Wie sicher ist "Nano"?
Archivmeldung vom 03.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNano-Kosmetik, Nano-Farbe, Nano-Autowäsche: "Nano" ist längst ein Markt. 900 Millionen US-Dollar sollen 2005 mit Nanopartikeln umgesetzt worden sein. Über ihre kurz- und langfristigen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt ist bisher nicht allzuviel bekannt.
Nanopartikel stecken heute schon in vielen Produkten: in
Kosmetik, in Farben oder in Reifen. Sogar Autopflegemittel werben mit den
winzigen Teilchen. Wie sie auf die Umwelt und den menschlichen Organismus wirken
ist bisher allerdings wenig erforscht. INOS, ein Forschungsprojekt des
Bundesforschungsministeriums zur "Identifizierung und Bewertung von Gesundheits-
und Umweltrisiken von technischen nanoskaligen Partikeln" soll diese Fragen
jetzt klären. An dem Projekt ist auch das Fraunhofer-Institut für Keramische
Technologien und Systeme IKTS in Dresden beteiligt. "Uns kommen langjährige
Erfahrungen mit Pulvern im Nanometermaßstab zu Gute", berichtet Projektleiter
Dr. Volkmar Richter vom IKTS.
Die Dresdner Forscher werden jetzt
künstliche Nanopartikel untersuchen, die von Projektpartnern hergestellt und für
technische Zwecke bereits eingesetzt werden. Darunter sind Hartstoffe wie
Wolframcarbid, Metalle wie Platin sowie Kohlenstoff-Nanoröhrchen. Sie werden am
IKTS mit Oxid- oder organischen Schichten umhüllt - solche Schichten entstehen
bei der Verarbeitung oder werden gezielt aufgebracht, um die Eigenschaften zu
modifizieren. Diese Schutzhüllen können jedoch die Wechselwirkung mit Wasser und
Zellen beeinflussen. Die Wissenschaftler untersuchen die Nanoteilchen - mit und
ohne Schutzhüllen, einzeln und als Agglomerate - in Zellkulturen. Dadurch wollen
sie herausfinden, wie leicht die Partikel in die Haut gelangen, in Lunge, Darm
oder Nervensystem. Schädigen sie das Erbgut oder beeinflussen sie das
Immunsystem? Die Antworten auf diese Fragen sind derzeit noch offen. Es gibt nur
wenige Forschungsergebnisse, und die sind widersprüchlich. "Das ist nicht
erstaunlich, häufig fehlt in den Veröffentlichungen die genaue Charakterisierung
der Partikel", beklagt Volkmar Richter. Genau das wollen die IKTS-Forscher mit
INOS nachholen. Ohne Tierversuche sollen gemeinsam mit der TU Dresden und dem
Umweltforschungszentrum (UFZ) Leipzig Kenntnisse über die Wirkung von
Nanoteilchen auf Zellen gewonnen werden.
Die Ergebnisse machen die Forscher in einer Datenbank öffentlich zugänglich. Auf der Website "http://www.nanotox.de";werden sich alle, die Nanopartikel herstellen, verarbeiten oder nutzen, über deren Verhalten in biologischen Systemen und deren eventuelles Gefährdungspotenzial informieren können. Nach Abschluss des Projekts ist auch ein akkreditiertes Labor geplant, das vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben als Ansprechpartner dienen und weitere Analysen von Nanopartikeln vornehmen soll.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.