Ein Händchen für Musiker: Osteopathie unterstützt Amateure und Profis
Archivmeldung vom 05.05.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićExtreme Schulter- und Nackenverspannungen, überlastete Hände und Arme durch die ewig gleiche Haltung beim Instrument spielen, Probleme mit der Stimme - Amateur- und Profimusiker sind oft geplagt von Schmerzen und suchen Unterstützung, bevor diese chronisch werden. Osteopathie kann hier hilfreich sein, zeigen Judith Stransky und Birgitta Binner-Aichstill. Die Osteopathinnen aus Dresden und Berlin sind Mitglieder des Verbandes Osteopathen Deutschland (VOD) e.V.
"Musiker wie Streicher, Bläser, Schlagzeuger, Pianisten, aber auch Sänger und Dirigenten kommen mit verschiedenen körperlichen Problemen in meine Praxis in Dresden", sagt Judith Stransky. Andere Patienten möchten ihre Spieltechnik, ihren Ausdruck verbessern und suchen nach körperlichen Ursachen, warum das trotz gutem Unterricht nicht gelingt. "Auch Musikstudierende, bei denen körperliche Probleme gerade erst beginnen, begrüße ich hier." Heranwachsende erlernen bei der Osteopathin bereits im Kindesalter eine gute Haltung und Technik, um späteren Schäden vorzubeugen.
Nach einer gründlichen Anamnese und osteopathischen Untersuchung mit den Händen werden Dysfunktionen am Körper deutlich. "Die erste Behandlung erfolgt, ohne das Instrument dabei zu haben. Ab der zweiten Sitzung arbeiten wir gemeinsam mit dem Instrument. Wichtig ist hierbei, dass der Musiker bereit ist, manches von Null auf anders zu machen, Mut zu haben, etwas Neues auszuprobieren", so Judith Stransky. Sie behandelt den Körper während des Spielens bzw. Singens, schaut, wo genau unpassende Spannungen und Dysfunktionen entstehen. "Danach versuchen wir gemeinsam, die alten, schädlichen Muster aufzulösen." Judith Stransky spielt selbst drei Instrumente, ist zudem ausgebildete Sopranistin und Tänzerin: "Ich habe durch meine Meisterkurse "Gesang" in Frankreich und Holland eine neue Methode der Musikerbehandlung ,erschaffen', habe für mich selber erfahren dürfen, wie wichtig es ist, im Fluss zu sein, keine Blockaden und einen guten Atemfluss zu haben und damit schmerzfrei auf der Bühne sein zu können."
Birgitta Binner-Aichstill praktiziert in Berlin. "Sänger, Schauspieler und Menschen aus Kommunikationsberufen mit Stimmproblemen sind Teil meiner Praxis. Die Arbeit am Stimmapparat betrifft dabei den ganzen Körper", sagt die Osteopathin. Nicht zu unterschätzen seien die enorm hohen psychischen und physischen Belastungen, unter denen Sänger und Schauspieler stehen. "So nutzen auch viele die Osteopathie im Sinne der Prävention." Die Stimme ist funktionell vollständig integriert in körperliche Bewegungsabläufe und nicht zuletzt direkter Spiegel unserer Emotionen. Birgitta Binner-Aichstill sucht in ihrer Behandlung vordergründig nach dem funktionellen Zusammenhang der jeweiligen Symptome. Eine freie posturale Aufrichtung stellt dabei die Basis für die weitere Arbeit dar. Abgesehen davon gibt es typische Strukturen, die das Singen beeinflussen. "Alles, was die Querstrukturen wieder frei beweglich macht, verändert Atmung und Stimme. Einen guten Effekt zeigt dabei auch das Singen vor und nach der Behandlung. So kann die veränderte Körperwahrnehmung im direkten Vergleich bewusster wahrgenommen werden", weiß die Osteopathin.
