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Lieferengpässe von medizinischem Cannabis -Schmerzpatienten ohne Medikamente

Archivmeldung vom 26.07.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.07.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: 123rf/gabe123
Bild: 123rf/gabe123

Fünf Monate nach Inkrafttreten des neuen Cannabis-Gesetzes spitzt sich die aktuelle Versorgungslage für viele Schmerzpatienten zu: Lieferengpässe der Importeure sorgen dafür, dass in Apotheken momentan nur Restbestände von medizinischem Cannabis erhältlich sind. Schmerzpatienten, wie Rüdiger Klos-Neumann, 43, seit Jahren von Cluster-Kopfschmerzen geplagt und gegen reguläre Medikamente therapieresistent, versuchen seit sieben Tagen an ihre Medikation zu kommen - jedoch ohne Erfolg. Die notwendige kontinuierliche Versorgung kann derzeit nicht gewährleistet werden.

Auf Nachfrage von sens media vertrösten die Importeure aus Holland und Kanada auf Mitte bis Ende August, jedoch ohne Gewähr. Aktuell besteht für Engpässe keine Meldepflicht. Patienten, die auf die regelmäßige Einnahme von medizinischem Cannabis angewiesen sind, werden von der Politik und dem Gesundheitssystem allein gelassen.

Cannabis ist oft die einzige Lösung bei chronischen Schmerzen

Rüdiger Klos-Neumann ist seit 23 Jahren Schmerzpatient - seit 2014 sind seine Schmerzen chronisch. Er leidet unter Cluster-Kopfschmerzen und ist, wie viele chronisch Kranke, therapieresistent. Bei seinen Beschwerden helfen nur zwei der 14 in der Apotheke angebotenen Cannabis-Sorten. Durch sie sind die Schmerzattacken kontrollierbar, doch können sie momentan nicht geliefert werden. Vor der Gesetzesänderung hatte der Klos-Neumann, Geschäftsführer des Medienunternehmens sens media, eine Ausnahmegenehmigung erhalten, die ihn dazu ermächtigte, Cannabis aus der Apotheke zu kaufen. Damals beliefen sich die monatlichen Kosten auf 1.800 Euro und das Cannabis war meist binnen 48 Stunden verfügbar.

Deutschlandweiter Lieferengpass von medizinischem Cannabis

Hatten vor der Gesetzesänderung rund 1.000 Menschen eine Ausnahmegenehmigung für medizinisches Cannabis aus der Apotheke, schätzen Experten die jetzige Zahl auf mehrere Tausende Patienten ein. Momentan wird das umstrittene Medikament aus den Niederlanden und Kanada nach Deutschland importiert. Rüdiger Klos-Neumann und vier seiner Kollegen, die ebenfalls auf medizinisches Cannabis angewiesen sind, versuchen nun seit sieben Tagen, in Berliner Apotheken an ihre Medizin zu kommen. "Die Verzweiflung ist groß, denn es muss immer die gleiche Sorte mit dem gleichen Wirkstoffgehalt sein, damit es lindernd wirkt. Die falsche Sorte kann sogar zu einem Trigger werden, der die Schmerzen auslöst," so Klos-Neumann. Auch das Bundesinstitut für Arznei- und Betäubungsmittel kann momentan nicht sagen, ob und wann sich die Situation ändern wird.

Trotz Kostenübernahme: Hürden in der Beschaffung und gesellschaftliche Vorurteile

Zwar wird Cannabis in der Theorie als Medikament anerkannt, so gibt es jedoch kaum Ärzte, die es in der Praxis verschreiben. Die Vorurteile gegenüber der Heilpflanze ziehen sich noch immer durch die gesamte Gesellschaft. Für Schmerzpatienten, die zum Beispiel an Multipler Sklerose, Krebs, Endometriose oder anderen chronischen Krankheiten leiden, ist es oft die einzige Lösung für ein schmerzarmes Leben. "Von der Gesetzesänderung versprachen wir uns eine Verbesserung der Lage, keine Verschlechterung", so Klos-Neumann, der sich auch beruflich mit Hanf-Themen beschäftigt. "Was sollen Patienten wie ich jetzt tun, wenn wir uns immer wieder in einem medizinischen Notstand befinden? Es wurde ein Gesetz verabschiedet, aber damit endet die Verantwortung nicht. Eine langfristige Lösung muss her, die uns ein schmerzfreies Leben ermöglicht." Das Team von sens media versucht nun der Heilpflanze wieder zu einem besseren Image zu verhelfen. Die Gesellschaft muss erst lernen, Cannabis als medizinisches Produkt wahrzunehmen, damit sich an der politischen Situation etwas ändert und Patienten in solchen Fällen nicht mehr allein gelassen werden.

Quelle: SENS MEDIA GmbH & Co. KG

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