So fing der CBD-Hype an. Und was ist dran am harmlosen Gras?
Archivmeldung vom 05.06.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.06.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNiemand weiß, wann das letzte Mal ein Lebensmittel so gehypt worden ist, wie Cannabis in den letzten Jahren. Lang vergessen sind die Zeiten, in denen Cannabis eine Droge der Hippiebewegung der 60er und 70er Jahre gewesen ist. In Form von Cannabidiol (CBD) ist Cannabis jetzt fast überall zu finden und überall zu kaufen. Aber was ist wirklich dran am angeblichen Superfood? Ist es wirklich ein Allheilmittel, ohne das wir eigentlich gar nicht auskommen dürften?
Was ist CBD eigentlich genau?
Die Abkürzung CBD steht für Cannabidiol, einem Wirkstoff der Cannabis-Pflanze. Aus der harmlosen Hanfpflanze, aus der auch Fasern für Textilien oder Seile gewonnen werden können, wird mit den Blüten Rauschgift gemacht. Das Cannabis kann geraucht, zu Haschisch weiterverarbeitet oder die einzelnen Bestandteile extrahiert werden.
Aber nicht jede Cannabis-Pflanze ist gleich. Je nach Unterart, Standort und Wachstumsbedingungen wie Sonnenschein und Wasserversorgung sind die Anteile der Wirkstoffe in der Pflanze nie gleich. Die Stoffe, die die Wirkung von Cannabis ausmachen sind vor allem CBD und THC. Die Abkürzung THC steht für Tetrahydrocannabinol, einem psychoaktiven Stoff. Das THC ist es auch, dass für die berauschende Wirkung von THC verantwortlich ist – und wegen diesem ist Cannabis und herkömmliche Cannabis-Produkte in Deutschland und den meisten anderen Ländern der Welt verboten.
Gegenüber dem THC ist das CBD nicht psychoaktiv, deswegen ist es auch nicht verboten. Solange in den Cannabis-Produkten ein THC-Anteil von weniger als 0,2 Prozent enthalten ist, sind diese vollkommen legal. Anders als THC hat CBD keine berauschende, sondern eine beruhigende Wirkung auf Körper und Seele, eine Wirkung, die man einerseits mit Nahrungsergänzungsmitteln nutzen kann – aber auch für die Medizin interessant sind.
Woher kommt der Hype um CBD?
Seit einigen Jahren ist CBD jetzt überall. Spätestens seit der Legalisierung von Cannabis in Kanada und einigen Staaten der USA will jeder, der nicht zu den Glücklichen gehört und nicht legal Cannabis besitzen darf, trotzdem ein bisschen vom Lifestyle und den Gesundheitsvorteilen von Cannabis abbekommen. Deswegen ist CBD jetzt überall zu finden. Es gibt Blüten von den speziell gezüchteten Pflanzen, die kaum THC enthalten, es gibt CBD-Öl und CBD-Kosmetika. Auch die Samen der Pflanzen werden als das neue, ultimative Superfood vermarktet. Was alles mit CBD-Samen möglich ist, erfährt man in ausführlichen Berichten online, wie diesem hier.
Bei der Nachfrage nach CBD-Produkten handelt es sich eigentlich schon gar nicht mehr um einen Hype. Vielmehr ist CBD zu dem wahrscheinlich am schnellsten wachsenden Konsummärkte der Welt geworden. Da herrscht in jeder Branche eine echte Goldgräberstimmung. Denn CBD ist etwas anderes als alle anderen Superfoods, die ihre jeweilige Hochphase bereits durchgemacht haben.
Um zu rekapitulieren: Der Trends der Superfoods begann mit der bescheidenen Heidelbeere, dann war Kakao das nächste Superfood. In rascher Folge wechselten sind dann die Trends zu Goji-Beere, den Chiasamen und Quinoa ab – jetzt ist Cannabis an der Reihe. Anders als die bisherigen Superfoods handelt es sich dabei aber nicht nur um ein besonders gesundes Lebensmittel. Die Goji-Beere wurde mehr oder weniger erfolgreich zwar als Natürliches-Anti-Aging-Mittel beworben, aber CBD ist nicht nur Nahrungsergänzungsmittel und Teil eines jeden hippen, gesunden Müslis, es kann auch als Medikament benutzt werden. Und obwohl die Studienlage laut der Techniker Krankenkasse zu Cannabis als Arzneimittel bestenfalls als moderat bezeichnet werden kann, ebbt die Begeisterung für CBD als Medizin und Nahrungsergänzungsmittel nicht ab – im Gegenteil: immer mehr Menschen fragen CBD-Produkte nach.
