Mit Müsli gegen Darminfektionen
Archivmeldung vom 23.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine ballaststoffreiche Ernährung fördert die Produktion körpereigener Substanzen im Dickdarm, die dort schädliche Bakterien und andere Mikroorganismen abtöten können. Damit eröffnet eine über die Ernährung gesteuerte Vermehrung dieser endogenen Antibiotika neue Chancen in der Vorbeugung und Behandlung infektiöser Darmerkrankungen.
Mithilfe einer Fördermaßnahme des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) kam ein
Forscherteam um Dr. Jürgen Schauber von der Medizinischen
Universitätsklinik Würzburg nun erstmals dem dahinterliegenden
Regulationsmechanismus auf die Spur. Damit gelang ihm der Nachweis,
dass Faktoren aus der Nahrung die Dickdarmschleimhaut anregen, die
antimikrobiell wirkenden Peptide herzustellen. Zu diesen Faktoren
zählen insbesondere bestimmte Abbauprodukte von Ballaststoffen wie
die Fettsäure Buttersäure.
Erst vor wenigen Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass Zellen
an Körperoberflächen wie der Haut oder der Schleimhaut im
Magen-Darm-Trakt kleine Eiweißstoffe (Peptide) mit antimikrobieller
Wirkung produzieren. Diese Substanzen gehören zum angeborenen
Immunsystem und finden sich bei Menschen, Tieren und Pflanzen. Sie
unterstützen das Immunsystem im Kampf gegen Krankheitserreger wie
Bakterien, Pilze und Viren.
Hintergrund-Info:
Ballaststoffreiche Lebensmittel
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt, zur
Unterstützung der Darmgesundheit täglich mindestens 30 Gramm
Ballaststoffe zu verzehren.
Nahrungsmittel Ballaststoffgehalt
1 Scheibe Vollkornbrot (50g) 8,1g
1 Portion Müsli mit Nüssen (50g) 6,6g
1 EL Leinsamen (10g) 3,9g
1 mittelgroße Salzkartoffel (100g) 1,2g
1 Portion Vollkornreis (50g) 1,1g
1 Portion Feldsalat (50g) 0,75g
1 mittelgroße Karotte (100g) 3,6g
1 Apfel mit Schale (125g) 2,5g
1 Portion Erdbeeren (250g) 5,0g
10 Haselnusskerne (10g) 0,8g
Quelle: Heseker, B. u. H. (1999): Nährstoffe in Lebensmitteln,
Frankfurt
Forschungsdetails: Infekten mit eigenen Waffen begegnen
Bei ihren Untersuchungen konzentrierten sich Dr. Jürgen Schauber
und seine Kollegen auf eine bestimmte Familie der antimikrobiellen
Peptide: die Cathelicidine. Aus einer in Bangladesh durchgeführten
Studie lagen Ergebnisse vor, dass bei einer bestimmten Darminfektion,
der Shigellenruhr, genau diese Peptide fehlen. Bei der Suche nach
Einflussmöglichkeiten auf deren körpereigene Produktion nahmen die
Würzburger Wissenschaftler vor allem jene Ernährungsfaktoren genauer
unter die Lupe, die erwiesenermaßen die Darmschleimhautbarriere
stärken. Diese spielt innerhalb des menschlichen Immunsystems eine
wichtige Rolle, da sie den Organismus vor der Vielzahl an Bakterien
schützt, die im Dickdarm vorkommen.
Ballaststoffe stimulieren die körpereigene Antibiotikaproduktion
Das Team um Schauber untersuchte Schleimhautproben, die den Patienten
im Rahmen von Darmspiegelungen entnommen worden waren. Sie
stimulierten diese Zellproben im Labor mit verschiedenen
Nahrungsfaktoren und beobachteten dabei die Cathelicidin-Produktion.
Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass vor allem jene Zellen
der Dickdarmschleimhaut antimikrobielle Peptide herstellen, die in
direktem Kontakt mit dem Darminhalt stehen. Vor allem kurzkettige
Fettsäuren wie die Buttersäure (Butyrat) kurbeln die Produktion
dieser Peptidgruppe an. Buttersäure entsteht, wenn der Körper
Ballaststoffe aus der Nahrung mithilfe von Darmbakterien abbaut.
Dadurch verschiebt sich der ph-Wert im Darm in den sauren Bereich und
schafft so ein ungünstiges Milieu für Krankheitserreger. Dies
wiederum eröffnet Möglichkeiten, Magen-Darm-Infektionen eine
natürliche Abwehr entgegenzusetzen.
Untermauert wird dies durch Forschungsergebnisse am Beispiel der Shigellenruhr: Eine tierexperimentelle Untersuchung zeigte, dass eine Behandlung mit kurzkettigen Fettsäuren wie Butyrat bei dieser Erkrankung den Verlauf mildern und die Krankheitsdauer verkürzen kann. Shigellenruhr tritt vor allem in Entwicklungsländern auf und geht mit starkem Flüssigkeitsverlust einher, was die Erkrankung vor allem für Kinder gefährlich macht. "Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass eine ballaststoffreiche Diät, kombiniert mit der konventionellen Behandlung mit Flüssigkeitsersatz und Antibiotika, den Erkrankungsverlauf positiv beeinflusst", erläutert Schauber.
Quelle: Pressemitteilung Bildung und Forschung (BMBF)