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Perfluorierte Verbindungen: falscher Alarm oder berechtigte Sorge?

Archivmeldung vom 17.02.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.02.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Was hat es auf sich mit PFT? Ist Teflon® PFT? Darf ich meine Gore-tex® Jacke noch tragen? Sind die Rückstände im Trinkwasser und in Nahrungsmitteln – wie in Fischen oder Pommes frites – gefährlich für uns und unsere Kinder? Die Nachweise perfluorierter Verbindungen im menschlichen Blut und in Gewässern, besonders im Trinkwasser, erregen zunehmend Besorgnis in der Bevölkerung – nicht nur im nordrhein-westfälischen Sauerland.

Dort wiesen Wissenschaftler der Universität Bonn im Sommer 2006 perfluorierte Verbindungen ausgerechnet in Gewässern nach, die der Trinkwasserversorgung dienen. Mit einem neuen Hintergrundpapier zu perfluorierten Verbindungen will das Umweltbundesamt (UBA) Klarheit in die Diskussion bringen und die aktuellen wissenschaftlichen Hintergründe vermitteln. Das Papier stellt die wichtigsten perfluorierten Verbindungen, ihre Verwendungen und Verbreitungspfade bis in unser Blut sowie die Risiken für Mensch und Umwelt dar.

Bereits 2005 berichtete die Zeitschrift „Ökotest“ über Rückstände perfluorierter Hilfsstoffe in Jacken aus Gore-tex®, in Kinderregenjacken und in Imprägniersprays. In den Vereinigten Staaten fanden Forscher dieselben Chemikalien in Popcorn, und Greenpeace titelte im Dezember 2006 „heiß, fettig und auch noch giftig“, weil ein beauftragtes Labor Perfluoroktansäure (PFOA) in Pommes frites nachgewiesen hatte.

Das Problem aus Sicht des UBA ist die weltweite Verbreitung perfluorierter Verbindungen in Flüssen, in den Weltmeeren, auch im Lebergewebe grönländischer Eisbären, in Robben, Nerzen, Füchsen, Eisvögeln und Fischen aus der kanadischen Arktis. Überraschend und besonders bedenklich sind jedoch die weltweiten Nachweise der Perfluorcarbonsäure PFOA und der Perfluorsulfonsäure PFOS im menschlichen Blut: Der Körper scheidet beide Verbindungen nur langsam wieder aus. Im Tierversuch wirken sie fortpflanzungsgefährdend und fördern das Wachstum von Tumoren.

Aber woher kommen die Chemikalien? Im Sauerland haben Landwirte unwissentlich Chemieabfall entsorgt, indem sie ein Gemisch aus organischen Abfällen zur „Düngung“ ihrer Weihnachtsbaumkulturen einsetzten. Das Abfallgemisch wurde illegal an Landwirte aus ganz Deutschland abgegeben - weitere landwirtschaftlich genutzte Flächen in ganz Deutschland könnten betroffen sein. Quellen perfluorierter Verbindungen sind die Produktionsverfahren und Rückstände in Produkten. Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung in der Umwelt spielen auch Vorläuferverbindungen. Diese können sich bei der Produktion freisetzen oder als Rückstände in Beschichtungen in der Umwelt verbreiten.

Die häufigen Nachweise perfluorierter Verbindungen in der Umwelt, besonders im Trinkwasser, führen berechtigterweise zu verstärkten Sorgen in der Öffentlichkeit. Deshalb hat die Trinkwasserkommission des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) beim Umweltbundesamt erstens einen Maßnahmenwert, zweitens ein Mindestqualitätsziel für die lebenslange gesundheitliche Vorsorge sowie drittens einen Trinkwasserleitwert vorgeschlagen.

Diese Werte wurden bisher nur vereinzelt überschritten. Trotzdem: Eine Entwarnung ist erst dann möglich, falls die Konzentrationen in der Umwelt und im menschlichen Blut nachweislich und dauerhaft zurückgehen. Deshalb sind die perfluorierten Verbindungen weiterhin aufmerksam zu beobachten. Dazu gehört auch, die unbestritten nützlichen Verwendungen auf deren Notwendigkeit zu prüfen.

Quelle: Pressemitteilung Umweltbundesamt

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