Manche Sänger hätten sehr sporadische Aufträge, was bedeutet, dass sie für eine Zeit Höchstleistungen erbringen müssen, danach aber wieder langen Pausen ausgesetzt sind. Situationen wie diese können sehr belastend sein und den Kiefer fest oder die Stimme müde machen. "So spielt dabei oft die Arbeit am Vegetativum eine zentrale Rolle. Die Arbeit am Kiefer und intraorale Techniken können als sehr raumschaffend und lösend wahrgenommen werden und stehen wiederum mit dem Beckenboden in direkten Zusammenhang. Durch die Berührungen fällt es den Sängern oft leichter, beim Singen bestimmte Körperregion gezielter anzusteuern. So können beispielsweise die Os palatinae, das beim Singen erwünschte Heben im hinteren Gaumenbereich unterstützen. So kann die Arbeit am Stimmsitz gefördert werden und eine ganz neue Wahrnehmung in dem Bereich entstehen", verrät Birgitta Binner-Aichstill, die ebenfalls ausgebildete Logopädin ist.
Gibt es Schnittstellen zwischen Logopädie und Osteopathie? "Prinzipiell lässt sich jeder Bereich der Logopädie mit Osteopathie kombinieren und ergänzen. Überall dort, wo Verspannungen die Stimme, das Sprechen, die Atmung oder das Schlucken erschweren, können osteopathische Techniken unterstützen. Sei es im neurologischen Bereich, bei Entwicklungsverzögerungen in der Kindersprache, Stimmproblemen, Stotter-Symptomatiken oder im myofunktionellen Bereich", so Birgitta Binner-Aichstill. Die Atmung als Basis für die Stimmgebung braucht u.a. freie Diaphragmen. Ein Zwerchfellhochstand kann zu Stimmproblemen führen. "In der Logopädie gibt es viele Techniken für das Erlernen einer gemischten Atmung, oft unterliegen aber auch hier die Patienten den Restriktionen ihres Körpers. Die Osteopathie kann hier zusätzlich zu mehr körperlicher Freiheit und einer neuen Körperwahrnehmung verhelfen."
"Durch gezielte, höchst effektive Bewegungen versteht es Frau Binner-Aichstill immer wieder aufs Neue, meinen Körper und meine Faszien in einen Einklang und ein Gleichgewicht zu bringen. Dabei geht sie differenziert vor, sanft und kraftvoll wie nötig. Sie spürt genau welcher Impuls gesetzt werden muss, damit mein Körper sich selbst richtet und bleibt dabei stets aufmerksam und prüfend. Die Osteopathie bei Frau Binner-Aichstill ist für mich von großer Wichtigkeit und mittlerweile Teil meines Trainings. Sie erhöht meine Leistungsfähigkeit und mein Wohlbefinden", so Patientin und Mezzosopran Ricarda Gross-Khachaturian.
Hintergrund: Laut einer Forsa-Studie waren schon mehr als 11 Millionen Bundesbürger beim Osteopathen. Bei einer Umfrage der Stiftung Warentest zum Thema Osteopathie zeigten sich fast 90 Prozent der Befragten zufrieden mit der Behandlung. Mehr als 90 gesetzliche Krankenkassen bezuschussen Osteopathie. Der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V. wurde als Fachverband für Osteopathie 1994 in Wiesbaden gegründet. Als erster und mit mehr als 5100 Mitgliedern größter Berufsverband verfolgt der VOD im Wesentlichen folgende Ziele: Er fordert den eigenständigen Beruf des Osteopathen auf qualitativ höchstem Niveau. Er klärt über die Osteopathie auf, informiert sachlich und neutral und betreibt Qualitätssicherung im Interesse der Patienten. Darüber hinaus vermittelt der VOD hoch qualifizierte Osteopathen. Rund 2 Millionen Besucher informieren sich jedes Jahr auf osteopathie.de.
Quelle: Verband der Osteopathen Deutschland e.V. (ots)