Pilzforscher rät - „Wer Pilze isst, lebt länger“
Archivmeldung vom 02.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittRegelmäßiger Pilzkonsum fördert die Gesundheit und beugt Krankheiten vor. Wegen der vielfältigen Nährstoffe und Heilkräfte nehmen immer mehr Menschen das "Fleisch des Waldes" als Frischpilz, Extrakt oder in Tablettenform zu sich. "Wer Pilze isst, lebt länger", sagt der Kölner Pilzforscher Prof. Dr. Dr. h. c. Jan I. Lelley (69).
Pilze sind Lelley zufolge wegen ihres geringen Kaloriengehalts und
ihres Reichtums an Vitaminen und Ballaststoffen (Chitin, Hemizellulose)
wertvolle Nahrungsmittel mit rund 100 Geschmackskomponenten. Die
Heilkräfte rühren von Vielfachzucker- und Kohlenstoffverbindungen sowie
anderen Inhaltsstoffen her. Zu den wichtigsten Kulturspeisepilzen
zählen Austernpilz, Shii-take und Kulturchampignons. Trotz des
beachtlichen kulinarischen Wertes seien Pilze eine hervorragende
Diätspeise, rät der Pilzexperte. Sie enthielten nicht mehr als 20 bis
40 Kalorien in 100 Gramm. Demnach seien 100 g Frischpilze, auf den
Energiegehalt bezogen, mit nur 3 bis 4 g Fett oder 6 bis 8 g
Kohlehydraten bzw. Eiweiß gleichzusetzen.
Pilze enthalten laut Lelley wenig Glukose und eignen sich gut für den Speiseplan bei Diabetes, sie sind salzarm und deshalb gut für Menschen mit Bluthochdruck. Pilze enthalten wichtige Spurenelemente (Eisen, Kupfer, Zink und Selen) sowie wertvolle Mineralien wie Kalium und Phosphor. Jeder Bundesbürger isst jährlich rund 3 kg Speisepilze.
Wachsender Markt als Nahrungsergänzungsmittel
Die Nachfrage nach Pilzen mit Heilkraft steigt laut Lelley auch in
Deutschland. Immer mehr Heilpraktiker und Ärzte für Naturheilverfahren
setzen auf die Heilkraft der kleinen Köpfe. Pilzfruchtkörper und das
Wurzelgeflecht werden nach den neuesten Erkenntnissen von
Biotechnologen kultiviert und in großem Stil zu
Nahrungsergänzungsmitteln in Pulver- und Kapselform weiterverarbeitet.
Der Umsatz mit den so genannten „mushroom nutriceuticals“ liege in
Deutschland mit 3 Millionen Euro jährlich noch weit hinter den USA (ca.
9 Mrd. Euro), schätzt der Pilzexperte. Die Nachfrage steige aber.
Als wichtigsten Vertreter der Vitalpilze nennt der Pilzforscher den
„Glänzenden Lackporling“, der wegen seines bitteren Geschmacks als
Speisepilz ungeeignet ist. Der auch als „Reishi“ bekannte Heilpilz
werde getrocknet, geraspelt oder pulverisiert in Tablettenform
eingenommen. Er sei seit ca. 3.000 Jahren bekannt und habe ein breites
Wirkspektrum, so der Mykologe. Der Pilz sei in China zur Behandlung
chronischer Gelbsucht, von Nierenentzündungen, Bluthochdruck,
Gelenkentzündungen, Schlaflosigkeit, Bronchitis, Asthma und
Magengeschwüren verabreicht worden. „Chinesen nutzen den Pilz zur
Gewichtsreduzierung und Erhöhung der Lebenserwartung“, weiß Lelley.
Die Heilkraft des Kulturchampignons liegt in seinem hohen Nährwert, der
den Organismus stärkt und hilft, Krankheiten vorzubeugen. Der geringe
Kaloriengehalt hilft bei Gewichtsreduktion. Der Champignon stärke
außerdem das Immunsystem und helfe bei Brust- und Prostatakrebs durch
Hormonhemmung. Getrocknete Austernpilze werden in der traditionellen
chinesischen Medizin (TCM) zur Stärkung der Venen und Entspannung der
Sehnen verabreicht. Austernpilze helfen nach Angaben von Lelley
ebenfalls bei der Gewichtsabnahme, gelten als Radikalenfänger und
Bakterienhemmer und regulieren den Blutfettgehalt. Als weitere
Heilpilze gelten der Shii-take, der Maitake und der Brasil Egerling.
Sie unterstützen die Immunabwehr des Menschen und werden als Ergänzung
von Krebstherapien empfohlen.
Fallbeispiele
Zahlreiche Heilpraktiker und Ärzte für Naturheilverfahren setzen auf das Heilmittel „Pilz“. Im Rahmen einer Mykotherapie würden Pilzextrakte und Mischungen von Extrakten verabreicht. Pilze werden nach den Erkenntnissen von Lelley zur Begleitung bei Chemotherapien eingesetzt. Eine 62-jährige Patientin vertrug nach Einnahme von Maitake-Extrakten die Chemotherapie ohne Beschwerden. Übelkeit und Haarausfall stoppen, sie erholte sich schnell von der Chemotherapie und fand wieder Lebensmut. Gegen die chronische Müdigkeit, Gereiztheit und Leistungsschwäche einer 27-jährigen zweifachen Mutter setzte ein Arzt auf Shii-take-Tabletten. Nicht nur die Müdigkeit, auch das leichte Übergewicht verschwand.
Informationen über Jan I. Lelley
Jan I. Lelley ist geschäftsführender Gesellschafter der Gesellschaft
für angewandte Mykologie und Umweltstudien (GAMU) und des Instituts für
Pilzforschung. Seit 1982 hält er Vorlesungen an der
Landwirtschaftlichen Fakultät über angewandte Mykologie.
Sein Buch „Die Heilkraft der Pilze“ ist in vierter, neu bearbeiteter Auflage soeben erschienen. „Ich will die Großpilze auf den ihnen gebührenden Platz stellen“, sagt
Lelley zum Anliegen seines Buches. Auf 272 Seiten wird die Bedeutung
der Pilze als gesunde Nahrung und ihre mögliche Rolle in der
Krankheitsvorbeugung ebenso behandelt wie ihre Heilkraft. Lelley stellt
zwölf besonders bevorzugte Pilzarten mit Heilkraft vor, darunter so
klangvolle Namen wie Eichhase, Igelstachelbart, Judasohr oder
Schmetterlingsporling.
Quelle: Institut für Pilzforschung