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Film über Geisterheilungen von seelisch Kranken

Archivmeldung vom 05.06.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
DVD-Cover "Spirits of Envy"
Quelle: Exzellenzcluster „Religion und Politik“, Helene Basu (idw)
DVD-Cover "Spirits of Envy" Quelle: Exzellenzcluster „Religion und Politik“, Helene Basu (idw)

Seelisch kranke Menschen werden in Indien häufig durch Geisteraustreibungen behandelt. Das zeigt der neue Dokumentarfilm „Spirits of Envy“ (Geister des Neids) der Ethnologin Prof. Dr. Helene Basu vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster. Darin lassen sich psychisch kranke Menschen an einem Sufi-Schrein durch Priesteradvokaten behandeln.

Die Austreibung der Schwarzen Magie, die als Ursache der Krankheit gilt, gleicht einer Gerichtsverhandlung. „Die Priester machen den Geistern, die sich der Seele des Menschen bemächtigt zu haben scheinen, den Prozess. Das ist in Indien keine ungewöhnliche Therapieform“, so Prof. Basu. „Sie steht dort gleichwertig neben der klassischen psychiatrischen Behandlung oder anderen Konzepten wie der Karma-Theorie oder der ayurvedischen Humoren-Theorie.“ Der Film ist am 14. Juni erstmals in Münster zu sehen und kann als DVD bestellt werden.

Die Wissenschaftlerin stellt Veränderungen im Verhältnis von Religion und Medizin in Indien fest: Rituelle und psychiatrische Behandlungsmethoden würden immer strenger voneinander getrennt. „Dies ist eine Folge der staatlichen Gesundheitspolitik des vergangenen Jahrzehnts, die psychiatrisches Wissen und nicht-religiöse Behandlungsformen fördert.“ Zugleich seien neuartige Vermischungen zwischen säkularer Psychiatrie und religiöser Ritualbehandlung festzustellen.

Der Zuschauer wird im Film auf Feldforschungen der Autorin im Sufi-Schrein von Mira Datar im westindischen Gujerat, in psychiatrische Anstalten und religiöse Institute mitgenommen. Dort beobachtete sie Heilmethoden von Psychiatern und religiösen Heilern und fragte sie, was sie über die je anderen Behandlungsweisen denken. Die öffentliche Filmvorführung in Münster ist Teil der Tagung „Funktionen und Leistungsbezüge von Magie“ des Exzellenzclusters am 14. Juni, auf der Forscher verschiedener Fachrichtungen Phänomene der Magie von der Antike bis in die Gegenwart untersuchen. Der Film beginnt um 17.00 Uhr im Hörsaalgebäude des Forschungsverbunds an der Johannisstraße 4, Raum JO 101. Der Eintritt ist kostenlos.

Die Ethnologin spricht im Filmtitel von „Geistern des Neids“, weil Neid als häufigster Grund dafür gilt, dass Menschen ihre Rivalen mit Schwarzer Magie belegen und sie von Geistern heimsuchen lassen. „Diese Vorstellung ist in Indien populär. Dahinter werden missgünstige Familienmitglieder, Nachbarn oder Geschäftskonkurrenten vermutet. Meist geht es um Geld, Besitz oder Eifersucht“, erläutert die Forscherin, die mit ihrer Kamera lange am Schrein verharrte und detailliert zeigt, wie Betroffene zur Dämonenaustreibung in Trance versetzt und therapiert werden. Dabei spricht der Priester Verwünschungen über den realen Feind aus.

Magie in Afrika und in interkulturellen Beziehungen

„Spirits of Envy“ lief bereits auf dem auf dem Münchner „EthnoFilmFest“ und auf dem Filmfestival „Ethnocineca“ in Wien. Der etwa einstündige Film schließt thematisch an Prof. Basus erste Dokumentation „Drugs and Prayers – Indian Psychiatry in the Realm of Saints“ („Pillen und Gebete – Die Psychiatrie im Heiligenschrein“) von 2009 an. Beide Arbeiten präsentieren wesentliche Ergebnisse ihres Forschungsprojekts C12 „Mentale Gesundheit, religiöse Pluralität, und kulturelle Modelle des Politischen“ am Exzellenzcluster. In der zweiten Förderphase des Forschungsverbunds bis 2017 leitet Prof. Basu das Projekt B2-2 „Die Stimme als Medium populärer Religiosität in Indien: Religiöser Pluralismus und soziale Distinktionspraktiken“.

Die interdisziplinäre Tagung, auf der die Ethnologin den Film zeigt, befasst sich vor allem mit der Bedeutung von Magie auf unterschiedlichen sozialen Ebenen, wie der Organisator, der evangelische Theologe Prof. Dr. Rüdiger Schmitt vom Exzellenzcluster, erläutert. Magie sei ein zentrales Paradigma der Religionswissenschaft, besonders im Hinblick auf die Abgrenzung von Religion und Magie. Die Forscher untersuchen etwa die besondere Rolle von Magie in Afrika und in interkulturellen Beziehungen sowie Magie und rituelles Heilen im Alten Testament. Die Tagung, die der Exzellenzcluster gemeinsam mit der Deutschen Religionsgeschichtlichen Studiengesellschaft veranstaltet, findet im Hörsaalgebäude des Forschungsverbunds an der Johannisstraße 4, Raum JO 101, statt. (han/vvm)

Quelle: Exzellenzcluster „Religion und Politik“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (idw)

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