, sicher, ob seine Wollenzeuge und Schafsfelle nicht von pockenkranken Tieren stammten.

Es ist vorauszusehen, dass jede Unterdrückung der Pocken auf den Schafen und in der Wolle unfehlbar auch eine rasche und gewaltige Verminderung der Pockensterblichkeit der Menschen zur Folge haben müsste.

Zum Glück für die Menschheit ließen die polizeilichen Maßregeln zur Ausrottung der Pocken in den Schafsherden nicht lange auf sich warten. Die Landesbehörden, wie wir sogleich sehen werden, zogen in vernünftigerer Weise gegen die Pocken der Schafe und der Wolle als gegen die Pocken der Menschen zu Felde. [Zitatende] Fortsetzung folgt!"

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Abb.

Quelle: Impfkritik

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