Experte: Luftverschmutzung, Medikamente & starke Hitze: Tödliche Mischung für Senioren in den Sommermonaten
Archivmeldung vom 10.07.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićAlle Jahre wieder erhöht sich in europäischen Großstädten die Zahl der vorzeitigen Todesfälle während der Sommermonate. Man könnte meinen, es handele sich um einen natürlichen Zyklus. In die Schlagzeilen der Medien schafft es dieses Phänomen seit dem Hitzesommer 2003 inzwischen allerdings kaum mehr. Dies berichtet Dr. med. Gerd Reuther im Magazin "Wochenblick.at".
Weiter berichtet Dr. med. Reuther: "Damals starben zusätzlich schätzungsweise 70.000 Menschen in Europa. Wochenlang hielten die „Hitzetoten“ von Paris nicht nur die Journalisten, sondern auch eine ganze Regierung auf Trab. Seit 2004 gibt es dort ein Frühwarnsystem und eine Hotline für ganz Frankreich sowie einen „Hundstageplan“, der z.B. die Öffnung klimatisierter Räume an 35 Orten in Paris bis 17 Uhr beinhaltet.
Auch in Wien – und wohl auch in anderen europäischen Großstädten – hat sich die Zahl der Tage mit Temperaturen über 30 °C seit 1980 verdoppelt. Aber ist wirklich die Hitze der „leise Mörder“? Verdursten tatsächlichen jeden Tag alte Menschen in der Sommerhitze europäischer Großstädte? Wird eine Klimaerwärmung die Opferzahlen weiter steigen lassen?
Zu wenig Flüssigkeitszufuhr
Nun, es ist schon so, dass die menschliche Biologie ihre Funktion einstellt, wenn man 3 bis 4 Tage keine Flüssigkeit zu sich nimmt. Auch hat die Zahl der Menschen zugenommen, die für die Regulation ihrer Umgebungstemperatur und Flüssigkeitsversorgung von anderen Menschen abhängig sind: Behinderte und Pflegebedürftige können ohne Absenkung der Raumtemperatur, Sonnenschutz und ausreichend Flüssigkeitsangebote verdursten.
Dies ist aber weniger als die halbe Wahrheit, auch wenn sich ärztliche Präventionsmaßnahmen auf Empfehlungen für Trinkmengen und Schutz vor Sonnenexposition beschränken. Die medizinische Übertherapie erreicht bei den Senioren immer neue Höchststände, während die Trinkmengen durch die Institutionalisierung und Kommerzialisierung der Altenbetreuung leidet.
8 bis 10 Medikamente pro Tag konsumieren 80-Jährige in den Industrieländern im Durchschnitt. In Alten- und Pflegeheimen liegt die Zufuhr noch höher als in den eigenen vier Wänden: Jede Erhöhung der Körpertemperatur triggert Infektängste und löst Antibiotikagaben aus, jeder Schmerz schreit nach Schmerzmitteln und jede üble Laune oder Schlaflosigkeit ruft Psychopharmaka auf den Medikationsplan. Und dies in der Regel ohne Überprüfung der Nierenfunktion oder Flüssigkeitsbilanz. Oft nur auf telefonische Anordnung.
Medikamente bleiben im Körper
Mit dem Flüssigkeitsmangel alter Menschen im Sommer sinkt aber die Ausscheidung von Medikamenten über den Harn. Ab dem 4. Lebensjahrzehnt nimmt die Nierenleistung jährlich um etwa 1 % ab, sodass ein 80-jähriger Mensch bestenfalls noch über 60 % seiner Nierenfunktion verfügt. Eine Überdosierung ist unvermeidlich, wenn keine Dosisreduktion oder das Absetzen von Medikamenten verfügt wird, da die allermeisten Medikamente vorrangig von den Nieren entgiftet werden. Aber es ist in der Medizin immer erst einmal die Natur, die als Krankheitsursache herhalten muss. Wenn nicht ein Virus, dann im Sommer eben die Hitze! Auf keinem der Totenscheine für die vermeintlichen Opfer der Hitze wird die Diagnose „Medikamentenvergiftung“ zu finden sein.
Ein Herztod durch Elektrolytverschiebungen, die bereits bei vielen Blutdrucksenkern schon ohne Flüssigkeitsdefizit und ohne eingeschränkte Nierenfunktion tödliche Ausmaße erreichen können, unterscheidet sich ebenso wenig von anderen Arten des Herzversagens wie ein medikamentöses Nierenversagen von anderen Ursachen. Medikamentenspiegel werden vor und nach dem Ableben fast nie bestimmt. Und dann gibt es natürlich noch eine zweite Zivilisationsbelastung, die nur sehr indirekt und keinesfalls zwingend mit den hohen Temperaturen in den Sommermonaten verknüpft ist. Jenseits von 25 °C inaktivieren in allen zumindest bis Ende 2018 verkauften Neufahrzeugen Abschalteinrichtungen die Abgasreinigung von Diesel-Pkws. Der Anstieg der Stickoxide in der Luft bildet zusammen mit bodennahem Ozon und den Feinstaub-Partikeln aus allen Motoren und dem Fahrbetrieb einen toxischen Cocktail für Atemwege und Gefäße.
Schmutz, Medikamente und Hitze
Es sind also nicht in erster Linie die extremen Wetterereignisse, die „Gesundheitsbelastungen“ bewirken, sondern toxische Todesfälle durch Luftverschmutzung und Medikamente, die sich bei Hitzewellen häufen! Sollten die Temperaturen steigen und die Vereinzelung alter Menschen weiter zunehmen, wird dies die Lebenserwartung in Europa auch ohne „Corona“ drastisch einbremsen.
Dr. Gerd Reuther ist Bestsellerautor und ehemaliger Chefarzt. Er war der jüngste Chefarzt Deutschlands. Später gab er seinen Posten auf. Sein Beruf ließ ihn aber nicht los, er schrieb mehrere Bücher zum Thema Medizin und Gesundheit."
Quelle: Wochenblick