Was soll CBD alles bewirken?
Glaubt man den Marketingstrategen hinter der CBD-Industrie ist CBD ein wahres Allheilmittel, das gegen jedes körperliche wie seelische Gebrechen hilft – und das ökologisch und ohne Nebenwirkungen.
Die Wirkung von CBD als Medikament
Im Körper wirkt das CBD auf die körpereigenen Cannabiniol-Rezeptoren und löst damit verschiedene, bisher noch nicht abschließend erforschte Prozesse im Endocannabinoiden System des Körpers aus. Wie genau CBD hier wirkt versuchen Wissenschaftler noch zu verstehen, aber die beruhigende Wirkung von CBD auf den Körper ist bei verschiedenen Leiden zu beobachten.
Dabei wird Cannabis gegenwärtig als Medikament für verschiedene Krankheiten getestet. Vor allem hilft Cannabis Patienten mit chronischen Schmerzerkrankungen, lindert Spastiken durch Multiple Sklerose, kann die Übelkeit nach einer Chemotherapie reduzieren und den Appetit von HIV und AIDS Patienten steigern. Auch für psychische Krankheiten wird Cannabis gegenwärtig getestet. Es gibt erste positive Studien und Erfahrungen, dass Cannabis gegen Angst- und Schlafstörungen hilft, die Ticks des Tourette-Syndroms reduziert und möglicherweise bei ADHS helfen kann.
Auffällig bei diesen Erfahrungen und ersten Studien ist, dass CBD gut bei Krankheiten und psychischen Störungen helfen kann, die sonst mit starken Medikamenten wie Opiaten behandelt werden müssen. Medikamente wie das in den USA sehr oft verschriebene Oxycontin haben nicht nur viele Nebenwirkungen, sondern machen auch schnell Abhängig. Beide Folgen bleiben Patienten, die mit Cannabis behandelt werden, allem Anschein nach erspart. Es gibt so gut wie keine Berichte über Nebenwirkungen oder Abhängigkeiten durch CBD oder Cannabis.
Was kann CBD als Nahrungsergänzungsmittel?
Das Cannabis scheinbar gegen jede Krankheit ohne Nebenwirkung hilft, macht es auch für die Lebensmittelindustrie interessant, die es gern als Nahrungsergänzungsmittel bewirbt. Das Bild von Cannabis bzw. CBD trifft genau den gegenwärtigen Zeitgeist. Es ist ein Naturprodukt, dass sich auch regional anbauen lässt und anders als Avocados keine lange Anreise auf sich nehmen muss. Es beruhigt in Zeiten von Burnout und steigender Belastung am Arbeitsplatz – aber sanft und ohne Nebenwirkungen. Es trifft die Interessen nach Entschleunigung, Ökologie und Achtsamkeit.
Kein Wunder also, dass fast jeder mit diesen Eigenschaften von CBD werben möchte. Es gibt CBD in allen nur erdenklichen Formen. Die Blüten kann man rauchen, mit CBD-Mehl kann man backen, CBD-Öl lässt sich für Salate verwenden, CBD-Samen für Müslis und Bowls. Dazu gibt es CBD-Schokolade, CBD-Tees und CBD-Kosmetika. Sogar für Hunde und Katzen gibt es beruhigende CBD-Produkte.
Bei Kindern sollte man unbedingt darauf achten, sie nicht CBD auszusetzen, da hier noch gar keine Erfahrungswerte vorliegen. Wie CBD auf Kinder wirkt ist deshalb noch vollkommen unbekannt. Ansonsten, da sind sich die meisten Ernährungswissenschaftler und Mediziner einig, steht der Einnahme von CBD als Nahrungsergänzungsmittel nichts im Wege. Denn die Mengen an CBD in diesen Mitteln sind so niedrig, dass gar keine Wirkung zu erwarten ist – weder positiv, noch negativ.
---