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Vernachlässigte Krankheiten: Hunde sind mögliche Quelle für Zwergfadenwurm-Infektionen des Menschen

Archivmeldung vom 22.08.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Siyu Zhou und Tegen G. Jaleta
Quelle: (© Tegen G. Jaleta) (idw)
Siyu Zhou und Tegen G. Jaleta Quelle: (© Tegen G. Jaleta) (idw)

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie in Tübingen verglichen mittels molekularbiologischer Analysen ob Menschen und Hunde in Kambodscha mit der selben Spezies des Zwergfadenwurms Strongyloides stercoralis infiziert sind oder ob es sich um getrennte wirtsspezifische Populationen handelt. Die von den Fadenwürmern ausgelöste Infektion steht auf der WHO-Liste der vernachlässigten tropischen Krankheiten. Die Ergebnisse der Untersuchung werden nun in der Zeitschrift „PLOS Neglected Diseases“ veröffentlicht.

Vorderende einer infektiösen Strongyloides-Larve (Raster-EM-Aufnahme))
Quelle: (© Adrian Streit) (idw)
Vorderende einer infektiösen Strongyloides-Larve (Raster-EM-Aufnahme)) Quelle: (© Adrian Streit) (idw)

Es ist ein altbekanntes Klischee, dass sich Hunde und ihre Besitzer verblüffend häufig ähneln. Abgesehen von Äußerlichkeiten - ganz sicher teilen sich Menschen und Hunde ihre Parasiten. Und auch diese sind sich mitunter so ähnlich, dass sie nur durch genetische Analysen unterschieden werden können. Diese genetische Unterscheidung nahm nun eine Forschergruppe des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie für einen Menschen und Hunde befallenden Zwerfadenwurm vor.

Strongyloidose – eine vernachlässigte Krankheit

Der Zwerfadenwurm Strongyloides stercoralis befällt sowohl Menschen als auch Tiere. Er kommt vor allem in feuchtwarmen Regionen der Erde vor, wobei davon ausgegangen wird, dass etwa 300 Mio Menschen mit Zwergfadenwürmern infiziert sind. Die von dem Zwerfadenwurm ausgelöste Strongyloidasis zählt, als über den Boden übertragene Wurminfektionen (soil-transmitted helminths, STH), gemäß WHO zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases/NTDs). Vor allem für Menschen mit einem geschwächten Abwehrsystem, beispielsweise nach einer Organtransplantation oder an Immunsystemerkrankungen leidenden Patienten, ist ein Befall durch Strongyloides gefährlich. Ihre Bekämpfung darf daher nicht vernachlässigt werden

Menschen und ihre Hunde – eine Partnerschaft mit Nebenwirkungen

Das enge Zusammenleben von Menschen und Hunden in den ländlichen Gegenden von Kambodia in Kombination mit dem hohen Strongyloides-Vorkommen eignet sich sehr gut, um herauszufinden, ob die in den Hunden vorkommenden Zwergfadenwürmer genetisch identisch sind mit denen ihrer Besitzer.

Siyu Zhou und Tegen G. Jaleta aus der Abteilung für Evolutionsbiologie am MPI für Entwicklungsbiologie isolierten in Zusammenarbeit mit Kollegen vom Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut in Basel und vom kambodschanischen Gesundheitsministerium Würmer aus Hundekot und menschlichen Stuhlproben und verglichen die gefundenen Exemplare anhand nuklearer und mitochondrialer DNA auf Sequenz-Polymorphismen. Sie fanden in den Hunden zwei Wurm-Populationen, die genetisch klar voneinander getrennt sind. Die größere der beiden Populationen kommt ausschließlich in Hunden vor, Die zweite gefundene Strongyloides-Population war genetisch identisch zu den in Menschen gefundenen Exemplaren.

Ohne Wissen keine effektive Bekämpfung

Hintergrund ihrer Arbeit ist die bisher offen Frage ob die Infektion mit Strongyloides spec. als Zoonose einzustufen ist oder ob die Infektion von Menschen und Hunden getrennt voneinander betrachtet werden muss. Die Ergebnisse der aktuellen StudiBildschirmfoto 2017-07-18 um 09.20.07e zeigen, dass aufgrund der überlappenden Populationen Hunde als Reservoir und somit Ansteckungsherd für menschliche Strongyloides-Infektionen in Betracht gezogen werden müssen. Dieses Wissen ist für die Bekämpfung der Strongyloides-Infektionen bei Menschen wichtig.

Quelle: Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie (idw)

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