Medizinisches Cannabis: CannaTech-Konferenz in Israel
Archivmeldung vom 11.03.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn immer mehr Länder wird derzeit die Legalisierung von Cannabis diskutiert: In Australien wurde jüngst die Freigabe von medizinischem Cannabis vom Parlament beschlossen und in dem US-Bundesstaat Colorado ist Marihuana seit einigen Jahren sogar mit denselben Einschränkungen wie für Alkohol gestattet. Ein weiterer Vorreiter ist Israel, wo Cannabis als Medikament legal ist – rund 25.000 Patienten erhalten Medikamente auf cannabinoider Basis. Anfang März fand dort die internationale Konferenz CannaTech statt.
Auf der Konferenz, die vom 7. bis 9. März in Tel Aviv und Jerusalem veranstaltet wurde, versammelten sich nach Informationen des Tagesspiegels 450 Experten, Gründer, Wissenschaftler, aber auch Patienten. Von diesen gibt es in Israel mittlerweile rund 25.000. Ihre cannabishaltigen Medikamente lindern Schmerzen bei chronischen Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Multipler Sklerose, aber auch Epileptiker werden mit Cannabis behandelt. Der Mann, der in Israel den Grundstein für die Behandlung legte, ist der Chemiker Raphael Mechoulam. Er ist heute 85 Jahre alt und der Vorsitzende der CannaTech. Vor über 50 Jahren begann er Cannabis zu erforschen und erkannte, dass Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) die aktiven Wirkstoffe der Pflanze sind. Neben der Forschung hat sich in Israel vor allem eine große Industrie um die Herstellung und den Vertrieb der Medikamente entwickelt – auch sie ist auf der CannaTech vertreten. Sie gewährleistet in Israel, dass Patienten jeden Monat relativ unbürokratisch mit ihren Medikamenten versorgt werden. Möglichweise wird es diesen Industriezweig bald auch in Deutschland geben.
Cannabis als Medizin, dank eines neuen Gesetzentwurfs auch in Deutschland?
Hier sieht die Situation bisher aber noch ganz anders aus: Nur etwas mehr als 500 Patienten sind in der Bundesrepublik berechtigt, cannabishaltige Medikamente zu beziehen. Dafür ist eine Sondergenehmigung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinproduktion (BfArM) notwendig. Um den Zugang für Patienten mit chronischen Erkrankungen zu erleichtern, liegt seit Anfang Januar jedoch ein Gesetzentwurf des Gesundheitsministeriums vor – das berichtet dieser Artikel. Eine sogenannte Cannabis-Agentur soll den Anbau und Vertrieb koordinieren. Auch die Qualität müsse laut des Spiegels überwacht werden. Zudem sollen chronische Patienten die Kosten der teuren Medikamente leichter von der Krankenkasse erstattet bekommen. Bisher mussten auch mit einer Sondergenehmigung sämtliche Arzneimittelkosten von den Patienten selbst übernommen werden.
Nur kontrollierte Ausgabe
Durch die staatlich geregelte und geprüfte Ausgabe der Medikamente sollen sowohl der weiterhin illegale Eigenanbau wie auch die ungesetzliche Weitergabe kontrolliert werden. In Apotheken sollen entsprechende Medikamente nur limitiert ausgegeben werden: Ärzte dürften Cannabis zwar ohne die bisher nötige Sondergenehmigung verschreiben, allerdings pro Patient nur maximal 100 Gramm pro Monat. Womöglich wird die Weitergabe oder der Verkauf der Droge an gesunde Menschen befürchtet, das könnte zumindest in Israel aktuell geschehen: Fünf Prozent der israelischen Bevölkerung sollen laut Tagesspiegel Cannabis konsumieren. Schon jetzt soll der Geruch "allabendlich durch die Bars von Tel Aviv ziehen". Ob Cannabis auch für gesunde Menschen in Israel legal wird, ist hingegen noch offen. Bisher gilt auch dort – trotz der progressiven Einstellung zu Cannabismedikamenten – ein Verbot für den Genuss.