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Studie: Schlafmangel bei Frühschichten betrifft auch Lerchen

Archivmeldung vom 11.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Müde: impulsives Verhalten durch Schlafmangel. Bild: Jorma Bork/pixelio.de
Müde: impulsives Verhalten durch Schlafmangel. Bild: Jorma Bork/pixelio.de

Frühschichten sind auch für viele Frühaufsteher ein Problem. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA). Sie zeigt, dass dauerhafter Schlafmangel bei Beschäftigten in Frühschichten sehr häufig vorkommt, und das unabhängig davon, ob sie eher zu den Früh- oder Spätaufstehern zählen.

Bislang war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass vor Frühschichten kein Schlafdefizit entsteht, insbesondere nicht für Frühtypen, sogenannte Lerchen. Die Studie hat unter anderem Bedeutung für die Verhütung von Unfällen: Beschäftige, die regelmäßig zu wenig schlafen, haben ein erhöhtes Risiko für Arbeits- und Wegeunfälle.

Wann und wieviel ein Mensch schläft, ist Typsache. Hierbei spielt vor allem der sogenannte Chronotyp eine Rolle, also die innere biologische Uhr für Schlafen und Wachsein. Ständig weniger als sieben Stunden zu schlafen gilt allerdings für frühe wie späte Chronotpyen als ungesund, weil die Konzentration leidet und damit das Unfallrisiko steigt. "Problematisch ist vor allem, dass dauerhafter Schlafmangel häufig gar nicht mehr wahrgenommen wird", sagt Barbara Hirschwald, Biologin beim IFA. Ständige, aber unbemerkte Unkonzentriertheit könne dann zu Unfällen führen. So ergab eine Untersuchung des AAA Foundation for Traffic Safety aus dem Jahr 2016 bereits ein signifikant erhöhtes Unfallrisiko bei weniger als sieben Stunden Nachtruhe.

Dass Nachtschichtarbeit meist mit Schlafmangel einhergeht, ist belegt. Bei Menschen, die in Frühschicht arbeiten, also mit einem Arbeitsbeginn zwischen 6:00 und 7:00 Uhr, ging die Wissenschaft bislang nicht von einem Schlafdefizit aus.

Beschäftigte zu Schlafgewohnheiten befragt

Die Frage, welchen Einfluss die Lage der Arbeitszeit und der Chronotyp auf die Schlafdauer haben und damit indirekt auf das Unfallgeschehen bei der Arbeit, war Gegenstand einer Nachuntersuchung meldepflichtiger Arbeitsunfälle durch das IFA. Es befragte 374 Beschäftigte aus verschiedenen Mitgliedsbetrieben der Berufsgenossenschaft Holz und Metall zu ihren Schlafgewohnheiten. Angaben über Aufsteh- und Zubettgeh-Zeiten an Arbeitstagen und in freien Zeiten ermöglichten Rückschlüsse auf die Schlafdauer. Die innere biologische Uhr der Beschäftigten, der Chronotyp, wurde dabei ebenfalls berücksichtigt.

Dauerhafter Schlafmangel betrifft demnach auch Menschen, die regelmäßig in Frühschicht arbeiten. Hirschwald: "Das Risiko weniger als sieben Stunden Schlaf zu bekommen, steigt bei ihnen um das Vierzehnfache im Vergleich zu Beschäftigten, die später zur Arbeit gehen."

Vor einer Frühschicht wird durchschnittlich knapp sechseinhalb Stunden geschlafen, ohne Schichtarbeit sind es fast 45 Minuten mehr. Späte Chronotpyen schlafen erwartungsgemäß an Frühschichttagen noch weniger als die mittleren und frühen Chronotypen, die sogenannten Lerchen. Trotzdem gilt: Die meisten Beschäftigten in Früharbeit - auch die mittleren und frühen Chronotypen - müssen sehr viel früher aufstehen, als es für sie passend und damit gesund wäre.

Hirschwald: "Die Arbeit später beginnen lassen, den Chronotyp bei der Schichtplanung berücksichtigen, Schlafstörungen in der arbeitsmedizinischen Untersuchung thematisieren, all das kann dazu beitragen, dass Beschäftigte in Schichtarbeit ausgeschlafen sind. Davon profitieren ihre Gesundheit, ihre Aufmerksamkeit und letztlich gibt es auch weniger Unfälle."

Link zur Studie: https://link.springer.com/article/10.1007/s40664-020-00397-4

Quelle: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) (ots)

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