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Neue Einsichten in die Entwicklung einer ungewöhnlichen Kinderkrankheit

Archivmeldung vom 31.07.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.07.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Ultraschallschnitt eines eosinophilen Granulomes am Schädel bei einem 1 jährigen Kind mit großem Weichteiltumor und deutlich kleinerer, unterminierender Destruktion der äußeren Teile der Schädelkalotte
Ultraschallschnitt eines eosinophilen Granulomes am Schädel bei einem 1 jährigen Kind mit großem Weichteiltumor und deutlich kleinerer, unterminierender Destruktion der äußeren Teile der Schädelkalotte

Foto: Kinderradiologie Olgahospital Klinikum Stuttgart
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Langerhans-Zell-Histiozytose (LCH) ist eine seltene Erkrankung, die vor allem Kleinkinder betrifft. Während LCH manchmal ohne Behandlung von selbst heilen kann, erfordern andere Fälle intensive Chemotherapie mit Langzeitfolgen für die Kinder oder sie führen sogar zum Tod. Die Gründe für diese Unterschiede sind kaum bekannt. In einer neuen Studie, erschienen im internationalen Forschungsjournal Cancer Discovery, haben ForscherInnen der St. Anna Kinderkrebsforschung (CCRI) und des CeMM Forschungszentrums für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (CeMM) wichtige Einblicke in die zelluläre Heterogenität und die molekularen Mechanismen von LCH erhalten.

Die Langerhans-Zell-Histiozytose (LCH) ist eine sehr ungewöhnliche Erkrankung: Sie wird häufig als Krebs eingestuft, da es zu einem unkontrollierten Zellwachstum in verschiedenen Körperteilen kommt. Außerdem weist sie Merkmale einer Autoimmunerkrankung auf, da LCH-Läsionen Immunzellen anziehen und charakteristische Entzündungen des Gewebes aufweisen. LCH ist klinisch äußert vielfältig und oft schwer zu diagnostizieren. Erkrankungen mit Hautbeteiligung bei Säuglingen können wie ein Windelausschlag aussehen, während eine Knochenbeteiligung auf einem Röntgenbild als Sarkom verwechselt werden kann. In seiner aggressivsten Form kann LCH als Leukämie-ähnliche Krankheit auftreten und zu Organversagen führen. Diese vielfältigen Erscheinungsformen beschäftigen nach wie vor Ärzte und Wissenschaftler auf der ganzen Welt.

Caroline Hutter, pädiatrische Onkologin am St. Anna Kinderspital, Forschungsgruppenleiterin am CCRI und wissenschaftliche Co-Leiterin dieser Studie, beobachtete bei der Untersuchung von LCH-Läsionen unter dem Mikroskop eine bemerkenswerte Heterogenität zwischen LCH-Zellen. Um diese Vielfalt im Detail zu untersuchen, stellte sie ein interdisziplinäres Team aus Experimental- und ComputerforscherInnen des CCRI und des CeMM, sowie ÄrztInnen des St. Anna Kinderspitals und des Allgemeinen Krankenhauses in Wien zusammen. Caroline Hutter’s Ziel ist es, zwei grundlegende Fragen zu beantworten: Welche Mechanismen stehen hinter LCH und wie können wir die Behandlung von Kindern, die von dieser Krankheit betroffen sind, verbessern?

LCH-Läsionen wurden im Labor des zweiten Co-Leiters der Studie, Christoph Bock (CeMM), nach dem neuesten Stand der Technik auf ihre molekulare Zusammensetzung analysiert – mit genügend hoher Auflösung um die molekularen Muster von einzelnen Zellen im Detail zu erkennen. Florian Halbritter (jetzt am CCRI) und Matthias Farlik (jetzt an der Medizinischen Universität Wien) analysierten diese molekularen Profile von LCH-Läsionen und entwickelten eine umfassende „Karte“ der zellulären Heterogenität in LCH.

Auf dieser molekularen Karte identifizierte das Team mehrere Subtypen von LCH-Zellen. Darunter gab es eine Gruppe von sich aktiv teilenden Zellen, die vermeintlich die Vorläufer anderer LCH-Zellen sind. In weiteren Experimenten entschlüsselte das Team die molekularen Signalwege, die in verschiedenen Zweigen dieser unerwarteten Entwicklungshierarchie aktiv sind, was ein Zusammenspiel von entwicklungsbezogenen, immunologischen und onkogenen Mechanismen in LCH hervorhob.

Die Studie ist ein bedeutender Fortschritt für das Verständnis dieser rätselhaften Krankheit. Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft dazu beitragen, schwerwiegende von weniger schweren Krankheitsfällen besser zu unterscheiden, und sogar neue Behandlungsmöglichkeiten eröffnen.

Quelle: CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (idw)


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