Nicht ohne Risiko - Was Schmerzmittel wirklich taugen
Archivmeldung vom 17.12.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Apotheken und Supermärkten sind rezeptfreie Schmerzmittel der Renner - 700 Millionen Euro geben die Deutschen pro Jahr dafür aus. Wie die Zeitschrift VITAL berichtet, ist bei einer Auswahl von rund 900 zugelassenen Präparaten jedoch Vorsicht geboten, da die Nebenwirkungen nicht zu unterschätzen sind.
Experten warnen insbesondere vor einer längeren Einnahme von Kopfschmerz- und Migränemitteln, da diese sonst das genaue Gegenteil bewirken können. Migräne-Spezialist Prof. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel rät, entsprechende Medikamente an maximal zehn Tagen im Monat einzunehmen. Danach sollten Betroffene zum Arzt gehen oder auf homöopathische Alternativen zurückgreifen. Auch Mittel gegen Gelenk- oder chronische Schmerzen sind problematisch, weil durch die parallel verordnete Ruhe das Schmerzgedächtnis falsch trainiert wird. Die Angst vor Bewegung verstärkt den Schmerz, so dass der Körper nach einem stärkeren Medikament verlangt. Ein Teufelskreis, der nur durch aktive Bewegung durchbrochen werden kann.
Bei bereits bestehenden gesundheitlichen Beschwerden sollte selbst die kurzfristige Einnahme von rezeptfreien Mitteln ärztlich abgeklärt werden, da die Gefahr unerwünschter Wechselwirkungen besteht. So können Schmerzmittel wie Ibuprofen beispielsweise die Wirkung von Betablockern oder ACE-Hemmern beeinträchtigen. Ältere Menschen und Schwangere sollten vor einer Einnahme in jedem Fall immer erst einen Arzt konsultieren.
Vorsicht heißt es grundsätzlich bei Präparaten mit mehreren Anti-Schmerz-Wirkstoffen sowie Koffein oder Kodein. "Die Kombi-Mittel führen sehr schnell dazu, dass man sich daran gewöhnt und immer mehr davon nimmt," warnt Experte Hartmut Göbel. Bei Schmerzmedikamenten mit nur einem Wirkstoff könne man dagegen sicher sein, nicht abhängig zu werden. Auch in der Darreichungsform gibt es qualitative Unterschiede. Zäpfchen etwa wirken meist weniger zuverlässig als Tabletten, haben jedoch gleich hohe Nebenwirkungen. Schmerzsalben schließlich sind häufig ganz überflüssig, da die Wirkstoffe nicht tief genug durch die Haut eindringen können.
Quelle: VITAL