Generation Chips - demographische Zeitbombe tickt
Archivmeldung vom 29.12.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGesellschaftspolitisch und zunehmend auch kulturhistorisch werden Generationen über gemeinsame Lebensumstände oder Merkmale definiert (zum Beispiel die Kriegsgeneration, 68’er Generation). Begriffe wie „Generation Golf“ oder „Generation X“ sind inzwischen zu viel zitierten Schlagwörtern geworden, die freilich unzulässig verallgemeinern.
Die in den 60er und 70er Jahren Geborenen werden von manchen als Generation X
bezeichnet, die sich erstmals ohne Kriegseinwirkung mit weniger ökonomischen
Wohlstand begnügen muss, als die Elterngenerationen, die aber gleichzeitig für
deren ökologische und ökonomische Sünden büßen muss. Etwas später wurde dieselbe
Generation in Westdeutschland als „Generation Golf“ charakterisiert, die im
Vergleich zu ihrer Vorgängergeneration sich unpolitisch verhält, mode- und
markenbewusst ist und materiell weitgehend sorgenfrei sei.
Anfang 2005
war ein Artikel in der „Zeit“ mit „Generation Praktikum“ überschrieben, als
lebensprägendem Trend vieler junger Akademiker, die lediglich ein Praktikum nach
dem anderen absolvieren, anstatt eine feste Anstellung zu erhalten.
Die
„jüngste“ Generation wird gelegentlich als XXL-Generation bezeichnet aufgrund
der starken Zunahme übergewichtiger Kinder und Jugendlicher. „XXL“ umschreibt
dabei jedoch lediglich den äußeren Zustand, in Anlehnung an Kleidungsgrößen.
Dagegen bezieht sich der Begriff Generation Chips auf die komplexen Ursachen,
nämlich mangelnde Bewegung durch zuviel Medienkonsum, einseitige Ernährung sowie
die genetisch bedingte Disposition (Software), dass der menschliche Körper
Energiereserven speichert für Notzeiten, obwohl in der westlichen Gesellschaft
heute überall und ständig Nahrungsmittel zur Verfügung stehen.
Nach Ansicht von Edmund Fröhlich (50) wird die Generation Chips diejenige Generation sein, „die kränker sein wird als frühere Generationen und früher sterben wird als ihre Eltern“. Der Klinikmanager prägte den Begriff Generation Chips in Anspielung auf die fatale Mischung "ungesundes Essen" (KartoffelCHIPS) plus "Computerspiele" (MikroCHIPS). Dabei geht es nicht darum, Kindern beide Genüsse rigoros zu verbieten, sondern einen verantwortlichen Umgang zu lernen. Zu warnen ist vielmehr vor der "katastrophalen" demografischen Entwicklung, die uns in den nächsten Jahrzehnten angesichts der Menge der dicken Kinder, die dann noch dickere Erwachsene werden, bevorsteht.
Nach Einschätzung der deutschen Adipositasgesellschaft sollten bereits heute ein Drittel der erwachsenen Bundesbürger aus medizinischen Gründen abnehmen, weil sie deutlich übergewichtig sind. Wie wird sich dieser Anteil erst noch erhöhen, wenn die Generation Chips, bei denen bereits 10% als adipös gelten, voll im Erwachsenenalter steht. Zurzeit werden schon heute knapp 5% aller Gesundheitsausgaben lt. Deutscher Adipositasgesellschaft für die Behandlung der Adipositas und ihrer Folgen aufgewendet.
Die Betroffenen - es handelt
sich um die Altersgruppe der Mitte der 80er (und später) Geborenen - erkranken
früher an den Gelenken (aufgrund der schweren Last), belasten den Kreislauf
durch mangelnde Bewegung, haben oft "Alterszucker" und leiden unter sozialer
Ausgrenzung, die kontinuierlich in die für das Gesundheitssystem sehr
kostspieligen psychosomatischen Erkrankungen überleitet. Zudem haben sie eher
Schwierigkeiten beim Lernen und angesichts des unattraktiven Äußeren schlechtere
Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Die öffentliche Diskussion um magersüchtige
Models verdrängt die notwendige Aufmerksamkeit für Fettsucht. Fotos von kranken
untergewichtigen Models, angereichert mit Bildern gesunder Models seien ein
besseres Argument für die Auflage als solche von dicken Teenagern.
„Wir müssen ein Bewusstsein für diese Kinder und Jugendlichen schaffen, bevor es zu spät ist, denn bereits heute ist jedes fünfte Kind in Deutschland zu dick“ sagt Edmund Fröhlich, der Geschäftsführer der Spessart-Klinik, die sich seit mehr als 25 Jahren mit der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Zusammen mit der Journalistin Susanne Finsterer (Berlin) und weiteren namhaften Experten wird er im Frühjahr ein Buch mit dem Titel Generation Chips im Hubert Krenn Verlag (Wien) herausbringen. (weitere Infos www.generation-chips.de)
Quelle: Pressemitteilung medinet Spessart-Klinik Bad Orb