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Wachkoma: Patienten "kommunizieren" über Scans

Archivmeldung vom 04.02.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.02.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Gehirnscan macht Gedanken sichtbar. Bild: Dieter Schütz/pixelio.de
Gehirnscan macht Gedanken sichtbar. Bild: Dieter Schütz/pixelio.de

Ein Team aus belgischen und britischen Wissenschaftlern hat es geschafft, den Geist eines gehirngeschädigten Mannes zu erreichen und mit seinen Gedanken zu kommunizieren. Dazu wurde ein neues Verfahren zur Durchführung von Gehirnscans eingesetzt. Bei drei anderen Patienten, die bisher als vegetativ eingestuft worden waren, konnte ebenfalls ein Bewusstsein nachgewiesen werden.

Die im New England Journal of Medicine veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Scans Anzeichen für ein Bewusstsein bei Patienten sichtbar machen können, bei denen bisher angenommen wurde, dass sie völlig von der Welt abgeschlossen sind. An der Untersuchung waren Wissenschaftler des Medical Research Council (MRC), des Wolfson Brain Imaging Centre und der Universite de Liege beteiligt.

Aktivität im prämotorischen Kortex

Vegetative Patienten sind wach, liegen nicht in einem Koma, verfügen aber aufgrund von schweren Schädigungen des Gehirns über kein Bewusstsein. Das Team setzte funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT) ein, die die Gehirnaktivität in Echtzeit sichtbar manchen kann. Patienten und gesunde Freiwillige wurden ersucht, sich während der Scans vorzustellen, sie spielten Tennis. Bei den Freiwilligen wurde eine Aktivität im prämotorischen Kortex ausgelöst, jenem Bereich des Gehirns, der mit Bewegung in Zusammenhang steht.

Die gleiche Aktivität konnte jedoch laut BBC auch bei vier der 23 Patienten beobachtet werden, bei denen davon ausgegangen worden war, dass sie sich in einem vegetativen Zustand befinden. Die aktuelle Studie ist eine Fortsetzung von Forschungsarbeiten, die vor drei Jahren veröffentlicht wurden. Damals wurde das gleiche Verfahren eingesetzt, um einen ersten Kontakt mit einem Patienten herzustellen. Jetzt ging das Team einen Schritt weiter.

Richtige Antworten

Einem Patienten, ein Belgier, der vor sieben Jahren bei einem Verkehrsunfall verletzt worden war, stellten sie eine Reihe von Fragen. Es gelang ihm, mittels seiner Gedanken mit "Ja" und "Nein" zu kommunizieren. Er wurde ersucht, motorische Vorstellungen wie ein Tennisspiel für "Ja" und räumliche Vorstellungen wie ein Schlendern in den Straßen für "Nein" einzusetzen. Der Patient beantwortete in der Folge vier von fünf gestellten autobiografischen Fragen richtig. Er bestätigte zum Beispiel, dass der Name seines Vaters Alexander war.

Adrian Owen vom MRC, einer der Autoren der Studie, betonte, dass mit diesem neuen Verfahren Möglichkeiten eröffnet würden, diese Patienten in Entscheidungen über eine zukünftige Behandlung mit einzubeziehen. Es wäre möglich zu fragen, ob die Patienten Schmerzen haben und entsprechende Medikamente zu verschreiben. Auch könnte man sie nach ihrem psychischen Zustand befragen.

Verfahren wirft ethische Fragen auf

Mit diesem neuen Verfahren stellen sich jedoch auch eine ganze Reihe ethischer Fragen. Es ist rechtmäßig, Patienten mit einem permanenten Wachkoma durch die Einstellung der Behandlung sterben zu lassen. Kann ein Patient jedoch "antworten" wäre es das nicht, auch wenn die Betroffenen eindeutig klar machten, dass das ihrem Wunsch entspräche. Helen Gill vom Royal Hospital for Neurodisability in London berichtet von einer Studie mit 60 vegetativen Patienten. 43 Prozent waren in der Lage zu kommunizieren. 

Quelle: pressetext.austria (Michaela Monschein)

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